Von Sabine Bernd
Kommen wir erstmal zum Intro und dem Menü. Das Intro ist ähnlich wie bei Blazblue oder anderen Beat’em Ups, und zeigt einen Mischmasch aus Kampfszenen und Charakteren. Das Menü ist für meinen Geschmack recht langweilig gehalten. Einfacher Automatenstyle, den sicher einige Zocker ansprechend finden. Es gibt die Menüpunkte Story, Versus, Score Attack, Training, PS Network, Gallery, Replay Theatre und Options. Natürlich wagte ich mich als erstes in die Options und wurde sofort sehr enttäuscht: Als Sprachauswahlmöglichkeit gibt es lediglich Japanisch und Englisch. Das ist natürlich fatal, wenn man seine Spiele hierzulande verkaufen möchte. Man benötigt zwar, um der Story im Storymodus folgen zu können, nicht sonderliche Sprachkenntnisse, aber ich kenne genug Leute, die von einer Nichtübersetzung ins Deutsche abgeschreckt sind und den Titel folglich nicht kaufen. Das allerschlimmste in dem Zusammenhang ist in meinen Augen dann auch noch die doppelte Berieselung im Storymodus aus einerseits englischen Bildschirmtexten und andererseits japanischen Synchronisationen (ok, dies kann man zur Not ausschalten). Sehr subjektiv gesehen ist das nach einem 10 Stunden Tag definitiv zu viel für die kognitive Wahrnehmung.
Kommen wir desweiteren zum eigentlichen Spiel. Die Charaktere sind im Anime-Stil gehalten und bis auf wenige Ausnahmen eher austauschbar im Design und klischeebehaftet. Da wäre die herzensgute Nonne mit Fledermausflügeln, die feurige Rothaarige, die einen etwas wahnsinnigen Eindruck macht, das zuckersüße Vorschulkind, das mit seinem Stift ein großes Monster malt, welches es im Kampf unterstützt und nicht zu vergessen die schüchterne Brillenschlange in Hexenklamotten, zu der das Arcana „Evil“ gehört… Trotz vieler Kontroversen sind die Figuren meines Erachtens nur wenig prägnant und bleiben einem nicht im Gedächtnis wie eine Chun Li. Zur Unterstützung hat jeder Charakter, wie gerade erwähnt, noch ein Wesen aus einer anderen Welt bei sich. Es handelt sich um ein Arcana, wie der Titel schon verrät, welches im Kampf Unterstützung leistet. Dabei ist die Kombination von Kämpferin und Arcana auch frei wählbar, so dass jede Menge an verschiedenen Kombinationen gewählt werden können. Die Charaktere können in verschiedenen Farben ausgewählt werden und man bestimmt den Modus „Normal“ oder „Simple“. Es handelt sich um einen 2D-Fighter und man muss leider dazu sagen, dass die Figuren während des Kampfes recht pixelig geraten sind. Und hier vergleiche ich wieder mal mit Blazblue, denn dort hat man es besser hingekriegt.
Der Kampfbildschirm wird eher unüblich in 3 Teile unterteilt. Mittig findet der eigentliche Kampf statt, während an den Bildschirmrändern – als Entschädigung zu den pixeligen Kämpfern – der jeweils kämpfende Charakter im Anime-Stil passend zum Spielgeschehen interagiert. Wenn man selbst kämpft, hat man zwar keine Zeit, sich die Animationen der Figuren anzuschauen, aber als Zuschauer ist dies ganz nett anzusehen. Wie viele Runden man gewinnen muss etc. kann man vorher in den Optionen oder direkt vor dem Kampf im Charakterauswahlmenü festlegen. Wenn man keinen Plan hat, welche Tastenkombinationen zum Sieg führen, und man mehr als Button mashing machen möchte, kann man sich in einer Spielpause in Ruhe die einzelnen Moves einverleiben. Und hier ist zu sagen, dass man – wie so oft – mit Button mashing auf Anhieb beim Gegner sehr viel Schaden anrichten kann, aber für eingefleischte Beat’em Up-Fans kommt es natürlich auch auf eine elegante Abfolge der einzelnen Moves an (Combos) ;). Das füllt zudem zusätzlich das Punktekonto. Jedenfalls ist es auch für Neueinsteiger sehr einfach, die ersten Kämpfe locker zu gewinnen, so dass man nicht verzweifelt das Pad (oder schlimmer: den Stick) zu Boden pfeffern muss.
Der Storymodus lässt sich mit jedem Charakter durchspielen, ist aber im Grunde immer ähnlich nur aus anderer Sicht. Japan soll in in 6 Tagen – wie bereits so manches Mal in der Geschichte von Videospielen – ausgelöscht werden aber man kann dies natürlich verhindern, indem man celestial stones sammelt, dafür aber einige Fights bestreiten muss. Der Endgegner, dem man hier begegnet, ist manchmal etwas tricky zu meistern aber nach anfänglichem rumprobieren kein Problem. Der Onlinemodus hingegen ist insofern ein Problem, dass es manchmal ewig dauert, bis man einen Gegner bekommt. Da verabredet man sich besser mit Freunden zum Online-Fight. Ansonsten ist an der Übertragung nix auszusetzen.
Die Musik erinnert vom Stil her an die Klänge von Blazblue und ist ebenso wie dieses richtig hörenswert. Die Gallery füllt sich bereits nach wenigen Kämpfen mit reichlich Bildern und Videosequenzen. Das Replay Theatre ist für all diejenigen gedacht, die sich ihre Kämpfe noch einmal im Detail anschauen wollen. Sehr praktisch für das Verbessern der eigenen Vorgehensweise.
Kommen wir also nochmal zu der Eingangsfrage, weshalb Arcana Heart 3 so unbekannt hierzulande ist: Vermutlich tatsächlich wegen der fehlenden deutschen Übersetzung. Anders kann ich es mir nicht erklären, denn dieses Spiel macht riesen Spass! Da man mehr Möglichkeiten in der Charaktergestaltung hat und es auch wesentlich mehr Charaktere zur Auswahl gibt, würde ich es sogar Blazblue bevorzugen! Aber vermutlich hat auch die zockende männliche Mehrheit keine Lust auf ein Beat’em Up, in dem es keine waschechten Kerle gibt *g* und süße Anime-Girls sind nicht jedermanns Sache.
Ich betitle Arcana Heart 3 mal als absoluten Geheimtipp. Nach anfänglicher Skepsis hat sich dieses, mit großem Suchtpotential behaftetes Spiel, für mich zum Dauerbrenner entwickelt. Es macht einfach trotz aller Kritikpunkte nämlich eines: Spaß! Und der Soundtrack ist klasse!