Gray Matter ist von keiner geringeren als Jane Jenson, die schon mit der Gabriel Knight-Reihe auf dem PC für zahlreiche durchzockte Nächte und morgendliche Augenringe sorgte. Samantha Everett, Protagonistin in Gray Matter, ist ein regelrechtes Vamp. Sie ist Studentin und Nachwuchs Houdini, zumindest wenn es um Kartenspiel-Tricks geht. Eines nachts ist Samantha alleine auf ihrem Motorrad in Richtung Oxford unterwegs, als sie dank einer Panne liegen bleibt und im Regen steht. Auf ihrer Suche nach Hilfe trifft sie auf ein Herrenhaus, welches das Heim eines verrückten Doktors ist und ein Geheimnis birgt. Allerdings sollte man hier nicht nur eine Story erwarten, die relativ oberflächlich ist und sich auf die oben erwähnte Synopsis reduzieren lässt. Vielmehr entwickelt sich der gesamte Plot erst im Nachhinein und streift durchaus Themen, die man nicht so gerne am Frühstückstisch bequatschen will. Tod, Angst und Verlust sind die drei großen Gebiete, die ihren Mantel der Dunkelheit über die Geschichte werfen. Durchaus reiz- und stimmungsvoll wird diese Vorgeschichte durch Comic-Panels im Erwachsenen-Look erzählt und verströhmt sogleich einen Geruch von 386er PC mit Adventure-Collection.
Das zentrale Element in Adventure-Spielen sind Rätsel sowie kombinatorisch ausgeklügelte Aufgaben, die man an den aussergewöhnlichsten Orten lösen muss. In Gray Matter kommt zudem noch ein kleines Quentchen Manipulation und Illusion hinzu. So gibt es bestimmte Aufgaben, die man nur lösen kann, wenn man sich in Dr. Styles (Nicht der aus Trauma Center) hinein versetzt und einzelne Gedächtnisfragmente durchlebt. So erfährt man dann auch was es mit dem Tod von Styles Frau in Wirklichkeit auf sich hat. Aus Sicht der Rätsel und des dementsprechenden Anspruchs, muss man festhalten, dass sämtliche Puzzles ziemlich zahm und leicht zugänglich sind. Sofern man sämtliche Locations gründlich durchsucht, wird man keinerlei Probleme damit haben, der Story zu folgen. Gründliches durchforsten nach Hinweisen ist allerdings Pflicht, denn dank des Trigger-Systems muss man bestimmte Aktionen abgeschlossen haben, um den nächsten Abschnitt besuchen zu können.
Etwas trüber sieht es allerdings auf der Interaktionsebene aus. Hier merkt man deutlich, dass Point & Click Adventures eigentlich eine PC-Domäne sind und Konsolen nicht gerade die First Choice der Portierung darstellen. Sich durch die einzelnen Gebiete zu bewegen funktioniert bestens und ist dem PC ebenbürtig. Allerdings ist die Interaktion mit Gegenständen, Objekten und Rätseln etwas schwerfällig. Interaktion funktioniert ähnlich dem aus Fallout: New Vegas bekannten Begleiterrad. Durch Druck auf Schultertasten erscheint ein Rad auf dem Bildschirm, welches verschiedene Möglichkeiten abbildet, wie Gegenstände benutzen oder anschauen. Die Optionen werden durch kleine Icons visualisiert. Dies vereinfacht das Rätsel lösen, da sämtliche relevanten Aktionsformen direkt aufgezeigt werden. So reicht es dann meistens alle Möglichkeiten auszuprobieren, um auf die Lösung zu kommen. Allerdings ist die Steuerung des Aktionsrades etwas zu sensibel wenn man einen Punkt auswählen will. So flutscht man sehr häufig auf die Option unter der eigentlichen Option die man anwählen wollte. Besonders bei durchgenudelten Controllern, deren Analogstick schon eine Pisa-Turm Schräglage entwickelt hat fällt dies auf.
Von der optischen Seite ist Gray Matter wie ein wunderschönes Bilderbuch. Sämtliche Räume des Herrenhauses sowie die einzelnen Gebiete im realen Oxford sind mit Liebe zum Detail in Szene gesetzt worden und sorgen für ein angenehm düsteres Akte X Gefühl. Anders als bei deutschen Filmen, muss man hier die Synchronsprecher loben, die eine überzeugende Arbeit liefern. Emotionen der einzelnen Charaktere sowie der subtile- und sarkastische Humor werden glaubwürdig präsentiert.