Fifa 18 ist erschienen. Ich weiß jedoch noch als wäre es erst gestern gewesen, wie ich Fifa Soccer 96 auf meinem 15-Zoll-Monitor gespielt habe. Wie es Spieler zusammengetrommelt und begeistert hat. „Dies sieht aus wie eine Fernsehübertragung“, lies es verlauten. Ich könnte jetzt für jedes Jahr die technischen Neuerungen durchgehen und Lobeshymnen schreiben, aber die Augen gewöhnen sich auch ohne diesen Einführungstext an die grafischen Innovationen der letzten Jahre. Wir betreten nun den heiligen Rasen und versuchen, euch einen Kaufgrund für EAs neueste Auflage der Fifa-Serie zu liefern.
Spielerisch liegt FIFA seit Jahren auf einem guten Niveau und präsentiert dabei eine Mischung aus Zugänglichkeit, Realismus und actiongeladenen Szenen. Kein Wunder, dass in diesen Punkten auch die Stärken von FIFA 18 liegen. Es hat sich zwar kaum Revolutionäres getan, im Grunde muss das aber auch nicht sein. Angriff und Abwehr gehen insgesamt gut von der Hand, wobei wir insbesondere in der Defensive deutlich stärker gefordert sind, als das noch bei FIFA 17 der Fall war. Das einfache Zudecken des Ballführenden durch stetiges Drücken von X (auf der PlayStation 4) reicht nicht mehr aus, um irgendwann zwangsläufig den Ball zu bekommen. Den freien Raum zudecken und exakte Grätschen führen hingegen schon konsequenter zum Erfolg. Es werden Einsteiger wie auch Profis bedient, was am Ende auch den Mainstream-Reiz einer populären Spiele-Serie ausmacht.
EA hat zudem die Sprintgeschwindigkeit in FIFA 18 heruntergeschraubt. Gerade beim Laufen und Sprinten wirkt das Tempo deutlich reduziert. Ein reduziertes Sprinttempo heißt aber nicht gleich, dass das Spiel selbst stark entschleunigt wird. Durch schnelle Animationen und das eher sichere Pass-Spiel lässt sich das Spiel immer noch schnell spielen. FIFA 18 und auch den Vorgängerspielen fehlt es jedoch ein wenig an Körperlichkeit. Rangeleien zwischen Spielern wirken nicht so intensiv wie bei einer Fußballübertragung. Eine weitere Verbesserung betrifft immerhin die KI, welche nun in allen Bereichen verbessert wurde. Dennoch kommt es im Moment nicht selten vor, dass Fernschüsse ohne Probleme ins Tor gehen.
Anders als im vergangenen Jahr dürft ihr euch in „The Journey: Alex Hunter Returns“ jedoch direkt an einer vollständig lokalisierten Fassung erfreuen. Wobei, „vollständig“ stimmt nicht ganz. Aktive oder altgediente Star-Spieler wie Cristiano Ronaldo oder Rio Ferdinand, die ihre Dialoge mit Alex Hunter selbst eingesprochen haben, sprechen auch in der hiesigen Fassung mal mehr oder mal weniger blütenreines Englisch, während Alex ihnen konsequent auf Deutsch antwortet. Als Grundlage kommt dabei einmal mehr, genauso wie im Spiel selbst, die Frostbite-Engine von EA DICE zum Einsatz. Das bedeutet realistische, zur englischen Sprachausgabe lippensynchrone Gesichtsanimationen und ein allgemein grafisches Niveau, das kein aktuelles Sportspiel (auch nicht NBA 2K18) erreicht. Ja, es ist auch viel Seifenoper-Handlung dabei, wenn Alex Hunter von seinem Premiere Club zwingend in die Major League Soccer wechseln muss. Im Rahmen dessen trifft er auf seinen leiblichen Vater, der ihn und seine Mutter einst im Stich ließ.
Es kommen fast ausschließlich bekannte Top-Sprecher in der deutschen Fassung zum Einsatz. Alex‘ Manager Michael wird beispielsweise von Torsten Michaelis (Martin Lawrence) vertont.
Im Story-Modus verfolgt ihr wie gehabt eure Ziele, gewinnt Spiele und verbessert eure Fähigkeiten im Rahmen der (optional auch simulierbaren) Trainingssessions. Im Rahmen dessen schaltet ihr auch Skillpunkte frei, die ihr in eine höhere Körperkraft oder auch in die Verbesserung eurer Kopfball- oder Fernschussfähigkeit steckt. Auch defensive Fähigkeiten gibt es, aber Alex Hunter dürften die meisten Spieler wohl als Stürmer einsetzen und nicht etwa irgendwo im defensiven Mittelfeld. In den Partien im Story-Modus, bei denen ihr entweder das gesamte Team oder nur Alex Hunter steuert, machen sich bereits die großen Verbesserungen des Spielsystems im Allgemeinen bemerkbar.
Erstmals in der FIFA-Reihe sind nicht bloß die Teams der Fußball-Bundesliga sowie der zweiten Liga vertreten, sondern auch die der dritten. Enthalten sind ebenfalls wieder die Fußball-Nationalmannschaften der Frauen, die ihr in Einzelpartien auswählen könnt. Ohne große Umschweife könnt ihr zudem ein WM-Turnier mit einem der Frauenteams starten.
Natürlich wissen wir auch, dass Fifa 18 direkt im Konkurrenzkampf mit der PES-Serie liegt. Gameplay gegen Präsentation. Lizenz gegen Realismus. Für Borussia Dortmund-Fans liegt das aktuelle PES Spiel aber um eine Nasenlänge vorn. Die Rechte für den Signal Iduna Park gehen diesmal an Konami. Wen das aber nicht stört, der bekommt trotzdem ein waschechtes Fifa.
Die Pässe gehen viel präziser von der Hand, die gezeigten Pfeile am ballführenden Spieler sind (spielerisch) hilfreich und die Grafik übertrifft alle Erwartungen. Lediglich bei der Nintendo Switch-Version, die von unserem Redakteur Benjamin getestet wurde, müssen Spieler mit einigen Abstrichen leben. Ansonsten wirkt das Spiel aber auf beiden Plattformen sehr realistisch. Die richtig großen Neuheiten lassen dennoch auf sich warten und wir vergleichen FIFA auf den Current-Gen-Konsolen mit Butter. Auf der Nintendo Switch können wir nur die Margarine streichen. Beides schmeckt gut.