Aller guten Dinge sind drei. Epic Games macht aus diesem Umstand keinen Hehl und zelebriert ihre Vorzeige IP Gears of War nämlich Gears of War 3 in einem fulminanten dritten Teil, der so gut ist, dass man die eigene Xbox360 am liebsten auffressen will und danach mit Delta Squad gemeinsam durch den Dreck robben muss.
Die Geschichte zu Gears of War 3 beginnt wie nicht anders zu erwarten, direkt nach den Geschehnissen des zweiten Teils. Wir erinnern uns, Jacinto wurde als Kollateralschaden im Kampf gegen die Locust geopfert und während den Credits meldete sich Adam Fenix mit einem Gänsehaut Kommentar zu Wort „What have you done?“ Waren in den Vorgängertiteln die Locust noch die Creme de la Crap und Garant zahlreicher Fuck Flüche, mischt sich nun eine dritte Partei ein, die noch erbarmungsloser und radikaler ist, als es Locust jemals ein könnten; die Lambent. Die Lambent sind ein Hybrid aus Locust Inzucht gepaart mit feinster Emulsion und daher mindestens viermal so gefährlich wie eine Schwadron Locust Drohnen. Selbst die Locust haben erkannt, das die Lambent wohl irgendwie im Vergleich zu den Gears noch leicht uncooler sind und daher hat die Locustqueen keinen geringeren gekidnappt als Adam Fenix himself, der wie schon zu Zeiten des Locust vs Mensch Krieges eine Waffe entwickelt hat, die die Lambent vernichten soll. Einziges Problem an dieser Waffe, sie radiert nicht nur die Lambent aus, sondern kann auch gleichzeitig das Ende aller Menschen oder Locust bedeuten. Daher ist es natürlich oberste COG Direktive, den besten Gearstrupp auf eine letzte Suizid Mission zu schicken. So dürfen wir dann Anya und den Rest von Delta Squad ein letztes Mal ins Gefecht führen. Wieso ich Anya erwähne? Ganz einfach, ich finde es wahnsinnig toll endlich einen weiblichen Gear im Team zu haben.
Das Spielprinzip in Gears of War 3 hat sich nicht sonderlich zu den Vorgängern verändert. Deckung suchen ist das Gebot der Stunde und Teaminteraktion die zweite Überlebensweisheit des Delta Squad. Was sich aber geändert hat, sehr zu meiner Freude, man darf nun nicht mehr nur zwischen Marcus und Dom wählen, nein man darf auch mit den anderen Mitgliedern in den Locustkampf ziehen, natürlich habe ich, oh Wunder, Anya Stroud gewählt, die ich schon während der Gears of War 3 Beta Phase als Spielfigur nahm. Daher will ich auch gar nicht groß auf die Deckungsmechanik eingehen, sondern vielmehr kurz erläutern, was man verändert hat diesbezüglich. Gears of War 3 ist endlich und nach viel Kampf im Deckungssystem und im Bewegungsmodus flexibel umgesetzt worden. In den Vorgängern waren Bewegungen teilweise sehr abgehackt und schwerfällig, man konnte also nicht wirklich schnell über die Kampffläche rennen und einen ausblutenden Teamkameraden „Reviven“. In Gears of War 3 dagegen hat man das Gefühl, dass Charaktere sich sehr punktuell und vor allen Dingen flüssig steuern lassen. Ein Umstand den man begrüssen sollte, da dadurch ein ohnehin schon gutes Gameplay nochmals verbessert wurde. Epic Games hat hier tatsächlich auf die teils sehr harsche Kritik reagiert und man sollte Cliffy B hier tatsächlich ein Dankeschön per Email schicken.
Eine weitere große Veränderung in Gears of War 3 ist das Setting, welches eigentlich vollkommen konträr zum Tenor des Gears Universum ist. Gears of War 3 spielt eher in bunten Bulletstorm Tropenwelten, als in zerstörten grauen Städten. Das ist nicht nur ein cleverer Schachzug um etwas neues zu bieten, nein es erschafft auch geradezu eine surreale Atmosphäre, die man nicht wirklich begreifen kann, da man gerade in einem Urlaubsparadies alles erwarten würde, aber keine Lambents die mit ihren Tentakeln im Hentai Style die Gears penetrieren wollen. Im Allgemeinen wirkt Gears of War 3 dadurch auch runder, da man endlich einmal mehr von Sera und von der heimischen Kultur erblicken darf. Die Wahl des neuen und hellen Settings wirkt sich auch positiv auf den literarischen Gears of War Handlungsrahmen aus, da man zumindest in den Romanen davon ausgehen muss, dass sich die letzten Locusts nun tatsächlich nur noch auf der Oberfläche bewegen und in ihrer Hilflosigkeit nicht einmal den Schatten als Hinterhalt nutzen. Respekt an Epic Games für tatsächliche Kreativität und das Einbeziehen der literarischen Fortsetzungen.
Ein interessanter Aspekt sind die zahlreichen Anspielungen an die Romane und Comics. Denn gerade der Roman Jacintos Erben erfährt hier eine dezente Erwähnung. So darf man sich nämlich im Laufe des Spiels um es mal vorsichtig zu spoilern, in Fahrzeuge setzen, die schon im Roman ihre Erwähnung fanden. Diese Situationen kommen absolut überraschend und sorgen für einen WOW-Effekt. Dadurch wirken die Standard Situationen, in denen man von Deckung zu Locust und zurück rennen muss, nicht ganz so banal, wie es sich auf dem Papier lesen würde. Normalerweise bin nämlich gerade ich jemand, den immer gleiche Spielprinzipien recht schnell anätzen. Dank der Abwechslung in Cliffy B´s dritter Ode an die Lancer, kann man solche Dinge getrost in die Kategorie „Who gives a Shit i have Fun“ abheften. Wo wir auch gerade beim Faktor Spaß sind, sei hier der 4 Spieler Coop Modus erwähnt.
Ich bin ein absolutes Coop Tier. Die Left 4 Dead Serie ist für mich eine der besten Coop Erfahrungen gewesen, die ich jemals auf einer Konsole machen durfte. Gears of War 1 sowie Gears 2 dagegen, haben mir im Coop nicht sonderlich viel Spaß gemacht, da mir das Ganze irgendwie zu leer und steril war, man musste sich immer mit einer Person abstimmen und dann gibt es ab und an Phasen wo man mit einem Zwangsgespräch die Situation bei Laune halten muss. Daher ist der 4 Spieler Coop Modus in Gears of War 3 einfach die absolute Krönung im Third Person Shooter Bereich. Hat man noch drei Freunde im Schlepptau, entfaltet Gears of War 3 sein volles Potential. So merkt man dem Spielverlauf an, dass Coop hier nicht nur ein fehlgeleiteter Werbebegriff ist um Leute abzugrasen und zu enttäuschen, ganz im Gegenteil. Die Coop Elemente sind so in das Spiel integriert, dass bestimmte Spielsituationen nur durch mindestens zwei Zweier Kombinationen zusammen agierende Personen gemeistert werden können. Das heisst, die eine Hälfte ffnet die Türe, während der Rest des Teams Feuerschutz liefert.
Hier entsteht dann aber auch schon ein gewisses Problem, denn mit vier guten Gears Spielern ist die Gears of War 3 Erfahrung recht zügig beendet. Das Team mit dem ich zu Felde zog, absolvierte die Coop Mission auf Hard in knapp 10 Stunden. Das auch nur weil jemand bei uns ganz kurz einkaufen musste. Was denn? Ich hatte kein Wasser mehr im Kühlschrank und verdursten ist leicht gefährlich. Daher ist Gears of War 3 auch für Einsteiger eine absolut faire Sache, da man zu keiner Zeit auf unfaire oder verzwickte Problemstellungen trifft. Eben hier wirkt dann auch die helle Atmosphäre positiv und deeskalierend, denn es fehlt der Interpretationsrahmen für „Muss ich jetzt links oder rechts in den dunklen Gang gehen?“. Vom Coop Modus begeben wir uns auch gleich zu einem weiteren Filetstück in Gears of War 3; dem Multiplayer Modus.
Wer mich ein wenig kennt, weiß mit Sicherheit, dass ich Multiplayer Geschichten wie bei Call of Duty und Konsorten recht nervig finde und diese nach Möglichkeit meide, da man doch recht häufig mit Vollidioten in Konflikte gerät, bei denen der Satz „Fuck You“ noch das harmloseste ist, was man sich gegenseitig an den Kopf wirft. Gears of War 3 kann dank einiger Finessen dafür sorgen, dass man hier sogar Kleinkinder auf Xbox Live ignorieren kann. Denn neben den eher langweiligen Capture The Flag und Deathmatch Geschichten, die man nun wirklich schon zur Genüge in Spielen hat, wurde der mehr als nur beliebte Horde Modus erweitert. Dieser hört jetzt auf den Namen Horde 2.0 und rockt die Bude. Wer unseren Trailer zur Horde 2.0 mit dem Zusatz Fortify gesehen hat, weiß warum der ohnehin schon geniale Horde Modus nun noch besser ist als vorher. In Horde 2.0 geht es nicht mehr nur konservativ darum, Punkte zu holen und stumpf Welle um Welle zu überleben, um sich am Ende das Wort „Sieger“ an die Brust tackern zu können. In Horde 2.0 gibt es ab sofort Geld für das Töten von Feinden. Danke liebe USK für das absolut nachvollziehbare USK 18 Siegel. Diese Finanzspritze kann dazu verwendet werden, entweder sich selber zu pimpen, was Waffen angeht; Cole Train würde jetzt wieder „Yeah Baby“ sagen, oder aber man kann die Kohle in das Team investieren und zum Beispiel Laserschranken und Alien 2 Sentry Guns kaufen, die dann das eigene Spielfeld immer mehr zu einer Festung umfunktionieren.
Gerade durch diese Interaktionsmöglichkeit wird ein gewisser Selbstreinigungsprozess in spielerischer Hinsicht stattfinden. Denn man kann die späteren Wellen eben nur gewinnen, wenn man als Team funktioniert und nicht wenn der kleine Steve mit seinen Frittenfett Fingern meint “ Yeah iam gunna buy me sume gun ya know ya bitch i aint helpin ya here“. Mit Einzelspielergepose erreicht man auf den höheren Stufen, es gibt insgesamt 50 Wellen, gar nichts mehr ausser von den Teamkameraden eine negative Bewertung bei Xbox Live zu kassieren. Wenn einer im Team meint bei Horde 2.0 den Tea Bagger zu machen, muss sich der Rest darauf einstellen, entweder überrannt oder von einem mehr als üblen Zwischenboss zerfetzt zu werden. Was uns dann auch schon zum letzten Punkt bringt, der Altersfreigabe und der Gewalt in Gears of War 3.
Ich freue mich natürlich darüber, dass es Gears of War 3 ungekürzt zu uns geschafft hat, aber seien wir mal ganz ehrlich die Begründung der USK ist schon leicht wässrig „Keine ähhhhh menschlichen Gegner“. Das mag ja auch stimmen, nur geht es im Spiel keineswegs harmloser zu als in den Vorgängern, ganz im Gegenteil, man erhält sogar noch einen netten Obolus für das töten der Feinde. Von daher bleibt mir abschliessend nur noch zu sagen „Lasst Euch von der USK Freigabe nicht täuschen, Gears of War 3 ist ziemlich hart“