Teil 3: Spin-Offs, Merch und Fan-Projekte
Silent Hill hat bis heute eine riesige Fangemeinde. Neben Actionfiguren, Büchern und Pressemappen, die fast ausschließlich in Japan oder den USA zu haben sind, hat es auch das ein oder andere interessante Produkt nach Europa geschafft. Wahrscheinlich nicht vollständig, aber absolut empfehlenswert ist die sehr beeindruckende Sammlung eines Fans, die ihr euch auf http://shshatteredmemories.com/collection/ anschauen könnt. Wir möchten an dieser Stelle einige Goodies für Sammler vorstellen.
2006 veröffentlichte Konami in Deutschland exklusiv für die PSP The Silent Hill Experience. Auf der UMD versteckte sich kein neues Spiel, vielmehr handelte es sich um eine Disc mit Specials. Hinter einem schön animierten Menü, das durch die Grundschule aus dem ersten Teil führte, verbargen sich deutsch untertitelte Interviews mit Akira Yamaoka und Christophe Gans, der beim Silent-Hill-Kinofilm Regie führte sowie verschiedene Trailer, 20 ausgewählte Songs aus den Soundtracks der Reihe und englischsprachige Comics. Als Easter Egg ließen sich die Enden der älteren Teile freischalten. Die Scheibe war für eingefleischte Fans, die noch dazu eine PSP hatten, ein nettes Goodie.
Für Leseratten erschienen ab 2006 vier deutschsprachige Comicbände bei Panini, die jedoch vergriffen und nur noch gebraucht zu ergattern sind. Wer Interesse hat, dem empfehle ich den vierten Band Der Sünde Sühne, welcher mit einer spannenden Handlung und düsteren Zeichnungen die Atmosphäre der Spiele perfekt einfängt.
Wer Lösungsbücher mag, dem seien die Exemplare von Silent Hill 2 und Silent Hill 4: The Room ans Herz gelegt. Bei diesen beiden Ausgaben von Piggyback handelt es sich um die einzigen autorisierten und deutschsprachigen Lösungsbücher zur Serie. Für alle anderen Teile sind ausschließlich englischsprachige oder inoffizielle Guides erschienen.
Ausschließlich japanische Spieler durften sich 2007 über Silent Hill: The Arcade freuen. Dabei handelte es sich um einen Spielhallenautomaten in überaus coolem Fetzendesign, der mit einem Shooter für zwei Spieler aufwartete. Ebenfalls ausschließlich in der asiatischen Heimat der Reihe erhältlich war das Adventure Silent Hill Play Novel für den Game Boy Advance, das die Geschichte des ersten Teils nacherzählt.
Ein sehr zu empfehlendes Projekt des britischen Indie-Entwicklers
Jasper Byrne ist Soundless Mountain II. Bei der 2008 erschienenen Freeware für PC und OSX handelt es sich um ein sogenanntes De-Make: Ihr steuert James Sunderland durch eine pixelige 8-Bit-Version von Silent Hill 2, die aussieht wie ein NES-Spiel und durch hervorragende Soundeffekte besticht. Leider wurde nicht das gesamte Spiel umgesetzt, vielmehr handelt es sich um eine etwa 20-minütige Hommage. Das englischsprachige Spiel, das es trotz der minimalistischen Aufmachung absolut versteht eine gruselige Atmosphäre zu entfachen, könnt ihr hier kostenlos (http://superflatgames.com/wordpress/?page_id=139) downloaden.
Neben diversen Fan-Projekten wie dem Machinima-Film Silent Town erregte vor allem der Film Silent Hill: No Escape die Gemüter. Der extrem verstörende und blutige Animationsfilm treibt den Horrorfaktor auf die Spitze und zeigt ungehemmt brutale Sequenzen mit einem Gore-Faktor, den die Spiele selbst nie erreicht haben. Interessierte finden Teile des Films auf Youtube oder informiert sich auf noescape.rateofinjury.com.
Silent Hill auf der Leinwand: Die Kinofilme
Wie einige andere Videospiele hat es auch Silent Hill auf die große Leinwand geschafft. 2006 kam mit Silent Hill – Willkommen in der Hölle der erste Spielfilm zur Reihe in die Kinos. Gedreht wurde in den USA und Kanada unter der Regie des Franzosen Christophe Gans, der zuvor schon Der Pakt der Wölfe inszeniert hatte. Die Handlung orientierte sich am ersten Teil der Reihe. Die Figur des Witwers Harry Mason wurde gestrichen, stattdessen spielte die aus Pitch Black bekannte Radha Mitchell die Hauptrolle der Familienmutter Rose Da Silva, die in der Geisterstadt nach ihrer verschwundenen Tochter Sharon sucht. Dort begegnete sie aus dem ersten Spiel bekannten Figuren wie der Polizistin Cybil Bennett, Krankenschwester Lisa Garland und Sektenführerin Dahlia Gillespie. Auch der Pyramid Head, der eigentlich erst in Silent Hill 2 sein Debüt feierte, war im Film als computeranimiertes Monster namens Red Pyramid zu sehen. Völlig neu dagegen war Roses Mann Christopher, der von Sean Bean verkörpert wurde.
Auch inhaltlich wurde einiges geändert. So fiel statt Schnee Asche vom Himmel, verursacht durch einen verheerenden unterirdischen Großbrand. Als Vorbild diente das reale Dorf Centralia in Pennsylvania, wo das aus einem unterirdischen Kohlebrand hervorgegangene Feuer bis heute durch die aufgerissenen Straßen an die Oberfläche schwelt. Ebenso wurde die komplexe Geschichte um den Kult und Alessa Gillespie für den Film umgeschrieben. Außerdem ist Silent Hill in drei Dimensionen zu sehen – einmal als Nebelwelt mit Monstern, in der Rose ihre Suche beginnt, welche sie schließlich in die Alternativwelt führt, und auch als ganz normale, verlassene Geisterstadt ohne Monster (erste Dimension), in der ihr Mann Christopher zeitgleich nach ihr sucht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gurken wie Alone in the dark oder DOA: Dead or Alive ist Silent Hill eine der gelungensten und bei Fans beliebtesten Videospielverfilmungen. Bei einem Budget von 50 Millionen US-Dollar konnte der Film weltweit 97,6 Millionen einspielen. Kritiker bewerteten den Streifen eher durchschnittlich, beispielsweise vergab das Empire Magazine 3 von 5 Sternen. Der Film erschien in Deutschland mit einer Freigabe von 16 Jahren, wobei die Fassung gegenüber dem US-Original um etwa vier Minuten gekürzt wurde. Die Zensur betrifft vor allem eine Szene, in der man sieht, wie der Pyramid Head eine Frau häutet.
2012 kam mit Silent Hill: Revelation 3D eine Fortsetzung in die deutschen Kinos. Regie führt diesmal Solomon-Kane-Macher Michael J. Bassett. Die Handlung war an den dritten Teil der Reihe angelehnt, dementsprechend spielte die blonde Australierin Adelaide Clemens aus X-Men Origins: Wolverine die Hauptrolle der Heather Meason. Mit von der Partie waren erneut Sean Bean als Heathers Vater Christopher sowie Carrie-Anne Moss (Matrix) als Claudia und Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange) als Claudias Vater Leonard Wolf.
Anders als der Vorgänger fiel der Film sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum durch. So erreicht er bei Rotten Tomatoes gerade mal einen Score von 35%. Revelation verschwurbelte die Elemente und Figuren der Spielvorlage zu einem verwirrenden, seltsamen Mix. So waren Heather und Vincent als Freunde (!) zu sehen, die sich gemeinsam auf den Weg nach Silent Hill machen, um Heathers Vater zu suchen. Um thematisch an den Vorgänger anzuknüpfen, holte man den Pyramid Head dazu, dem Heather im Spiel eigentlich gar nicht begegnet. Obendrein schaffte es der Film leider in keiner Weise, die grauenhafte Atmosphäre von Silent Hill 3 einzufangen, sondern glänzte durch Längen und Langeweile.
2020 erschienen die beiden Silent-Hill-Filme bei Nameless. Die auf jeweils 333 Stück limitierten Mediabooks mit verschiedenen Cover-Varianten sind die wohl schönste Ausgabe, in der die Filme erhältlich sind und waren binnen kürzester Zeit ausverkauft.
Christoph Gans, der beim ersten Film Regie geführt hatte, kündigte nun überraschend an, 2026 einen dritten Film mit dem Titel „Return to Silent Hill“ zu veröffentlichen. Der Film soll – endlich, endlich – auf der Handlung von Silent Hill 2 basieren und die Geschichte von James Sunderland erzählen. Mary und der Pyramid Head werden definitiv mit von der Partie sein. Wir können es kaum erwarten!
Zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle noch einmal auf die großartigen Soundtracks der Spiele hinweisen, die vielleicht begehrtesten Merchandising-Produkte zur Serie. Vor allem die Musik zu Silent Hill 2 sollte in keiner Spiele-Soundtrack-Sammlung fehlen. Aus gegebenem Anlass möchte ich daher Akira Yamaoka ein paar eigene Zeilen widmen.
Akira Yamaoka: Der Mann hinter der Musik
Der japanische Komponist ist der vielleicht größte Stars hinter Silent Hill. Dabei hatte der am 6. Februar 1968 in Niigata geborene Yamaoka eigentlich Design und Architektur in Tokio studiert und spielte nur nebenbei in einer Punk-Rock-Band. 1993 kam er dann als Freiberufler zu Konami. Nach eigenen Angaben ist sein Sound mal vom Industrial-Genre geprägt, mal lässt er sich einfach vom Spiel selbst inspirieren. Zu seinen zahlreichen Lieblingsbands zählen so unterschiedliche Interpreten wie Depeche Mode, Korn oder Vangelis. Als eine besondere Inspiration nennt er Angelo Badalementi, der die Musik zur Mystery-Serie Twin Peaks komponierte. Eines von Yamaokas berühmtesten Projekten war die Credits-Musik zu Castlevania: Symphony Of The Night.
Yamaoka war von Anfang an für Musik und Sound der Silent-Hill-Spiele verantwortlich. Für die hochgelobte Geräuschkulisse der Reihe greift er mitunter tief in die Trickkiste. So verwendete er beispielsweise das Geräusch von Nashörnern um den matschigen, röhrenden Sound einiger Monster in Silent Hill 3 zu erzeugen. Die Instrumentals dagegen sind eine Mischung aus TripHop, harten Industrial-Riffs, Garage Rock und melancholischem Klaviersound. Eine Besonderheit ergab sich in Silent Hill 3, als er für den Rocksong „You’re not here“, der auch im Abspann des ersten Silent-Hill-Kinofilms zu hören ist, erstmals eine Sängerin engagierte.
Wer einen Einstieg in die Musik von Silent Hill sucht, sollte sich unbedingt „Theme Of Laura“ (SH2), „You’re not here“ (SH3) sowie die Intro-Musik vom ersten Teil (genau wie das Spiel heißt der Track schlicht „Silent Hill“) anhören. Als seine persönliche Lieblingskomposition bezeichnet Yamaoka übrigens „Tears of“ (SH1).
Zum Weiterlesen: Fanpage-Empfehlungen
https://silenthill.fandom.com/wiki/Silent_Hill_Wiki
https://www.silenthillmemories.net/
http://alchemillahospital.net/
http://www.silenthillparadise.com/
https://silenthilluniverse.weebly.com/
Im großen Finale unseres Specials verraten wir euch die letzten Geheimnisse von Silent Hill: Was hat es mit dem Pyramid Head auf sich? Was steckt hinter den Monstern? Und weshalb verwandelt sich die Stadt in der Dritten Dimension in eine blutige Hölle? Seid ihr bereit für das Ende?
Die komplette Silent Hill-Retrospektive – Teil 1