Wenn Shooter der 90er Jahre über einen Charakterzug verfügten, dann der, dass sie sehr einfach und geradlinig gehalten wurden. Neben schnellem Gameplay bedurfte es kaum einer wirklichen Story um bei Laune gehalten zu werden. In dieser sehr stromlinienförmigen Darstellung reiht sich Tower of Guns ein, ein Shooter der auf einen sehr hohen Schwierigkeitsgrad setzt und irgendwie zum süchteln forciert.
Die Spielwelt in Tower of Guns besteht aus dem namensgebenden Turm, dessen Stockwerke wir von unten nach oben von Feinden und Bossen säubern müssen, immer mit einem Permadeath im Hinterkopf. Die einzelnen Stockwerke sind durch Aufzüge miteinander verbunden, die man aber nur aktivieren kann, wenn man die rudimentärsten Aufgaben des Levels erfüllt hat. Im Idealfall die Zerstörung sämtlicher Gegner. Manchmal reicht hier allerdings auch ein gewissen Prozentsatz an Feinden. Keine Schlüsselkarten, stattdessen spricht das Blei.
Bei diesem Suizidrun gerät eine Sache direkt in den Fokus; die Schnelligkeit. Denn man kann das Spiel nur dann überleben, wenn man permanent in Bewegung bleibt und sehr schnell anfängt, einen gewissen Flow in den Levels zu finden. Feinde bewegen sich, schiessen und Fallen will auch ausgewichen werden. Daher heisst es zu Beginn eines jeden Levels, dass man sich direkt anpassen muss. Durch das ständige Wechseln der Levels und des inhaltlichen Set Up, ist dies eine Sache die selbst Profis sehr schnell an den Rande eines Nervenzusammenbruchs treiben kann.
So kann es zum Beispiel vorkommen, dass man sechs Level lang sprichwörtlich von Fortuna geküsst wurde und sich sehr einfachen Räumen mit langsamen Gegnern entgegen sieht, nur um dann in Raum Nummer Sieben, das volle Programm an Niedertracht entgegengefeuert zu bekommen. Mir ist genau das passiert. Trotzdem kommt gerade wegen dieser Überraschungen wirklich nie Langeweile auf, da ein Spiel niemals dem vorherigen gleicht.
Tricky wird es aber, wenn Fallen oder Rätsel in die Partie geworfen werden. Hier ist es dann oftmals auch ein klein wenig davon abhängig, welche Power Ups man auf dem bisherigen Weg eingesammelt hat. So ein fünffach Sprung wirkt wahre Wunder, während ein Difficulty Up, einen sonnigen Vormittag zu einer fast schon grauen Wintersonnenwende erscheinen lässt.
Durch den Abschluss bestimmter kleiner Miniquests, zum Beispiel eine bestimmte Stufe erreichen, werden neue Waffen und Perks freigeschaltet, die aber leider nur auf jeweils einen Slot festgelegt sind. Das heisst eine Waffe und einen Perk, das wars. Daher der Tipp von mir, versucht zu Beginn ein paar der Herausforderungen primär zu meistern, um bessere Waffen und Perks zu erhalten.
Zum Glück basiert das Spiel nicht auf einem One Hit gleich Kill Prinzip. Durch Treffer verliert man sowohl Energie und Upgrade Points der Waffen. Durch das Töten der Feinde werden rote und blaue Orbs zurückgelassen, von denen die roten in die Energie und die blauen in Waffenupgrades gehen. Sollte man aber sterben, war alles für die Katz und ein Schwall an Schimpfwörtern sollte das schmückende Beiwerk sein.
Was Tower of Guns fehlt ist die gewisse organische Komponente. Die sehr rudimentäre Retrografik, ist nicht für jeden etwas und stark gewöhnungsbedürftig. Auch lässt das Setting des Turms keine Aussenlevel zu, bei denen man eventuell etwas mehr der Welt zu Gesicht bekäme. Daher sollte man eine gewisse Affinität für Indoor Shooter haben. Was ebenfalls fehlt ist eine Art Coop Modus, bei der man mit mehreren Spielern in die Schlachten springen kann. Hier liessen sich sehr interessante Spielmechaniken hinzufügen, die das Spiel aufwerten könnten.
Tower of Guns ist ein sehr angenehmer aber spartanischer Shooter, der sehr fordernd ist, aber durchaus Reize zu bieten hat. Wer genug von trägen Bombast Inszenierungen hat, sollte sich Tower of Guns etwas genauer ansehen.