Seit sieben Monaten überfällig und nun endlich im Handel erhältlich. Anarchy Reigns, in Japan als Max Anarchy geführt, hat nun endlich sein stelldichein auf dem westlichen Spielemarkt erhalten und begeistert nicht nur durch einen fairen Preis (29,99 Euro).
In Anarchy Reigns ist die Welt wieder einmal mehr in eine Postapocalypse Depression verfallen und die Bevölkerung setzt sich zusammen aus androgynen Schönlingen und Frauen bei deren Anblick man Nasenbluten bekommt, da besagter Blutsturz für sabbernde Münder sorgt sollte angesichts des Gastcharakters Bayonetta klar sein. Auf der anderen Seite haben wir natürlich das kaputte Feindesvolk, welches sich aus allerhand misslungener Mutantenklone zusammensetzt. Als oberste Direktion um die Ordnung in der leicht kranken Bevölkerung aufrecht zu erhalten, gibt es sogenannte Chaser, deren Ziel es ist kriminelle Mutanten zu jagen und notfalls gleich auf der Stelle zu exekutieren. Die Chaser werden immer dann gerufen, wenn ein Fall besonders knifflig ist, da jeder Chaser über bestimmte Fähigkeiten verfügt. Eisschilde oder die Fähigkeit Maschinengewehrkugeln zu zählen und zu erahnen sind hierbei nur die Spitze des Eisberges. Was passiert aber, wenn einer der Chaser durchdreht, seine Frau tötet und eine Spur der Anarchie hinterlässt? Richtig zwei Gruppen machen sich auf den Weg um die Causa Max Anarchy zu einem schnellen Ende zu bringen. Auf der einen Seite Jack (bekannt aus MadWorld) bewaffnet mit schlechter Stimmung und Kettensäge, der für die schwarze Seite antritt und eher als Kopfgeldjäger für Max´s Tochter agiert. Auf der anderen Seite haben wir Leo, unser Vorzeigeschönling nebst noch hübscheren Frauen für die weiße Seite. Das sich beide Seiten früher oder später über den Weg laufen werden, wird für einiges an Zündstoff sorgen.
Anarchy Reigns setzt sich aus der Prämisse zusammen; schlag alles kurz und klein und stell erst recht keine Fragen, denn dafür ist keine Zeit. Im Spiel selber bleibt dem Spieler keine Möglichkeit, sich durch diplomatisches Geschick aus der Affäre zu ziehen, denn in jedem Areal gilt es eine bestimmte Anzahl an Punkten zu kassieren, die dann diverse Hot Spots freischalten, die entweder den Haupthandlungsstrang weiterführen oder aber Nebenmissionen darstellen. Punkte erhält man durch das verdreschen von Henchmen. Diese treten in diversen Formen auf, die dabei sehr stark an die Popkultur der 80er bzw frühen 90er angelehnt ist. So gibt es bestimmte Gegner die in Hazmat Anzügen Molotow Cocktail werfend durch die Straßen marodieren und dabei als Referenz an den Film The Riffs zu verstehen ist. Der andere prominente Gegnertypus stellt eine bastardisierten Terminator mit Verwesungserscheinungen dar. Sprich halb Mensch, halb verrottetes Altmetall. Man könnte diese als Augenzwinkern in Richtung Binary Domain verstehen. Zu diesen Gegnern, welche das ordinäre Fußvolk darstellen, gesellen sich in späteren Szenarien noch diverse Mutanten und Gyrobots, die man nur durch wirklich gute Fingerarbeit besiegt kriegt, was den Schwierigkeitsgrad darstellt auf den wir später noch zu sprechen kommen werden.
Hat man durch Mord und Totschlag die nötigen Punkte gesammelt um die Hot Spots zu betreten, erwartet den Spieler die gleiche Zerstörungsaction in gestraffter und noch radikalerer Form. Was sich eindeutig positiv auf das Gesamtpaket auswirkt, denn jede Mission die man freispielt, unterscheidet sich nicht nur optisch und taktisch von den anderen. Das Prinzip, das alles mit steigendem Fortschritt schwieriger zu werden hat, wurde komplett über den Haufen geworfen. Vielmehr ist jede Mission eine kleine Überraschung, da es durchaus passieren kann, das man eine Mission am Anfang freispielt, die extrem hart zu meistern ist, während im Gegenzug kurz vor Ende des Spiels eine Minikampagne recht schnell mit einem Platinum Ranking abgeschlossen werden kann. Genau dieses Prinzip hält den Spieler bei Laune und ein klein wenig fiebert man mit und hofft eine einfache Mission zu erwischen.
Um ordentlich auf dicke Hose zu machen, gibt es nicht nur über 15 Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Jeder einzelne Charakter hat bestimmte Signaturmoves und Special Attacken. Diese unterscheiden sich zwischen normalen Schlägen mit mäßiger Durchschlagskraft über Heavy Weapon Attacks, bei denen jeweils die Extrawaffe aktiviert wird, zum Beispiel eine Kettensäge oder eine Lichtpeitsche. Als dritter aber auch zugleich seltener Move ist es möglich sich in einen Berserker Modus zu prügeln, bei dem man unverwundbar ist, die eigene verlorene Energie auffrischt und extremen Schaden verursachen kann. Einziger Haken; die Endbosse verfügen ebenfalls über den Berserker Modus und sie nutzen ihn auch gnadenlos aus.
Hat man einen Endboss besiegt, werden diese dem Spielerauswahl Menü gutgeschrieben und dürfen per Level Select ausgewählt werden. Insgesamt gibt es einiges zum freispielen. Neben Artworks und Charakteren auch den kompletten Soundtrack, der wirklich phänomenal ist, da man nicht genau weiß ob hier Amerikaner versuchen japanisch zu rappen oder umgekehrt. Der Soundtrack pusht in bestimmten Situationen das Spielgeschehen und wirkt wie Doping für den Trigger Finger. Neben der bunten Grafik ein wahrer Genuß. Wer sich übrigens fragt, warum Gegner grün und blau bluten, nachdem sie per Kettensäge in mehrere Steaks geschnitten wurden, sei Entwarnung gegeben. Es handelt sich nicht um Zensur sondern um eine storyrelevantes Stilmittel, da die Menschen durch Verseuchung zu Mutanten verändert wurden, die kaum noch über menschliche Genetik verfügen, geschweige denn Blut. Trotz der Tatsache ist Anarchy Reigns immer noch recht hart und Körperteile fliegen im Sekundentakt durch die Luft.
Für ein Hack n Slay zum Nice Price bietet Anarchy Reigns einen sehr großen Spielumfang, mit dem man so nicht gerechnet hätte. Neben einem Multiplayermodus bietet die Storyline zwei verschiedene Durchgänge. Zum einen kann man auf der schwarzen Seite starten und diese durchspielen, oder aber man startet auf der weißen Seite und prügelt sich durch die Welt. Dabei verändern sich die Storyline teils gravierend, da jede Seite ihren eigenen Gegnerfokus hat. Während man auf der schwarzen Seite eher im Alleingang alles niederknüppelt was sich einem in den Weg stellt, ist man auf der weißen Seite oftmals als Team unterwegs, was aber nicht heißt dass es im Team leichter ist. Eine Nettospielzeit von knapp 16 Stunden ohne den Multiplayermodus eingerechnet stellt sich hier ein. Wobei man erwähnen sollte, das es zwingend erforderlich ist, beide Seiten zu spielen, da man nur so die volle Story erfahren kann.
Das größte Manko in Anarchy Reigns ist der gnadenlos heftige Japano Schwierigkeitsgrad. Auf Easy kommen ungeübte Spieler nur durch das Spiel, sofern sie sich dem Tutorial stellen und Ausweich-sowie Attacken gut kombinieren. Auf Medium und Hard sieht die Sache anders aus. Hier heißt es ganz klar ein kleiner Fehler im Timing und man darf Restart Mission drücken. Bosse schenken euch nichts und rammen euch gnadenlos in den Boden sobald ihr die kleinste Lücke in euer Attacke oder Blockphase habt. Wir reden hier zumindest auf Hard von einem Veteran Durchgang in Call of Duty. Ein Boss alleine mag gerade noch so zu bewerkstelligen sein, aber bei fünf auf einer Map die euch so richtig die Hucke blau hauen, seht ihr kein Land mehr. Geht dann noch der Berserkermodus in die Hose, war es das. Es ist unmöglich sich aus einer solch prekären Situation zu retten. Daher heißt es auf Hard jeden Move der Bosse vorhersehen, beten, hoffen und den Controller gegen die Wand feuern.
Anarchy Reigns ist eine kleine Überraschung, zeigt aber wieder einmal mehr, dass Platinum Games und SEGA eine verdammt gute Mischung abgeben, da man zugleich westliche Spieler als auch japanische Spieler ansprechen kann.