Bis dato war mir die BlazBlue-Serie überhaupt kein Begriff. Erst durch eine fast schon sektenartige Bekehrungstaktik meiner werten Redaktionskollegen wurde ich auf dieses Style-Feuerwerk aufmerksam. Was kann ich also sagen ausser „Danke für diesen Geheimtipp“. Denn BlazBlue: Calamity Trigger entspricht der Art Prügelspiel, bei denen man noch zu SNES-Zeiten voller Neid auf japanische Spielhallen geschielt hat in der Hoffnung, dass diese kuriosen Spiele auch ihren Weg zu uns finden werden. Tja dies haben sie aber dank der damals vorherrschenden Arroganz der Industrie, Zitat “ Europäische und amerikanische Spieler wollen keine japanischen Spiele spielen, das gefällt denen nicht“ leider nicht geschafft.
So flashy wie BlazBlue auf dem Bildschirm erscheint, so crazy ist auch die Storyline. Ich gebe zu ich konnte dieser nicht so wirklich folgen weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mein Special Interest zu beaugapfeln, aber dazu später mehr. Das einzige was man sagen kann und was auch ein der Dreh- und Angelpunkt zu sein scheint, ist die Anlehnung an die „Butterfly of Doom“ Theorie. Diese besagt dass jeder Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt zu einem Orkan führen kann. So wird bei Calamity Trigger jede Kampfrunde in feinstem Engrish ( Japanisches Englisch) mit den Worten “ The Wheel of Fate is turning“ eingeleitet. Irgendwie sexy, keine Ahnung wieso, muss man einfach mal selber gesehen und gehört haben. Calamity Trigger ist visuelle Feinkost auf künstlerisch hohem Niveau. Seien es die mit sehr viel Liebe zum Detail animierten Hintergründe oder aber die Kämpferriege selbst, die zwar nur aus sehr wenigen Charakteren besteht, aber dafür durch eine Variation auffällt, die es vorher noch nie in dieser speziellen Form gab.
Jeder einzelne Kämpfer bringt eine Palette an individuellen Fähigkeiten mit sich, die keinem anderen Kämpfer gleicht. Das ist vor allen Dingen für Beat em Up Nulpen wie mich eine sehr willkommene Geste, denn so kann man ähnlich wie zum Beispiel in Mortal Kombat, wo ich ja grundsätzlich immer Sub Zero wähle, hier einen Charakter wählen, auf den man sich was Fähigkeiten antrainieren angeht , einstellen kann. Diese Differenzierung tut dem Genre Japano-Klopper richtig gut, denn zumeist sind japanische Prügel-Spiele zwar was die Kämpferriege angeht ein Massenspektakel, allerdings steuern sich sämtliche Kämpfer fast immer gleich und haben beinahe identische Stärken und Schwächen und fallen nur durch ihr Design auf.
Man nehme nur Street Fighter, wenn man Ryu auswählt, hat man doch fast immer den Sieg in der Tasche. Bevor jetzt der Sturm der Fanboy-Entrüstung entfacht ist, ich rede von ganz regulären Spielern, die gegen ganz normale Freunde spielen, die eben nicht jeden Move im Schlaf oder beim Zähne putzen runterbeten können. Man sollte sich die Moves bei BlazBlue: Calamity Trigger allerdings recht zügig aneignen, zumindest für den eigenen Lieblingscharakter, denn Gnade vor dem Herrn sieht anders aus. Hier wird man am Boden, in der Luft und nach dem Recovern so dermassen zusammengedroschen, dass man sich den Eis-Move von Sub Zero wünscht. Anders als bei der Konkurrenz ist hier das Button-Smashing nur auf den unteren Schwierigkeitsstufen erfolgsversprechend. Sollte man sich aber der richtigen Herausforderung stellen, muss man sich darüber im klaren sein, dass man sämtliche Ebenen von Recover,Counter und Air-Combat beherrschen muss oder man wird selber beherrscht (Litchi Faye-Ling darf das). Neben dem klassichen Arcade Modus gibt es noch diverse Online-Modi, die aber mittlerweile (Stand November 2010) nur noch von vereinzelten Spielern besucht werden, was Schade ist, denn die Online Modi machen Spaß und sind abwechslungsreich.
So kann man in Ranking Matches unter anderem Experience Points sammeln, um so ähnlich wie bei Shootern, in Rängen nach oben zu klettern und die Leaderboards zu dominieren. Die Server sind aber teilweise nicht gerade stabil, denn ab und an kommt es zu Lags die sich mitunter negativ auf den Spielfluß auswirken können. Dafür ist es angenehm ruhig und man kann mit geneigten Spielern ein paar Online-Achievements grinden und muss sich nicht mit irgendwelchen 12-jährigen Blagen abgeben, die dir ins Ohr blöken und deine Mutter beleidigen wenn sie gegen dich verloren haben. Musikalisch wird hier auch die große Nummer geschoben (Thats what she said), denn hier gibt es feinsten J-Pop und J-Rock auf die Ohren, der zu keiner Zeit penetrant oder arg übertrieben eingesetzt wird. Dezent und effektiv ist hier das Motto der Stunde. Daher ist BlazBlue: Calamity Trigger genau das, was man von einem gut umgesetzten japanischen Beat em Up erwartet. Es ist laut, bunt, dynamisch und liebenswert und um etwas zu stänkern: Ich kann nicht verstehen dass Calamity Trigger gegen Street Fighter IV bei den Spike Fighting Game Awards verloren hat, verrückte Welt.
BlazBlue: Calamity Trigger ein Geheimtipp