Wir schreiben das Jahr 1075 des Herrn. Die Menschheit sieht sich ihrem Ende entgegen, da die Welt der Menschen von Gott getrennt wurde und auch die Toten in einer Zwischenwelt gefangen sind und nicht zum Himmel fahren können. All das Chaos hat ein finsterer Zauber ausgelöst. Mitten in diesem finsteren Setting tritt ein unscheinbares Mitglied der sogenannten „Bruderschaft des Lichts“. Sein Name ist Gabriel Belmont. Dieser Streiter des Lichts startet allerdings alles andere als mit optimistischer Miene in das Vampir-Jäger Tagwerk. Der arme Gabriel hat kürzlich seine über alles geliebte Marie verloren. Und nun sucht er einen Weg, sie wieder ins Reich der Lebenden zu holen. Die einzige Möglichkeit dies zu erreichen, stellt ihm ein Mitstreiter des Ordens namens „Zobek“ in Aussicht. Dieser Veteran berichtet uns von der Götter-Maske. Diese Maske erlaubt es dem Träger sich alles zu wünschen was sein Herz begehrt, auch dass verstorbene wieder ins Leben zurückkehren oder den Zauber aufzuheben, welcher Gott von der Welt der Menschen trennte. Doch die Maske ist in drei Bruchstücke aufgeteilt und zu allem Überfluss auch noch in den Händen der „Lords“ der Schatten.
Die ganze Castlevania Geschichte spielt sich in 12 Kapiteln ab, von denen ein paar allerdings nur 2 bis 4 Level enthalten, andere wiederum strotzen dagegen mit 6 oder gar mehr Levels. Ein recht großer Umfang für ein Spiel der Castlevania-Reihe. Dabei sind alle Ortschaften und Gebiete so unterschiedlich und vielseitig wie eben nur möglich. So durchstreift man anfangs noch Dörfer, Wälder und sumpfige Gefilde und stößt dabei immer wieder auf alte Ruinen, Gräber und Höhlen-Systeme. Später erforscht man ein riesiges Schloss, dass gigantische Dimensionen annimmt. Selbst die Länder der Toten und schlimmeres kann man bereisen. Bei allen Locations bemerkt man sofort die üppige und malerische Landschaft. Positiv fällt vor allem die geglückte Architektur auf, welche durch gothische Bauten inspiriert wurde. Die einzelnen Level sind zwar zumeist linear, allerdings hätte ich mir öfters eine Karte gewünscht.
Auch die Kamera bleibt Gabriel bei seinen Reisen stets auf den Fersen und setzt alles immer gut in Szene und wechselt sehr häufig den Blickwinkel und die Perspektive, was zu äußert beeindruckenden Bildern führen kann. Besonders dann, wenn Gabriel sich an riesigen, zumeist baufälligen und brüchigen Mauern, Türmen und Ruinen entlang hangelt und klettert. Dabei wechselt das Geschehen auch manchmal in einen distanzierten Fern-Winkel und wir sehen unseren Helden, als beinahe schon nicht mehr erkennbaren Punkt über Abgründe springen. Hier wird dann die bombastische Größe der einzelnen Abschnitte klar, denn hier ist nicht einfach der Bildschirm die Begrenzung, sondern die Imagination. Leider kann es dabei aber auch passieren, dass die Kamera einen äußerst schlechten Winkel erwischt und wir erst ein paar Schritte im Ungewissen machen müssen um wieder ins richtige Bild zu rücken.
In all den zu erforschenden Levels gibt es natürlich auch allerhand finsteres Getier zu erschlagen, Vampire zu pfählen und Dämonen auszutreiben. Hier reicht das Repertoire von Werwölfen in allen Größen über die bekannten Skelette bis hin zu Zombies und Ghoule. Riesenspinnen geben sich ebenfalls ihr Stelldichein wie Goblins und als Krönung der Monsterfibel: Vampire. Zu allem Überfluss kommen immer wieder kleinere und auch größere Boss-Gegner angekrochen, um uns unserem Ziel, die Lords zu besiegen, zu entrücken. Bei den Boss-Kämpfen mit haushohen Gegnern wie Titanen, bleibt man allerdings selten am Boden des Geschehens. Die Titanen müssen erst einmal, ähnlich wie bei Shadow of the Colossus, mit gewisser Raffinesse und Taktik zu Fall gebracht werden, um so Ihre Schwachpunkte überhaupt erst angreifbar zu machen.
Damit man nicht nur damit beschäftigt ist, Monster und andere garstige Gesellen zu töten, kommen immer wieder Rätsel-Einlagen ins Spiel. Dabei gibt es sehr einfache Rätsel, aber auch etwas komplexere Rätsel. Diese gibt es alle möglichen Varianten. Von Farb-Rätseln über Schalterkombinationen bis hin zu Runen-Ratespielen ist alles dabei. Wer mit den Rätseln überfordert ist oder einfach keine Zeit mehr hat, der nutzt die komfortable Hilfs-Funktion und löst das Rätsel nach Lösungs-Vorgabe. So erhält man dann aber im Gegenzug keine Erfahrungspunkte dafür. Erfahrungspunkte werden aber dringend benötigt, um neue Moves zu erlernen oder Artworks zu kaufen.
Für all die dämonischen Horden braucht Gabriel natürlich auch das passende Werkzeug. Mit Kampf-Kreuz als Peitsche bewaffnet, wird es allerdings nicht nur bei dieser bleiben. Denn der Orden hat für alle Fälle, das Kampf-Kreuz entwickelt. Diese Waffe dient nicht nur zur Austreibung böser Geister, sondern ist kurzerhand auch ein Multifunktions-Werkzeug der Marke „Transylvanischer MacGyver“. Neben einer eingebauten Ketten-Peitsche gibt es diverses Zubehör in Grabkammern unserer Ordens-Brüder zu finden. So kommen später nach und nach neue Funktionen hinzu wie z.b. einen Pfahl, der auch als Hebel umfunktioniert werden kann oder eine Stachel-Kette für die Peitsche, die auch zum sägen dient oder kurzerhand als „Zaumzeug“ für große Viechzeugs wie Werwölfe, Trolle oder Riesenspinnen missbraucht wird. Dieses Getier ist unheimlich nützlich und notwendig, um Türen einzureißen oder Wände zu erklimmen, die der gute Herr Belmont so nicht alleine bewältigen kann. Ist man seines neues „Reittieres“ überdrüssig geworden, kann man es kurzerhand strangulieren.
Neben dem Kampf-Kreuz haben wir auch Zugriff auf die Sekundären-Waffen. Da gibt es den guten alten Wurfdolch, das unverzichtbare Weihwasser, dass Untote in Grund und Boden brennt, aber auch Feen, die bei unseren Gegnern für Verwirrung sorgen. Sollte es mal keinen Ausweg aus den Horden von Gegnern mehr geben, kommt der dunkle Kristall ins Spiel. Hat man die vier Kristallstücke gefunden und zerbricht diese, so befreit man einen Dämon, der dann auf dem gesamten Bildschirm wütet und eine kleine Rounde „Crowd-Control“ spielt. Bei Aktivierung fügt dieser Dämon selbst Boss-Gegnern immensen Schaden zu.
Ab und zu bestreitet man auch Kämpfe, bei denen man an die Grenzen kommt. Da kommen dann die magischen Kräfte des Lichts – und Schatten sehr gelegen. Ist der Licht-Modus aktiviert bekommen wir bei jedem Treffer Lebens-Energie zurück und der Schatten-Modus verwandelt unsere Kettenpeitsche in eine brennende Waffe, die ein flammendes Inferno in Zombie-Horden verursacht. Eine kleine Hommage an die NES-Castlevanias. Diese Magie ist jedoch äußerst kostbar. Sie verbraucht sich zusehends und kann nur aufgeladen werden, indem wir unseren Fokus aufladen und Gegner treffen ohne dabei selbst getroffen zu werden. Dies ist aber dank einer enorm guten und leicht von der Hand gehenden Steuerung kein Problem. Zu keiner Zeit wirkt das ganze überladen oder umständlich. Sollte man jedoch einmal sterben, so wird man dank des fairen Checkpoint-Systems vor die letzte Schlucht gestellt und kann seinen Fehler wieder korrigieren.
Bei der Erzählung der Story werden oft Video-Sequenzen genutzt und diese werden geschickt ins Spiel eingebundeflochten und wechseln immer fliessend ins Spielgeschehen. Dabei kommt vor allem die wirklich gute und bombastische Musik des „Bratislawa Symphony Orchester“ zum tragen. Die Grafik ist ebenfalls auf hohem Niveau. Sei es bei den Charakteren, den Effekten oder der Kulisse. Oft fühlt man sich bei den Kämpfen, wie in einem Herr der Ringe Film. Wenn man sich mitten in Horden von Vampiren oder Werwölfen in einem gigantischen Schloss voller elektronischem Spielzeug von Frankenstein wiederfindet ist man mitten in einem „Van Helsing“ Film. Einfach Klasse!
Von Carsten Meyer