Entstaubt euren 3DS und macht es euch gemütlich! Nintendo meldet sich zurück mit einer kleinen RPG-Perle. die auf den unscheinbaren Namen Ever Oasis hört. Wir sind in eine Welt aus Wasser, Wüste und Mysterien eingetaucht und teilen unsere Erlebnisse teilen nun mit euch in unserem Ever Oasis Review.
Zugegeben, lange Zeit war es still auf meinem Nintendo 3DS, eine Staubschicht begann sich sanft auf das Gerät zu legen und ich verlor das Interesse. Bis jetzt. Denn mit Ever Oasis landet endlich wieder ein Titel auf Nintendos portabler Konsole, der mit Langzeitmotivation und Spielspaß punktet. Und, ein schlechtes Wortspiel sei erlaubt, mit Wasser auf meinen vertrockneten Feldern.
Wasser und Trockenheit sind die zwei großen Elemente, um die sich Ever Oasis dreht. Die Spielwelt war einst ein Quell blühenden Lebens, bis das Chaos über das Land fiel und aus Flüssen und Wäldern öde Wüstenlandschaften entstanden. Nun müssen sich die Sprößlinge (ihr als Spieler und Protagonist) mit den Wassergeistern vereinen und so neues Leben erschaffen.
Ever Oasis startet recht idyllisch und lässt auf den ersten Blick vermuten, dass die Welt eigentlich in Ordnung ist, schließlich leben wir ja in einer kostbaren Oase und erfreuen uns an den vielen Shops und gut aufgelegten Oasenbewohnern. Doch das Schicksal hat einen anderen Plan für uns parat. Unser Bruder wird getötet, die Heimat verschwindet, wir finden uns an irgendeinem uns fremden Fleck auf der Landkarte wieder und wissen nicht was nun passiert ist. Da wir jetzt der Chef zu sein scheinen, liegt es an uns, eine neue Heimat aufzubauen und Chaos die Stirn zu bieten. Keine leichte Aufgabe. Sowohl Gegner als auch Micro Management können uns das Leben erschweren, denn Leben geben und erhalten ist keine leicht zu meisternde Aufgabe.
Das Spiel schafft es, durch seine sehr clever durchdachten Spielelemente, selbst unspektakuläre Aufgaben als erstrebenswert erscheinen zu lassen. Um die Oase größer werden zu lassen und gleichzeitig andere Lebewesen anzuziehen, muss man dafür Sorge tragen, dass immer genügend Ressourcen in den zahlreichen Shops vorhanden sind. Die Routine, die durch das Erledigen von relativ einfach gestalteten Aufgaben aufkommt, wird zu keiner Zeit langweilig, da man zu jederzeit merkt und erfährt, warum man jetzt gerade in der Wüste unterwegs war. Durch genügend Ressourcen wächst die Oase und es können mehr Shops gebaut werden, die wiederum verwaltet werden müssen und neue Bewohner anlocken. Ab einer gewissen Größe erhält man Sidekicks, die die dann doch etwas zähen Aufgaben übernehmen und zum Beispiel in Gruppen zum Sammeln hinausgeschickt werden können. Genau das macht richtig Spaß, da man ein Gefühl von Dorfältester erhält und sich wirklich für jeden Bewohner persönlich verantwortlich fühlt.
Ein Manko ist das Kampfsystem. Durch die Reduzierung auf die rudimentärsten Elemente, also zwei Knöpfe, muss man sich nicht großartig taktisch verrenken um zu gewinnen. Kämpfe finden in Echtzeit statt und die Schwierigkeit variiert nur darin, wie viel Schaden die Gegner bei einem Treffer verursachen. Hier wäre mehr Tiefgang wünschenswert gewesen, um dem Aspekt RPG mehr Gewicht zu geben. Um den eigenen Charakter mit notwendigen Upgrades zu versehen ist es wichtig, Ressourcen zu sammeln, aus denen dann besseres Equipment gebastelt werden kann. Für RPG Anfänger und Kinder ist dieser Weg sicherlich der richtige, als Kenner der Materie wird hier allerdings zu wenig an spielerischer Tiefe geboten.
Mehr Tiefe und Rätselspaß bieten da die verschiedenen Dungeons. Hier ist man auf die KI-Kollegen angewiesen, die jeweils unterschiedliche Fähigkeiten haben, die man benutzen muss. Daher ist es auch relevant, welche Figuren euch bei den Erkundungen begleiten, denn nicht jeder ist für die kommenden Rätsel geeignet. Durch diese unterschiedlichen Dungeons und deren Rätselgestaltung ist eine gewisse Grundmotivation gelegt, die dazu animiert, sich vorher schon Gedanken zu machen, was im Sinne des Party-Managements sinnvoll ist. Es ist erfrischend zu sehen, dass man sich hier wieder auf die Wurzeln des RPG-Genre besinnt, bei dem jeder Charakter noch Vorteile und Nachteile hatte. Bedauerlicherweise ist die KI nicht immer auf der Höhe und oft findet man sich allein auf einer Map wieder, da sich die restliche Truppe dazu entschieden hat, eine kurze Pause einzulegen.
Trotz des sehr einfach gehaltenen Gameplays und der Knuddeloptik macht Ever Oasis Spaß und motiviert mich dazu, während Bahnfahrten das Smartphone aus der Hand zu legen und mit meinem 3DS ein bisschen Leben in die Wüste zu tragen. Nintendo, so darf es ruhig weitergehen!