Zocken ist Männersache – war das einmal oder ist das immer noch so? Spielen Frauen genauso gut und gerne wie Männer? Zocken sie Call of Duty oder League of Legends online – oder doch (wenn man dem Klischee glaubt) Nintendogs auf einem rosafarbenden DS? Zeit für uns, dem Thema auf den Grund zu gehen! Wir haben unsere drei weiblichen Redakteure Hannah, Laura und Veronika interviewt – damit ihr endlich wisst, wie zockende Frauen ticken! Dazu seht ihr private Fotos der Sammlungen und Schätze unserer Redakteurinnen. Für Teil 2 unseres dreiteiligen Specials habe ich den Fragebogen selbst ausgefüllt.
Bitte stell dich kurz vor.
Ich bin Laura, Jahrgang 1984, komme aus der Nähe von Mainz und bin stellvertretende Chefredakteurin bei TVGC.
Was zockst du gerade?
Ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit wenig Zeit zum Zocken habe. Ich hole daher meistens alte Spiele nach und spiele kaum aktuelle Games. Zuletzt habe ich endlich God of War 3 nachgeholt, definitiv eines der besten PS3-Spiele. Zudem zocke ich wie so viele vermehrt auf dem Smartphone, seit einem Jahr spiele ich täglich mit der App „QuizUp“.
Wie oft spielst du?
Wenn ich dazu komme, an der Konsole etwa 3-5 Stunden pro Woche.
Was sind deine absoluten Lieblingsspiele und Spielereihen?
Ich bin seit über zehn Jahren ein wirklich großer Fan der Silent-Hill-Reihe. Ansonsten sind es zu viele, um sie alle aufzuzählen. Ich mag unter anderem die klassischen LucasArts-Adventures, Uncharted, God of War, Final Fantasy, The Legend of Zelda, Halo, Super Mario, Need for Speed, Fable, Halo, Devil May Cry und GTA, aber auch viele Games auf Handhelds wie die Professor-Layton-Reihe sowie alles, was aus der Masse heraussticht – wie Heavy Rain oder Limbo.
Erzähl uns ein bisschen aus deiner Kindheit! In welchem Alter bist du mit Spielen in Berührung gekommen? Was waren deine ersten Spiele?
Als ich gerade mal im Kindergarten-Alter war, hat mir mein Vater seinen Atari ST gezeigt. Die ersten Spiele an die ich mich bewusst erinnere sind The Great Giana Sisters, Lemmings, Dungeon Master, ein Text-Adventure (!) namens Ooze und natürlich mein All-Time-Favorit The Secret of Monkey Island. Wir hatten einen Joystick und die Steuerung damit war katastrophal. Mit sechs, sieben war immer völlig verzweifelt wenn ich in Giana Sisters versagt habe. 😉
In welchem Alter hattest du deine erste Konsole? War es eine eigene oder musstest du sie innerhalb der Familie teilen?
Ich wollte natürlich, so wie alle Kinder, zunächst einen Game Boy, aber meine Eltern haben sich quergestellt weil sie den grünen Bildschirm hässlich fanden. Dann hat mir mein Cousin seinen Sega Game Gear gezeigt. Ich war total begeistert von dem großen, farbigen Bildschirm und vor allem dass man mit dem Teil im Dunkeln unter der Bettdecke spielen konnte, dank der Hintergrundbeleuchtung 😉 Ich wusste sofort: Den muss ich haben. Da ich dann schon Sega-Fan war, bekam ich kurze Zeit später zu Weihnachten von den Großeltern mit dem Sega Mega Drive meine erste Spielkonsole. Die musste ich auch nie teilen da ich keine Geschwister habe.
Hast du dir weitere Spielkonsolen im Lauf deines Lebens gekauft (oder am PC gespielt)? Und wenn ja, weshalb gerade diese Konsolen?
Mein Vater hat zum Glück regelmäßig seine Hardware aktualisiert, so dass ich im Lauf der Jahre auf unserem Familien-PC alles Mögliche wie Theme Hospital, Monkey Island 3 und Die Sims spielen konnte. Gerade in meiner Teenie-Zeit habe ich wirklich sehr viel am PC gespielt. Das hat erst aufgehört, als die Installationen öfter schiefgingen. GTA 3 und Anno 1503 liefen bei mir damals nur mit Patches und stürzten trotzdem ständig ab, so dass ich mich mit der Zeit immer mehr den Konsolen zugewandt habe. Heute spiele ich fast nur noch auf Konsolen.
Nach dem Mega Drive wollte ich endlich meine erste Nintendo-Konsole. Ich hatte extra auf den Nintendo 64 gespart. Nachdem ich die Fernsehwerbung mit Super Mario 64 gesehen hatte, wollte ich den unbedingt, fand als alter Sega-Fan aber auch den Saturn toll. In einem Kaufhaus überzeugte mich dann ein älterer Herr von der PlayStation, die damals noch völlig unbekannt war. Also leider wieder keine Nintendo-Konsole. Trotzdem möchte ich die Zeit nicht missen. Ich hab so viele tolle Sachen auf der PlayStation gezockt und darf mich somit als PS-Fan der ersten Stunde bezeichnen^^ Später hatte ich dann eine PS2 und nach einiger Zeit auch die Xbox und den Gamecube. Während meines Studiums habe ich dann angefangen, mir eine Konsolen-Sammlung aufzubauen. Als erstes habe ich mir endlich den Nintendo 64 geholt – und dann im Lauf der Jahre noch jede Menge andere Retro-Konsolen. Als letztes kam vor zwei Jahren der SNES dazu.
Welche Spiele und besonderen Spieleerlebnisse aus deiner Kindheit und Jugend werden dir immer in Erinnerung bleiben und weshalb?
Ich weiß noch, wie ich mit zehn Jahren The Secret of Monkey Island gespielt habe und nicht fassen konnte, dass die Gouveneurin entführt wurde. Ich fand das damals alles so spannend und habe mich wie ein echter Pirat gefühlt 😉 Später blieben mir vor allem die ersten Schritte in 3D in Erinnerung – ein Schlüsselmoment war der T-Rex, der im ersten Tomb Raider plötzlich um die Ecke gestampft kam. Mit 15 hatte ich für etwa ein Jahr eine echte Zocker-Blockade – nichts hat mehr richtig Spaß gemacht, bis zu meinem ersten PS2-Spiel Silent Hill 3. Ich hatte noch nie im Leben solche Angst! Es gab so viele gruselige Momente in diesem Spiel, die ich nie vergessen werde. Heathers Abenteuer hat mich total in seinen Bann gezogen.
Welche Konsole – von allen, mit denen du je gespielt hast – ist dein absoluter Favorit?
Alles in allem würde ich sagen, wahrscheinlich die PS2. Für die habe ich auch die meisten Spiele.
Spielen deine Freundinnen auch?
Ich habe zwei Freundinnen, die seit ihre Kindheit richtige Zockerinnen sind und sich ständig die neuesten Spiele kaufen. Ansonsten spielen meine Freundinnen entweder leider gar nicht oder wenn, dann nur Wii Fit und Ähnliches. Oder Smartphone-Apps für zwischendurch.
Spielst du eher alleine, eher online oder lokal mit Freunden?
Ich spiele am liebsten alleine. Lokale Multiplayer-Sessions gibt es nur selten. Warum ich kaum online spiele, kann ich ehrlich gesagt gar nicht erklären. Würde ich in Zukunft aber gerne ändern.
Welche Genre spielst du gern und welche gar nicht?
Ich spiele gern Point & Click, Action, Musikspiele wie Guitar Hero, Jump n Runs, Rennspiele, RPGs, ab und an Shooter. Was ich kaum spiele ist rundenbasierte Strategie, MMORPGs und Sportspiele, abgesehen von Tony Hawk und Ähnlichem. Und ich mache einen großen Bogen um Casual Games.
Hast du einen Lieblingshelden?
Eine ganze Menge. Videospielhelden sind einfach toll 😉 Ich mag unter anderem die Figuren aus Silent Hill, Zelda und Final Fantasy, Dante aus Devil May Cry, Samus Aran, den Master Chief und Nathan Drake.
Kaufst du dir Merchandise wie Figuren, Lösungsbücher oder Soundtracks?
Ja, vereinzelt. Da dies aber ein sehr kostspieliges Hobby ist, besitze ich noch nicht so viel davon wie ich gerne hätte 😉
Schaust du Let’s Plays oder Walkthroughs?
Eher selten. Let’s Plays eigentlich nur bei Spielen die ich selbst schon durchgespielt habe und Walkthroughs nur wenn ich nicht weiterkomme.
Besuchst du Events wie die gamescom?
Ich war schon auf der gamescom, wenn ich die Zeit dazu hätte würde ich jedes Jahr hingehen. Natürlich gehe ich ab und an für TVGC auf Events.
Wie und auf welchen Plattformen spielst du aktuell?
Ich habe alle aktuelle Konsolen daheim, zocke aber aus Zeitgründen viel zu wenig. Auf dem PC spiele ich momentan gar nicht mehr. Leider spiele ich zur Zeit viel zu viel auf dem Smartphone. Ansonsten bin ich altmodisch und kaufe die Spiele noch zum „Anfassen“. Downloads gibt’s bei mir nur bei absoluten Highlights wie z.B. Outlast oder Unravel.
Nach welchen Kriterien suchst du dir Spiele aus? Informierst du dich vorher, z.B. ob ein Spiel gut getestet wurde?
Ich habe seit vielen Jahren ein Spielemagazin abonniert. Ich achte darauf, ob ein Spiel gut getestet wurde und kaufe Sachen wie z.B. Destiny oder Watch Dogs aufgrund ihrer guten Reviews.
Kannst du erklären, was genau dich am Zocken und an Spielen im Allgemeinen fasziniert, weshalb du überhaupt spielst?
Spiele lassen dich viel tiefer in eine fiktive Welt eintauchen als Filme. Obwohl ich Filme über alles liebe, kommt bei Spielen natürlich die Möglichkeit der Interaktion hinzu. Ich selbst bestimme, wie es weitergeht. Dadurch entsteht auch eine viel tiefere Bindung zu den Figuren. Als ich The Legend of Zelda: The Ocarina of Time durchgespielt hatte, hatte ich den Eindruck, ich verlasse eine Welt in der ich jede Menge Freunde gefunden habe und in die ich mich immer zurücksehnen werde. Wenn sich in Final Fantasy X Tidus von Yuna verabschiedet, nach den ganzen vielen Stunden die ich mitgefiebert und mitgelitten habe, geht mir das viel mehr nach als bei Charakteren aus Filmen und bleibt über Jahre in Erinnerung. Ich liebe das Bedürfnis, Spielfiguren das Leben zu retten, fremde Welten zu entdecken und Schätze zu bergen. Und natürlich ist es auch ungemein motivierend, ein Rennen in Need for Speed so oft zu fahren, bis man endlich gewonnen hat, einen Charakter aufzuleveln oder einen Endgegner in God of War zu besiegen. Das Gefühl, Ridley in Super Metroid nach dem gefühlten dreißigsten Versuch endlich besiegt zu haben – unbezahlbar. Man kann so viele Sachen ausprobieren, die man im echten Leben nicht realisieren kann – ich sage nur GTA 😉 Und ich sage immer zu allen, die nicht spielen: Du wirst dich bei keinem Horrorfilm so sehr gruseln, wie bei einem Spaziergang durch Silent Hill. Das ist einfach eine völlig andere Erfahrung und ich möchte die ganzen Erinnerungen an all die tollen Spielmomente in meinem Leben nie mehr missen.
Was denkst du, unterscheiden sich spielende Frauen von spielenden Männern und wenn ja, inwiefern?
Es ist immer schwierig, zu verallgemeinern. Ich denke, Frauen sind weniger an der Technik dahinter interessiert als Männer. Die meisten Frauen würden wahrscheinlich keine Konsole hacken, aufschrauben oder modden, mich eingeschlossen. Es interessiert mich auch nur am Rande, ob die Xbox One einen besseren Prozessor hat als die PS4. Vielleicht spielen Männer auch etwas verbissener, wollen alle Achievements freischalten, geben sich nur mit der Platin-Trophy zufrieden und Frauen nehmen es dagegen nicht so ernst, wenn sie verlieren. Aber sicherlich gibt es solche und solche.
Was denkst du, warum spielen immer noch mehr Männer als Frauen? Ist Zocken „Männersache“?
Für mich mit Sicherheit nicht. Die Zahlen zeigen dass spielenden Frauen immer mehr werden. Für viele Frauen scheint Zocken aber eher eine Alterssache zu sein. In meinem Bekanntenkreis sind viele Frauen der Meinung, Zocken sei etwas für Kinder und betonen, sie hätten „früher“ gerne auf dem SNES gespielt aber aus dem Alter seien sie ja mittlerweile raus. Mich persönlich regt diese Aussage furchtbar auf. Schließlich geht der Spaß mit 18 erst so richtig los, wenn man legal zu erwachsenen, „reifen“ Titeln wie GTA oder Red Dead Redemption greifen darf 😉 Vielleicht schrecken auch viele Themen die Frauen ab. Ich denke dass Publisher mit Kriegsszenarien wie in Call of Duty oder Rennsimulationen wie Gran Turismo gezielt männliche Spieler ansprechen wollen. Von FIFA mal ganz zu schweigen. Und ich kenne leider nicht wenige Frauen, die sich in dem Glauben befinden, es gebe nur „Ballerspiele“ und sonst nichts.
Spielst du lieber männliche oder weibliche Charaktere?
Ich unterscheide das eigentlich gar nicht so sehr. Ich spiele gern Dante weil er cool ist oder Kratos weil er mächtig ist. Ich kann auch herzlich über den Humor von Duke Nukem lachen. Mir kommt es auf das Spiel an sich an. Dass Samus Aran eine Frau ist, spielt für mich keine Rolle, weil Metroid einfach ein geniales Spieldesign hat.
Glaubst du, dass „ruhige“ Spielegenre wie Adventures, Simulation, Japano-RPGs oder Casual Games im Allgemeinen „typisch Frau“ sind?
Ich fürchte, das trifft auf viele Frauen zu. Ich merke das auch bei mir. Fußball interessiert mich privat nicht, also spiele ich auch kein FIFA. Die Spiele müssen aber nicht „ruhig“ sein. Wenn in Uncharted alle zwei Sekunden was in die Luft fliegt, finde ich das sehr gut 😉 Man darf das einfach nicht verallgemeinern. Ich denke die Frauen, die richtig gerne zocken, spielen überwiegend dasselbe wie männliche Spieler.
Hast du ein Lieblingsspiel, das deiner Meinung nach „typisch Frau“ ist?
Ich habe ein sehr peinliches Lieblingsspiel: Cooking Mama. Fragt mich nicht wieso. Im realen Leben koche ich gar nicht gern, aber in diesem seltsamen Casual Game liebe ich es, alle Rezepte auf Gold zu spielen. Ich kann’s nicht erklären^^
Wie gefallen dir persönlich Gadgets für spielende Frauen wie z.B. ein pinkfarbener 3DS?
Ich finde das grauenhaft. Natürlich darf und soll jeder gerne kaufen was immer sie wollen, aber für mich ist das nichts. Ich finde es grauenhaft dass die Hersteller meinen, Frauen stehen auf pink und deshalb bringt man für Frauen extra eine pinkfarbene Konsole heraus. Bei Konsolen bevorzuge ich Farben wie Ferrari-Rot oder Klavierlack-Schwarz – Hauptsache es sieht teuer, schick und edel aus 😉
Stört dich Gewaltdarstellung in Spielen?
Zu 90% nicht. Vielleicht weil ich mit Spielen aufgewachsen bin. Es ist eine Figur auf einem Bildschirm, die stirbt und Sekunden später wieder geradesteht, kein realer Mensch. Ich denke, das kann man sehr wohl unterscheiden. Bei God of War 3 fand ich die Gewaltdarstellung überzogen, das war vielleicht das einzige Spiel in dem es mich gestört hat – allerdings weil ich finde, dass das Spiel an sich schon so genial ist dass es keine plakative Effekthascherei nötig hat und die Gewalt in diesem Fall keinerlei Zweck erfüllt.
Glaubst du, dass nicht spielende Frauen sich an der Gewalt in Spielen stören?
Definitiv. Meine Mutter fand es schon grausam, als ich im Kindesalter in Tomb Raider auf Tiere geschossen habe oder in Final Fantasy VII mit dem Schwert attackiert wurde. Das ist natürlich eine andere Generation, aber auch bei Frauen in meinem Alter erlebe ich es, dass Spiele abwertend als „Gemetzel“ tituliert werden.
Was hältst du von der Darstellung von Frauen in Spielen? Findest du, dass Spiele wie z.B. Dead or Alive ein sexistisches Frauenbild fördern oder Frauen in Spielen zu oft auf den Typus „hilfloses Dummchen“ (z.B. Ashley in Resident Evil 4) reduziert werden?
Die Publisher wollen ihre Spiele verkaufen und Männer identifizieren sich mit einem maskulinen Duke Nukem oder schauen sich gerne eine vollbusige Lara Croft an, das ist nun einmal so. Ich bin überzeugt dass Männer in der Lage sind, den Unterschied zu realen Frauen zu erkennen. Ich finde Videospiele nicht frauenverachtend, aber ich würde mir durchaus mehr Heldinnen wie Samus Aran wünschen. Bayonetta war schon mal ein guter Anfang. Von einer Ashley bin ich als Spieler einfach genervt.
Welche Erfahrungen hast du in Zusammenhang mit deinem Hobby mit dem anderen Geschlecht gemacht? Wie reagieren männliche Spieler auf dich und dein Hobby?
Bei den allermeisten männlichen Spielern kommt meine Leidenschaft gut an. Die reagieren auch alle nicht überrascht, wahrscheinlich gibt es doch schon zu viele Frauen die gerne zocken. Ich habe aber erlebt, dass manche Männer es nicht gerade gut finden, beim Zocken von einer Frau besiegt zu werden 😉 Und wenn ich in einem Elektromarkt oder Spieleshop (ich nenne mal keine Namen) stehe und mich umsehe, werde ich binnen Sekunden von Verkäufern angesprochen ob ich Hilfe brauche. Die denken wohl, da steht eine die keine Ahnung hat und eine PlayStation nicht von einer Xbox unterscheiden kann. Viele Verkäufer haben mir auch schon völligen Quatsch erzählt – entweder hatten sie selbst keine Ahnung oder sie dachten, einer Frau kann man es ja erzählen, die kennt sich nicht so gut mit der Materie aus. Das erlebe ich immer wieder.
Denkst du, es gibt typische Vorurteile, die männliche Spieler gegenüber weiblichen Spielern haben?
Da müsst ihr die Männer fragen. Ich persönlich habe das noch nicht erlebt. Sobald ich enthülle, dass ich gern spiele, reden männliche Spieler mit mir einfach ganz locker übers Zocken. Das finde ich gut.
Hattest du je das Gefühl, dass du aufgrund deines Geschlechts benachteiligt wirst? Wurdest du z.B. schon bei Online-Spielen oder in Foren beleidigt?
Beleidigt noch nie. Viele Männer freuen sich wenn sie sehen dass eine Frau ernsthaftes Interesse an Spielen zeigt. An dieser Stelle ein großes Lob an die zockenden Männer da draußen! 🙂
Was sind deine Interessen abseits von Spielen?
Ich sammle Filme auf DVD und Blu Ray, lese sehr viel und höre sehr viel Musik. Ab und an zeichne ich auch mal Figuren aus Spielen. Ich mag generell alles, womit man überhaupt spielen kann, sei es Schach, Brettspiele oder Billard. Außerdem habe ich eine Schwäche für Sammlerfiguren und -statuen bekannter Videospielfiguren, wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann^^
Was denkst du, wie haben sich Spiele im Lauf der letzten 15 Jahre verändert? Wie werden wir in Zukunft zocken?
Um ehrlich zu sein: Ich verliere zunehmend die Lust am Zocken und in ein paar Jahren hat sich das Hobby für mich vielleicht ganz erledigt. Ich finde, Spiele werden seelenloser. Neue und gewagte Ideen kommen von Indie-Studios während große Publisher auf Fortsetzungen vertrauen. Spiele sind massentauglicher geworden und so nimmt auch die Zahl an Casual Games zu, die in meinen Augen überwiegend Software-Schrott darstellen. Ich vermisse die Zeit, als ich ein Modul in die Konsole steckte und lospielen konnte, ohne vier Monate vor Release eine Collector’s Edition mit Vorbesteller-Bonus zu ordern um dann – nach einer Stunde Installation auf der Xbox One – zu einem unfertigen Spiel noch vier Updates und drei DLCs runterzuladen. Ich gebe zu, je älter ich werde desto mehr nervt es mich dass alles immer umständlicher wird. Im Prinzip brauche ich eine Konsole zum Spielen und nicht zum Musik hören, Fotos sharen und Youtube gucken – dafür habe ich einen Laptop. Zudem gibt es für meinen Geschmack mittlerweile zu viel Auswahl. Das klingt jetzt natürlich doof, aber bei den ganzen Indie-Titeln, kostenlosen Smartphone-Apps, DLCs, Demos, Steam- und PS-Plus-Angeboten fehlt mir glatt die Zeit für Vollpreis-Spiele. Ich vermisse auch die Zeit, als Spiele überwiegend exklusiv für eine Konsole erschienen. Extrem traurig finde ich zudem den zunehmenden Handheld-Tod angesichts von Smartphones und Tablets sowie den besorgniserregenden Weg, den Nintendo einschlägt. Vielleicht sind Konsolenspiele, die man sich im Laden kauft einfach nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen spielen wir simpel programmierte Smartphone-Apps ohne Tiefgang. Der Schwerpunkt wird in Zukunft auf immer realistisch werdender Grafik und absoluter Digitalisierung liegen. In zehn Jahren werden wir keine Konsolen und Spiele mehr kaufen sondern alles direkt per Stick auf den Fernseher streamen. Die Idee aber, eines Tages mit einer PlayStation VR durch Liberty City zu laufen, reizt mich schon sehr. Wenn man sich die Entwicklung in den letzten 30 Jahren anschaut – vom 8-Bit-Pixelschrott hin zur Motion-Capturing-HD-Optik – können wir vielleicht noch nicht einmal erahnen wie Spiele in 15 Jahren aussehen werden. Ich denke, dass Spiele immer realistischer werden und wir eines Tages kaum noch zwischen Realität und Spiel unterscheiden können. Diese Vorstellung ist wahnsinnig spannend, aber irgendwie auch beängstigend.
Das war Teil 2 unseres Specials zum Thema Frauen und Zocken. Teil 1 findest du hier!