Vor fünf Jahren erschien mit Gears of War 3 eine Perle der Koop-Spielerfahrung. In diesen Titel, der bei uns damals eine Traumwertung einfahren konnte, habe ich nach dem Test mehrere hundert Stunden Zeit investiert um Seriously 3.0 beinahe zu kriegen. Mit Gears of War 4 wird das Franchise noch einmal erweitert und soll an den Erfolg der beliebten Vorgänger anknüpfen. Lancer angeschmissen und ab in das Gefecht: Gears of War 4 bei uns im Test für Xbox One.
Gears of War war für mich damals einer der Gründe, mir eine Xbox 360 zuzulegen. Der Charme, die Atmosphäre und fein arrangierte traurige Momente sind die Erinnerungen die bleiben, wenn die Konsole längst zum alten Eisen gehört. Zahlreiche Stunden habe ich zusammen mit Freunden im Horde-Modus verbracht und noch mehr Stunden damit, alle Achievements in den Titeln zu bekommen. Dabei war das Durchspielen der Kampagne auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad noch eine eher leichtere Übung, wenn man sich die Entwicklung des „Seriously“-Achievements ansieht. Auch Gears of War 4 hat mich mit seiner „Gutes bleibt immer Gut“-Mentalität sofort gepackt.
Der Storymodus ist wie gewohnt knallharte Action ohne Leerlauf, dafür aber mit viel Wohlfühl-Ambiente. Man rennt von Deckung zu Deckung und tötet dabei effizient Gegner. Dabei wird man entweder von Bots begleitet oder, was noch viel packender ist, von anderen Mitspielern. Das Waffenarsenal bleibt wie gehabt. Neben dem Lancer gibt es noch andere Waffen, die nicht fehlen dürfen. Das Active Reloading-System ist ebenfalls wieder mit von der Partie. Es dauert einige Zeit bis man wieder drin ist, aber nach ein paar Gefechten läuft das Nachladen wieder gewohnt gut. Kennt man einen der Vorgänger, wird man bei Gears of War 4 keine Probleme haben, sich ins Spiel einzuleben.
Das Missionsdesign ist sehr abwechslungsreich und man hat das Gefühl, endlich mehr von der gesamten Welt sehen und bereisen zu können. Mein persönliches Highlight sind die eher natürlich wirkenden Areale, zum Beispiel Wälder. Hier punktet Gears of War 4 selbst ohne narrative Einlagen durch eine dichte Atmosphäre in Sachen Überlebenskampf. Die neuen Helden, die in den Vordergrund gerückt werden, passen gut in den gesamten Gears of War-Kanon.
Schön anzusehen ist Gears of War 4 ebenfalls. Waren die Vorgänger schon grafisch sehr hochwertig, setzt Teil 4 dem Ganzen die Krone auf. Die Figuren bewegen sich flüssig, die Umgebung wirkt lebendig und ansprechend. Besonders die Zwischensequenzen sind hier zu nennen. Man hat hierbei das Gefühl, in einem echten Gears of War-Film zu sein. Trotz der rasanten Action und der vielen Explosionen erlebt man auch diverse Situationen im Spiel, die eher melancholisch stimmen und im gesamten Kontext Gears of War 4 als ein erwachsenes Produkt erscheinen lassen. Gewalt ist hier nicht nur purer Selbstzweck, sondern ein spieltragendes Element.
Ich persönlich bin positiv überrascht, wie gut Gears of War 4 geworden ist. Ich bin ein Fan der Original-Trilogie und fand Gears of War: Judgement eher langweilig und nichtsagend. Daher ist es einfach eine große Freude, an die alte Trilogie anknüpfen und ganz nebenbei eine Kampagne spielen zu können, die mit Freunden und sogar alleine mit Bots einfach nur packend und Hollywood-like inszeniert ist.
Im Koop zu spielen ist eine sehr angenehme Erfahrung. Hier zeigt sich nämlich, warum Videospiele einfach Spaß machen. Gegeneinander zu spielen ist nicht so motivierend, wie mit anderen Spielern eine Taktik auszuklügeln, die das eigene Überleben sichert. In „Horde 3.0“ ist letzteres das Gebot der Stunde. Hier gilt es, mit anderen Mitspielern eine funktionierende Gruppe zu bilden, in der jeder seine Aufgabe hat. Natürlich muss man sich dabei gegen Swarm-Gegner und Roboter wehren, die in jeder Welle versuchen das Team zu vernichten. Dabei steigert sich der Schwierigkeitsgrad von Welle zu Welle und zu jeder zehnten Runde erscheint ein Bossgegner, der nur mit einer gut durchdachten Strategie besiegt werden kann. Wenn der Story-Modus schon sehr gut ist, dann ist „Horde 3.0“ perfekt in seiner Art und Weise. Dieser Spielmodus bringt Spieler zusammen und zwingt sie zur Kooperation. Im Horde-Modus hat man nach jeder erfolgreichen Schlacht das Gefühl, wirklich etwas erreicht zu haben.
„Versus“ zeigt die anderen Aspekte des Spiels auf: Den kompetitiven Gedanken „Mensch gegen Mensch“. Es gibt Ranked- und Quickplay-Modi, bei denen auch die alten Klassiker wie „King of the Hill“ und „Team Deathmatch“ zu finden sind. Bis dato laufen die Matches alle flüssig und es sind keine Serverausfälle vorgekommen. Das zeigt, dass man sich hier wirklich Zeit gelassen hat um eine stabile Infrastruktur bereit zu stellen.
Alles in allem ist Gears of War 4 ein hervorragendes Spiel, das wirklich keine Wünsche offen lässt und durch einen starken Story- und Horde 3.0-Modus zu rocken weiß. Definitiv ein Spiel, dass man jahrelang spielen kann, vor allem mit Freunden.