Hellblade: Senuas Sacrifice Review

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Hellblade: Senuas Sacrifice Review
Hellblade Senuas Sacrifice
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Das kann er doch nicht machen. TU ES! Geh bloß nicht da rein. ÖFFNE ENDLICH DAS TOR! Was macht er da? Ich weiß es nicht. Warum tut er das? Keine Ahnung. Er schreibt etwas auf. Was denn? Kannst du es sehen? Nein? Doch. In diesem Spiel seid ihr niemals alleine und doch habt ihr euch noch nie zuvor in einem Videospiel so einsam gefühlt. Ein solches Spiel erlebt man ganz selten, warum das so ist lest ihr in unserem Hellblade: Senuas Sacrifice Review.

Hellblade Senuas Sacrifice

Hellblade Senuas Sacrifice begleitet eine junge Kriegerin durch die nordische Unterwelt.

Senua, die namensgebende Heldin von Hellblade, schippert auf ihrem hölzernen Kahn durch die verstörende Unterwelt der nordischen Mythologie. Sichtlich verängstigt und gebrochen ist die tapfere Kriegerin gewillt, buchstäblich durch die Hölle zu gehen, um für die Seele ihres toten Geliebten zu kämpfen. Ein Kampf, der aussichtslos erscheint. Ab der ersten Minute präsentiert sich Hellblade: Senua’s Sacrifice als wahnsinnig düsteres und verstörendes Action-Adventure. Der Rand des Totenflusses von Helheim ist gepflastert von Leichen. Raben krähen mürrisch von den Bäumen, ein bedrohlicher Nebel hüllt das Land in eine ganz besondere Atmosphäre.

Und genau diese dichte Atmosphäre ist es, die das Spiel zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Besonders, da Senuas Abenteuer dank der Unreal Engine 4 zudem noch hervorragend aussieht. Vor allem  die Umgebungen und Charaktermodelle sind eine absolute Augenweide. Gepaart mit den verstörenden Effekten ergibt sich bereits in den ersten Spielminuten eine alptraumhafte Grundstimmung, die ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist. Denn Hellblade Senuas Sacrifice will ein verstörender Albtraum sein. Der Titel der findigen Entwickler von Ninja Theory spielt fiese Psychospielchen mit euch. Er verängstigt euch, um euch kurz danach wieder in wohliger Sicherheit zu wiegen und das nur, um diese dann in Bruchteilen von Sekunden wieder zu zerstören.

Hellblade Senuas Sacrifice

Die düstere Geschichte stellt ein absolutes Highlight dar.

Dabei greift das Spiel auf einige besondere Kniffe zurück. Die vielschichtige Protagonistin Senua hört verschiedene Stimmen in ihrem Kopf, die sie im Verlaufe des knapp achtstündigen Abenteuers immer weiter in den Wahnsinn treiben. Ab der ersten Spielminute präsentiert Hellblade: Senua’s Sacrifice seine Protagonistin als zerbrechliche und verängstigte Hauptfigur. Nicht ahnend, was sie in den düstersten Ecken der nordischen Mythologie erwartet. Nicht ahnend, ob sie dieses Abenteuer überhaupt erleben will. Bei der Entwicklung standen dem Team erfahrene Neurowissenschaftler und Psychiater zur Seite. Das zeigt eindrucksvoll, dass die geistige Verfassung der unfreiwilligen Heldin ein zentrales Element des Spiels darstellen soll. Und genau das ist den Entwicklern hervorragend gelungen.

Im Laufe des Abenteuers müsst ihr mit ansehen, wie sich Senuas geistige Verfassung immer weiter verschlechtert. Die Stimmen in ihrem Kopf werden immer lauter, die schrecklichen und verstörenden Visionen werden mehr. Senua hat Angst. Unglaubliche Angst. Die steht der einst so tapferen Kriegerin ins Gesicht geschrieben. Tränen kullern aus ihren Augen, während so langsam auch der letzte Funke an Hoffnung erlischt. Dabei bedient sich Entwickler Ninja Theory unzähliger geschickter Kniffe und erschafft dadurch in der Tat ein einzigartiges Spielerlebnis, welches die Thematik der Psychosen erstaunlich gut wiederspiegelt. Ein Beispiel gefällig? Direkt zu Beginn erklärt Hellblade: Senuas Sacrifice euch, dass jeder Bildschirmtod die Dunkelheit in der Heldin vorantreibt. Erreicht diese einen gewissen Punkt, hat dies euren permanenten Tod zur Folge und ihr müsst das Abenteuer von vorne beginnen. Das sorgt für Angst und natürlich auch dafür, dass ihr das Abenteuer deutlich vorsichtiger angeht. Der Clou ist allerdings, dass es gar keinen Permadeath gibt. Selbst nach über 50 Ableben ist noch kein Neustart möglich. Das Spiel spielt mit euch. Regelmäßig.

Hellblade Senuas Sacrifice

Angst und Hoffnungslosigkeit tragen die packende Geschichte.

Der hervorragende Soundtrack in Kombination mit den stimmigen Soundeffekten tut dann sein Übriges, um die erstklassige Atmosphäre zu unterstützen. Allerdings verstrickt sich der Titel dabei relativ schnell in zu vielen Wendungen, sodass es bereits nach wenigen Stunden schwer wird, der verwirrenden Handlung zu folgen.

In Sachen Präsentation und Atmosphäre kann Hellblade: Senuas Sacrifice also in der obersten Liga mitspielen. Aus spielerischer Sicht kann der Titel dieses Niveau allerdings nicht ganz halten. Grundsätzlich besteht das Action-Adventure aus zwei Spielelementen: Rätseln und Kämpfen. Auf vorgegebenen und relativ schmalen Pfaden folgt ihr der Heldin durch die nordische Unterwelt. Zumeist gelangt ihr dann an ein verschlossenes Tor, auf dem ihr Runen erspäht. Per Tastendruck merkt ihr euch diese und müsst fortan die Umgebung nach eben diesen Runen durchforsten. Dieses Spielelement wiederholt sich immer und immer wieder, was sich bereits nach wenigen Stunden ziemlich abnutzt. Hinzu kommt, dass die nordischen Zeichen mitunter relativ schwer auszumachen sind. Beispielsweise müsst ihr im richtigen Winkel zu einem Haus und einem Berg stehen, damit die Kombination aus beiden das Runenzeichen preisgibt. Zudem ist eine freie Erkundung der Spielwelt nicht möglich, da ihr in äußerst begrenzten Schlauchleveln unterwegs seid. Hier merkt man dem Spiel das relativ niedrige Budget deutlich an.

Hellblade Senuas Sacrifice

Die Bosskämpfe stellen ein optisches und spielerisches Highlight dar.

Habt ihr das Tor dann geöffnet, findet ihr euch zumeist auf einem größeren Platz wieder, welcher das zweite Kernelement des Spiels andeutet: Die Kämpfe. Aus dem Nichts tauchen grimmige Krieger auf, die euch ans Leder wollen. Dank flottem und gut durchdachtem Kampfsystem stellt ein Gegner allein oftmals kein Problem dar. Knifflig wird es allerdings, wenn sich euch zwei oder drei Nordmänner gleichzeitig in den Weg stellen. Nur wer geschickt ausweicht, feindliche Angriffe blockt und im richtigen Moment in die Offensive geht, kann in den schwierigen Kämpfen bestehen. Hellblade: Senuas Sacrifice bietet ein gewisses Frustpotential, allerdings ist auch das Scheitern als Spielelement gewollt und unterstreicht den aussichtslosen Kampf der Kriegerin sehr gut. Dies führt jedoch auch unweigerlich dazu, dass ihr mitunter frustriert den Controller zur Seite legen müsst. Dank fairer Checkpoints greift ihr aber immer wieder zum Gamepad und wenn ihr die Angriffsmuster eurer Widersacher erst einmal verinnerlicht habt, ergibt sich nach einem gewonnen Kampf ein enormes Erfolgsgefühl. Besonders bei den atemberaubend inszenierten Bosskämpfen, die das optische und spielerische Highlight markieren.

Hellblade: Senuas Sacrifice behandelt auf beeindruckende Art und Weise das Tabu-Thema Psychosen und erzählt eine fesselnde und verstörende Geschichte in der nordischen Mythologie. Ein intensives Abenteuer, welches trotz spielerischer Schwächen ab der ersten Minute zu fesseln vermag. Zarte Gemüter stellt das Spiel vor einige Probleme, alle anderen erhalten ein unglaublich packendes Action-Adventure.

Gut

  • Packende Geschichte
  • Vielschichtige, glaubhafte Heldin
  • Bedrohliches Szenario
  • Hervorragende Animationen
  • Abwechslungsreiche Umgebung
  • Bedrückende Atmosphäre
  • Gelungenes Gegnerdesign
  • Starker Soundtrack
  • Bombastische Inszenierung
  • Beeindruckende Grafik

Schlecht

  • Relativ kurze Spielzeit
  • Kein Wiederspielwert
  • Sehr enge Schlauchlevel
  • Verwirrende Handlung
  • Rätsel wiederholen sich
  • Nerviges Backtracking
  • Mitunter frustrierend
  • Starke Unterteilung in Rätsel & Kämpfe
8

Sehr gut

Ehemaliger Redakteur!