Interview mit der USK

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Das Interview fand in einem Raum mit mehreren Zuhörern statt, deswegen gibt es an manchen Stellen des Interviews diverse Einwürfe.

Sabrina: Für diejenigen, die es nicht wissen, wie verläuft eigentlich eine Spieleprüfung bei der USK?

Die Publisher reichen die Spiele, zusammen mit dem Prüfantrag, in der Regel vor Release, bei uns ein. Die werden dann erst einmal technisch gesichtet und auf Lauffähigkeit überprüft. Sobald das gewährleistet ist, wird das Spiel einem Sichter gegeben, welcher ca. eine Woche Zeit hat das durchzuspielen. Ehrenamtlich, aber gegen eine Aufwandsentschädigung, spielen die Sichter, welche vorrangig Studenten sind, die Spiele in Ruhe durch. Die können in der Regel von den Entwicklern oder Publishern Hilfen, wie beispielsweise Cheats oder hoch gelevelte Charaktere in Rollenspielen, in Anspruch nehmen, damit er zügig durchs Spiel kommt. Nachdem das Spiel von A bis Z komplett durchgespielt wurden ist, also alle Level, alle Modi, durchaus auch mal verschiedene Schwierigkeitsgrade, dann schreibt der Sichter einen Testbericht und geht in diesem auf narrative Aspekte,wie Story, Setting und dann natürlich aufs Gameplay und verschiedene Jugendschutzaspekte ein.

Es gibt insgesamt 56 Jugendschutzsachverständige und die kommen aus allen verschiedenen Bundesländern und unterschiedlichen Berufsfeldern zusammen. Manche sind Medienpädagogen, manche sind in der Medienwirkungsforschung tätig oder arbeiten beim Jugendamt oder in Jugendclubs. Die haben dann auch wirklich Erfahrung, sowohl mit Jugendlichen, als auch mit dem Medium Computer- und Videospiel. Vier von denen und ein ständiger Vertreter, bilden ein fünfköpfiges Team. Der dazugehörige Testbericht wird vor der Prüfsitzung, von den vier Gutachtern gelesen, damit alle auf einem Stand sind. Und nur diese fünf Personen haben auch eine Mitsprache über die Altersfreigabe, der Sichter selbst nicht. Er führt dann das Spiel live in der Prüfsitzung vor und die Gutachter können jederzeit einsteigen. Sobald sich alle Beteiligten, sowohl der Tester als auch das Prüfgremium der Überzeugung sind, sie haben sich alles angesehen und kennen alle Spielinhalte, wie bspw. Waffen, Charaktere oder Level. Dann kommt es zur Abstimmung, es wird mit einfacher Mehrheit entschiedenen, wobei allerdings der ständige Vertreter, das ist der staatliche Vertreter, ein Veto-Recht hat. Der kann dann also dafür sorgen, dass das Spiel einem weiteren Prüfgremium vorgelegt wird, aber vielleicht. geh ich damit schon zu weit ins Detail…

USK_RetuschiertesBlut

Sabrina: Nicht selten liest man, dass einige Titel nur eine USK Freigabe erhalten, sofern sie für den deutschen Markt angepasst werden (zensiert oder geschnitten werden). Wie kann hier zum Beispiel eine kleine Nuance oder Blutretuschierung einen Unterschied zwischen USK Freigaben Verweigerung und USK 18 Siegel bedeuten?

Es wird immer gern behauptet, so nach dem Motto „Wir nehmen jetzt hier so und so viel Milliliter Blut raus“, am besten mit der Pipette gemessen und plötzliche gibt es die Altersfreigabe. So funktioniert das nicht! Jedes Spiel wird für sich selbst bewertet, als Produkt des eigenen Rechts und es kommt immer auf die Wirkung an, die das Spiel hat. Da geht es nicht darum, wie viel Blut spritzt oder wie es im Detail aussieht, sondern darüber was es vermittelt, wie das auf den Spieler wirkt und wie die Gewaltdarstellung, in das Gameplay eingebunden ist. Wenn das sozusagen eine selbstzweckhafte Gewaltdarstellung ist, die einfach nur darauf abstellt, dass jemand seine Allmachtsphantasien ausleben kann, wenn z.B. Zivilisten im Spiel verletzt werden können, ohne dass es irgendwie geahndet oder sanktioniert wird, dann kann das dazu führen, dass das Kennzeichen verweigert wird. Das sind Kriterien, die sich teilweise über die Jahre in der Spruchpraxis herausgebildet haben, aber zum Teil auch, und das ist ganz wichtig, extern an uns herangetragen wurden sind, nämlich von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und die haben eigene Kriterien dafür, ob ein Spiel jugendgefährdend ist.

Manche Anbieter, gerade in der USA sind der Meinung „ah ok, kein Problem, dann machen wir das Blut grün, dann sind wir doch fein raus…“. Sicherlich, das kann einen gewissen Verfremdungseffekt mit sich bringen, wenn man das Blut grün macht, aber das ist nicht das Allheilmittel, sondern es kommt eher auf die inneren Werte des Spiels an und nicht auf die Liter Anzahl von Blut die darin vorkommt.

Sabrina: Also kann man ein Spiel mehrmals einreichen ?

Man kann nicht ein und dasselbe Spiel mehrmals einreichen, sondern verschiedene Versionen. Es also muss eine inhaltliche Änderung stattgefunden haben. Sonst könnte man ja immer wieder ein und das gleiche Spiel einreichen, so lange bis dann irgendwann durch Zufall ein Gremium zusammen getreten ist, das gerade mal einen sehr guten Tag hat und besonders liberal drauf ist… Also dem muss natürlich ein Riegel vor geschoben werden.

Sabrina: Warum dürfen TV Werbe-Spots für Spiele ohne Jugendfreigabe bzw. solche, die noch geprüft werden, ausgestrahlt werden (Battlefield 3, CoD Black Ops 2,…), wobei man hier ja definitiv schon davon ausgehen kann, dass diese eine USK 18 Freigabe tragen werden? Hier ist doch davon auszugehen dass auch minderjährige Personen dieser Werbung direkt ausgesetzt werden?

CoD – Black Ops 2 ist eigentlich ein gutes Beispiel. Das Spiel, hat uns noch nicht vorgelegen. D.h. wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, „Das wird ein 18-er Spiel“.

Insofern können wir ja nicht wissen, was ein Spiel, das bereits jetzt beworben wird, dann wenn es uns einmal vorgelegt wird, für eine Freigabe bekommen wird. Ergo haben wir eigentlich gar keine andere Wahl, als zu sagen, uns ist hier ein Trailer vorgelegt worden, klar das ist jetzt kein interaktiver Inhalt, aber ein filmischer Inhalt mit einem Bezug auf Computer- und Videospiele und deswegen prüfen wir auch Spieletrailer. Streng genommen könnte das der Anbieter auch bei der FSK einreichen, die für Filme zuständig ist, aber es hat sich eingebürgert, das Filmschnipsel und Trailer bei der USK eingereicht werden. I.d.R. werden die Trailer in einem vereinfachten Verfahren geprüft, d.h. nur einer der hauptamtlichen Tester und der ständiger Vertreter der USK sehen sich diesen gemeinsam an und dann ist die Frage, wie wirkt dieser Trailer, ist der jugendbeeinträchtigend oder ab 12, 16, 18, oder vielleicht ab 6 Jahren geeignet.

D: wie der „Halo – Announcement“ Trailer, in dem der Planet gezeigt wird und ab und zu ein paar Stimmen auf dem Off kommen…

Genau und welche Beeinträchtigung soll von diesem Trailer kommen? Keine! Da kann man auch getrost seinen 2-jährigen kleinen Bruder davor setzen und der wird keinerlei Beeinträchtigung durch diesen Trailer erfahren. Und weil man diesem konkreten und vorliegenden Prüfgegenstand gerecht werden muss, muss man sagen dieser Trailer ist ab 0, 6, 12 usw.. .

USK_Lollypop_Chainsaw

Sabrina: Was haben zum Beispiel Warner Interactive bei Lollipop Chainsaw richtig gemacht, um eine USK Einstufung ab 16 zu bekommen, trotz der Zombiethematik im Spiel?

Was nehmt ihr denn an???

Sabrina: Also ich gehe von den Sternen und den lustigen Dingern, also Herzen und Regenbogen…

D: Es nimmt sich irgendwie nicht ernst… Das ist fantasiemäßig.

Also es arbeitet mit sehr vielen Verfremdungen. Das ist eine Persiflage des Zombie-Genres und hat diese Pop-Art Elemente. Es ist so übertrieben. 16-jährige haben heutzutage eine breite Medienerfahrung, zumindest über Filme. Die kennen und wissen, was ein Zombie ist und was man sich darunter vorzustellen hat. Und wenn die solche Verfremdungen sehen, dann werden sie das entsprechend einordnen können, dann werden die, genauso wie ein Erwachsener, darüber lachen. Und da haben sich die Gutachter überlegt, ok – dann bewerten wir das so, wie es wirkt und wir trauen auch den 16-jährigen zu, dass die das so einordnen können und davon nicht beeinträchtigt werden, weil sie sich irgendwie an den Gewaltdarstellungen ergötzen. Zumal das ganz interessant ist, denn das Spiel zensiert sich sozusagen selbst. Also wenn die Kettensäge am Zombie angesetzt wird, spritzt das Blut von innen an die Mattscheibe, so dass man genau die Stelle wo die Kettensäge ins Fleisch schneidet, eigentlich nicht sieht.

Sabrina: Welchen Unterschied gibt es zwischen USK und PEGI Bewertung? Stellenweise unterscheiden sich die Freigaben in gewissen Fällen.

Bei der USK werden die Spiele durchgespielt und damit wird man jedem Spiel auch individuell gerecht. PEGI funktioniert aber anders. Bei PEGI füllt der Anbieter des Spiels, einen standardisierten Fragebogen aus, so in der Art einer großen umfangreichen Excel-Tabelle mit Häkchen, die er da setzen muss. Zum Beispiel: „Ja mein Spiel hat Mild Tobacco References“ ? sanfte Anklänge an Tabakkonsum.. Und zum Schluss resultiert dann daraus die entsprechende Altersfreigabe. Das ist ein System, was wir für nicht tauglich halten, um einem interaktiven Medium gerecht zu werden.

USK_PEGI

D: in Griechenland ist das beispielsweise mit Glücksspiel so…

Genau Glücksspiel ist auch ein großes Thema. Der PEGI Fragebogen ist gültig für 420 Mio. Europäer von Portugal bis hoch ins Baltikum. Das sind nun mal unterschiedliche Kulturräume und deren unterschiedliche Befindlichkeiten und die müssen alle unter einen Hut gebracht werden. Dafür ist es noch relativ gut. Es funktioniert ja auch in vielen Ländern. Zudem bietet PEGI auch diese Deskriptoren, bspw. die Faust für Gewalt, Symbol mit dem verschlungenen Männlich und Weiblich Symbol für Sexual Content, wobei man aber auch dazu sagen muss, es gibt Untersuchungen wonach Eltern das i.d.R. nicht richtig interpretieren, was das heißen soll, weil manche von diesen Symbolen nicht so ganz selbsterklärend sind.

I.d.R. sind die USK Freigaben außerdem etwas härter, als die PEGI Freigabe, also etwas strenger. Und das wird auch so gewollt in Deutschland, zumindest im breiten Konsens. Jetzt nicht innerhalb der Gamer-Community betrachtet, sondern innerhalb der breiten Öffentlichkeit und so soll das auch so sein. Das sind nun mal kulturelle Befindlichkeiten, das eben Spiele mit Gewaltdarstellung sehr stark beargwöhnt werden, denen in der Spruchpraxis der USK Rechnung getragen wird. Würde man das Europaweit harmonisieren, würde sozusagen das Schutzniveau für Deutschland herabgesetzt.

D: Also kann man eigentlich sagen, dass die PEGI… naja oberflächlich ist ?

So würden wir das betrachten. Also ein Spiel hat z.B. eine Atmosphäre und die kann man schlecht in einem standardisierten Fragebogen abdecken.

Sabrina: In Bezug auf die vorherige Frage : Wie sollen Eltern mit folgendem Beispiel umgehen?

USK_Vermaechtnis

Die Eltern sollen sich an den USK-Freigaben orientieren. Also die Eltern haben ein Erziehungsprivileg und der öffentliche Jugendmedienschutz endet an der Haustür. In den eigenen vier Wänden sind die Eltern dafür zuständig, was gespielt wird. Das ist ihr Recht, das ist aber auch ihre Pflicht, die sie wahrnehmen sollten.

Sollten irgendwelche Zweifel bestehen, würden wir sagen,immer die USK- Freigabe für maßgeblich erachten, weil die nun einmal mehr an den Reizthemen dran ist, die Eltern hierzulande bewegen. Im Zweifelsfall muss man sich halt über das Spiel informieren. Da sollte man herausfinden, warum hat Pegi da eine 16 gegeben und interessiert mich das. Und dann sollten Eltern auch mit ihrem Kindern darüber sprechen, warum man das nicht gut findet, was in dem Spiel dargestellt wird. Da führt einfach kein Weg dran vorbei, dass sich die Eltern aktiv mit der Mediennutzung ihrer Kinder auseinandersetzen. Das Jugendschutzgesetz und die USK sorgen lediglich dafür, dass Kinder nicht auf eigene Faust losziehen mit ihrem Taschengeld, ohne Wissen der Eltern im Handel, jugendbeeinträchende Spiele kaufen können.

USK Vermaechtnis

Sabrina: Wenn ich das jetzt im Laden als 12-jähriger kaufen will, bekomme ich das, weil es USK 6 ist.

Richtig, Pegi hat keinerlei rechtlich bindende Wirkung in Deutschland .

Sabrina: Geht man bei der USK, was Prüfungen angeht, mit der Zeit und wertet eine Altersfreigabe heute anders, als es zum Beispiel noch vor 10 bis 15 Jahren war? Ein Beispiel dafür wäre der 1993 indizierte Shooter „Doom“.

Natürlich. Machen wir uns nichts vor, die Medienlandschaft hat sich rasant gewandelt, was in Spielen und auch in Filmen darstellbar ist, ist heute was anderes als vor 20 Jahren. Als Doom damals raus kam und postwendend auf dem Index gelandet ist, da war das eine Offenbarung. Das hat die Leute damals vom Hocker gehauen und die dachten „wow, jetzt kann man das erste mal in eine 3D-Welt einsteigen und dann auch noch rumballern und die splattern da so weg…“. Es ist ja auch ein sehr atmosphärisches Spiel, bis heute ziemlich wuchtig und nimmt einen irgendwo gefangen. Nichts desto trotz sind Kinder und Jugendliche heutzutage mit ihren Sehgewohnheiten einfach weiter. Die haben im Kino schon ganz andere Sachen gesehen, also haben andere Medienerfahrung und natürlich gibt es da sukzessiv eine gewisse Liberalisierung, in der Spruchpraxis der USK, sowie es auch gesamtgesellschaftlich irgendwo eine gegeben hat. Also wenn man sich anguckt, welche Spiele noch Ende der 80 noch auf dem Index gelandet sind. Wie beispielsweise River Raid, dass als kriegsverherrlichend auf den Index gesetzt, das würde heutzutage wahrscheinlich das Zeichen ab 6 oder ab 12 bekommen. Insofern muss sich diese Spruchpraxis ändern. Man kann ja nicht einmal in Stein meißeln, wie die Spiele zu bewerten sind, sondern es muss immer wieder gucken werden, wie wirken die auf heutige Kinder.

Sabrina: In Bezug auf die vorherige Frage vielleicht noch eine kleine Vertiefung der Materie. Wieso haben Zombies gerade in Deutschland einen so schweren Stand, obwohl diese in den Bereich Fantasy oder Folklore (vgl: Voodoo) fallen.

Also, den letzten Halbsatz würde ich anzweifeln. Das kann man so auffassen oder so hinstellen, aber zu guter Letzt, ich meine warum gibt es denn Zombies. Die sind dafür da, dass man drastische Gewaltdarstellung an menschenähnlichen Figuren durch exerzieren kann. Auch Zombiefilme machen das ja immer wieder zu Thema, die Bestialisierung, nicht nur des Menschens als Zombie, sondern eben auch der überlebenden Menschen, die sich gegen die Zombies zur Wehr setzen und diese dann manchmal Spaß daran entwickeln, Jagd auf sie zu machen. Genau das ist das Spielangebot, was in vielen Zombie-Spielen irgendwie eine Rolle spielt und deswegen sind die in der Regel nichts für Kinder und Jugendliche, sondern richten sich an Erwachsene.

USK_Dead_Rising_2_Screenshot

Sabrina: Wo wir gerade bei Spielen und ihrem Kontext sind, warum verweigert die USK einigen Titeln eine Freigabe, wie zum Beispiel einem Dead Rising, bei dem nicht nur zwingend Gewalt im Vordergrund steht, sondern auch das Erledigen von Aufgaben sowie Retten von Personen.

Dead Rising sind soweit ich weiß alle drei Teile beschlagnahmt, das heißt die erfüllen Straftatbestand, also der Gewaltverherrlichung. Das heißt die sind sogar noch härter als Indizierungen. Dead Rising ist ein zweischneidiges Schwert. Also wer sich mit Computerspielen für Erwachsene auskennt und mit dem Zombiegenre, der weiß, dass es ein Spiel ist, das mit einem gewissen Augenzwinkern arbeitet; woran man auch irgendwie seinen Spaß haben kann, ohne gleich eine verrohte Person zu sein.

Dieses Spiel wurde dann irgendwann von einem Staatsanwalt einem Richter vorgelegt. Ihm wurde dann gezeigt, was in diesem Spiel möglich ist. Es gibt sehr viele kreative Möglichkeiten, seinen Spieltrieb in gewalttätiger Hinsicht freien Lauf zu lassen. Und jetzt stellen wir uns eben diesen Richter vor, der keine Zombiefilme gesehen hat, in seiner späten Jugend oder frühen Erwachsenenalter, der keine Spiele spielt, der da also nicht so richtig unterscheiden kann, worin der eigentlich der Reiz in diesem Spiel liegt, der sozusagen annehmen muss, dieses Spiel sei einzig und alleine dafür da, um sich an der Gewalt an menschenähnlichen Spielfiguren zu ergötzen. Dann kann man schon irgendwie nachvollziehen, dass er sagt, hier ist eine Grenze überschritten, wenn ich beispielsweise mit einem Rasenmäher durch die Zombies Menge gehe. Da ist ein Tabu gebrochen, das können wir so nicht tolerieren. Jeder von uns hat seine Schmerzgrenze. Es gibt diese Schmerzgrenze und die ist bei einigen früher erreicht, als bei anderen und diese früher erreichte Schmerzgrenze, findet man eher bei Leuten, die mit diesem Medium nichts zu tun haben, die aber häufiger, wie beispielsweise der Staatsanwalt oder der Richter, in der Position sind, diese Spiele auf ihre Strafrelevanz zu überprüfen, mit dem dementsprechenden Ergebnis der bundesweiten Beschlagnahmung aller Serienteile von Dead Rising.

Sabrina: Wie steht die USK zu der Forderung, dass das USK-Prüfverfahren durch das Pegi-System ersetzt werden soll?

Dagegen… Wir sind der Meinung, dass jeder wir qualitativ die bessere Arbeit leisten und das weiterhin Spiele, auch mit gutem Grund, so bewertet werden sollen, so wie wir das machen. Wir haben lange Erfahrung damit und finden, dass unsere Spruchpraxis in sich schlüssig ist und wir doch besser auf die Befindlichkeiten, die in Deutschland herrschen, passen. Das ist sozusagen eine Dienstleistung, für die breite Öffentlichkeit, die Interesse oder Anliegen daran hat, dass bestimmte Darstellungen in Computer- und Videospielen, denen man beeinträchtigte Wirkung zuschreibt, von Experten erkannt werden. Und dass es dann ein tragfähiges System gibt, was ausschließt, dass Kinder und Jugendliche dieser Beeinträchtigung ausgesetzt sind.

Und das soll auch weiterhin der Fall sein. Ich trete sogar dafür ein, dass unsere Kompetenzen noch erweitert werden. Insbesondere bei Spielen, die nicht über Datenträger, sondern online vertrieben werden. Das ist momentan noch so die Baustelle, weil da gilt der Medienschutzstaatsvertrag und nicht das Jugendschutzgesetz. Und das ist ein bisschen schwierig, unter zwei ganz unterschiedlichen Rechtssituationen, einen und den selben Inhalt zu bewerten, der aber eigentlich nur auf zwei verschiedenen Distributionsebenen vertrieben wird.

Sabrina: Zum Abschluss noch die Frage der Fragen ; Jugendschutz ist ohne eine Debatte darüber zu führen eine sehr wichtige gesetzliche Maßnahme. Allerdings führen einige Entscheidungen bei Altersfreigaben und parallelen Kürzungen zu Unmut bei volljährigen Spielern, da diese sich hier bevormundet fühlen. Inwiefern ist man sich bei der USK dieses Problems bewusst?

Das ist uns sehr wohl bewusst, aber wir sagen immer wieder, dass es nicht unsere Schuld ist. Weil jeder erwachsene Spieler, kann sich ganz legal indizierte ungeschnittene Spiele kaufen, jetzt mit Ausnahme der beschlagnahmten Titel. Und sie tun es ja auch alle massenhaft. Wenn Media Markt oder Saturn nicht in der Lage sind, ganz legal, eben unter der Ladentheke, die indizierten Spiele an Volljährige zu verkaufen, dann sind nicht wir dafür verantwortlich. Das ist ein Problem, was der Handel dann irgendwie aufwirft. Es ist jederzeit das gute Recht von volljährigen Erwachsenen diese Spiele zu kaufen, insofern sehen wir da keinen Anlass uns diese Kritik weiterhin zu Herzen zu nehmen.

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser