Killer is Dead ist ein Paradebeispiel dafür, wie man durch eine gewisse Basisintelligenz und dem Mut zur Verschrobenheit, ein standardisiertes Genre nehmen kann, um es zu etwas vollkommen Neuem zu machen. Wenn hinter dem Projekt der bestens bekannte Name Suda51 steht, darf man sich auf einen wahnsinnig abgespacten Ritt einstellen.
Die Story in Killer is Dead ist schwer in Worte zu fassen, da hier Elemente aus japanischen Soap Operas benutzt, durch den Kakao gezogen und am Ende vollkommen stylish kombiniert werden. In groben Zügen lässt sich die Story wie folgt erklären: Wir befinden uns in einer Welt, in der es Dämonen und böse Seilschaften im Hintergrund gibt, die sich für ihre Zwecke, schwache Glieder der Gesellschaft – das kann ein alternder Musiker oder eben eine schrottreife Eisenbahn sein – rekrutieren. Diese neu angeworbenen Rekruten sorgen für Chaos auf der Welt. Dem stellen sich die Dämonenjäger entgegen, eine Gruppe aus nicht minder sozial geächteten Freaks, die ebenfalls über besondere Fähigkeiten verfügen. Sollte man also ein Opfer dieser Dämonen sein, so kann man die Hilfe dieser Agency in Anspruch nehmen, hat ein bisschen was von „…wenn sie mal ein Problem haben und nicht weiter wissen, rufen sie doch das A-Team“. Einer der Agency Erfüllungsgehilfen ist Mondo, ein Womanizer mit quirlig bekloppter Assistentin welche, Zitat Mondo „so gute Eier kocht, dass ich sie behalten habe“ und seinem Schwert nebst maschinisiertem Arm.
Wie man unschwer erkennen kann, ist Killer is Dead ein Sammelsurium an skurillen Einfällen, die isoliert betrachtet merkwürdig erscheinen mögen, aber im Gesamtkunstwerk gnadenlos genial erscheinen. Was Suda51`s Werk so einzigartig macht, ist neben der Grafik vor allen Dingen das Telling des Spiels. Bei Killer is Dead ist es nämlich das Prinzip, dass man niemals weiss, was einen in der nächsten Mission erwarten wird. Zum einen liegt das an der Auslegung des Spiels; die Figuren im Spiel sind sich bewusst, dass sie in einem Videospiel agieren. Auf der anderen Seite steht der Humor, der Missionen auch mal nach zwei Minuten abschliesst, mit einer Sequenz die länger als das eigene Level erscheint, nur um festzustellen, dass dies erst ein Vorgeschmack war.
Killer is Dead setzt Akzente im Bereich des genreübergreifenden Kombinierens von Stilelementen. Das gesamte Setting lässt zunächst auf eine reale Welt mit leicht mystischen Einflüssen schliessen. Genau diese Vorahnung wird allerdings in der zweiten Mission über den Haufen geworfen, denn dort findet Alice aus Alice im Wunderland ihr Stelldichein, nebst allerhand Karten und symbolschwangeren Elementen. Humor in Killer is Dead ist sehr subtil gehalten und man muss schon einige Zeit darüber nachdenken, bevor es Klick macht. Beispiel sind hier das Brechen der vierten Wand (die Protagonisten sprechen mit dem Spieler oder aber sie sprechen untereinander über den Spieler) und das wiederkehrende Element der nicht erhaltenen Zahlung an die Agency. Dieses kleine Element verleiht dem Spiel den Effekt, dass man wissen will, welche verrückten Ideen in der nächsten Mission dazu führen, dass die Agency wieder einmal mehr Ausgaben als Einnahmen erwirtschaftet hat. Um nicht zuviel zu spoilern daher nur zwei ausgewählte Situationen. Zum einen verwandelt sich eine Auftraggeberin kurzerhand und entschwindet den Räumen, bei einem anderen Mal verläuft der Auftrag nicht ganz nach Plan.
Von dem spielerischen Aspekt ist Killer is Dead ein waschechtes Japano Hack n Slay. Man kämpft, weicht aus und kauft Upgrades für Waffen wie das Katana oder die Dämonenknarre. Durch das Aufsammeln von Kristallen, roten sowie grünen, füllen sich mit der Zeit die Werte für Lebensenergie und Dämonenenergie. Schnelle Combos und Flawless Runs geben ein hohes Endrating und mehr Ressourcen zum investieren. Zwischen den einzelnen Missionen, gibt es die Gigolo Missionen, die wie es der Name schon vermuten lässt, Mondo sein Glück bei Damen versuchen lässt. Insgesamt gibt es drei Gigolo Missionen, von denen aber zwei einen identischen Spieltypus aufweisen und eine Mission andere Charakteristika aufweist. In den regulären Gigolo Missionen geht es darum eine Frau auf ihr weiblichen Attribute zu glotzen, ohne dabei erwischt zu werden. Hat man das Barometer aufgefüllt, ist es möglich der holden Dame ein Geschenk zu machen, welches eine Herzenanzeige füllt. Ist diese Anzeige voll, dann heisst es für Mondo „Treffer versenkt“ und wir erhalten je nach Dame ein kleines Geschenk zurück. In der zweiten Gigolo Variante muss man sich in kleinen aber teilweise recht schweren Challenges behaupten um das Herz der Dame zu erobern, oder ihre Unterwäsche.
Garniert wird das Ganze noch durch diverse kleine Minimissionen, die sich auf spezielle Kernthemen der Hauptmissionen stützen. So gilt es zum Beispiel per Minigun die Gegnermassen davon abzuhalten, einer holden Dame an die Wäsche zu gehen oder aber man rattert als Beifahrer auf einem Motorrad durch japanische Strassen und überfährt Feinde für Punkte. Den Wahnsinn eines Killer is Dead in Worte zu fassen fällt schwer, da hier ein Feuerwerk an Ideen und Humor abgefeuert wird. Seien es wiederkehrende Element oder aber das über den Haufen werfen des Ganzen Konzeptes, am Ende steht eine zartbittere Melancholie die die Verbindung zwischen Tod und Sex exerziert.