The Last of Us

Game Reviews Last Gen (PS3, Xbox 360, Wii U)
The Last of Us
The Last of Us

Wann war das letzte Mal, dass man als Spieler das Gefühl hatte, einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben und dabei gleichzeit noch Nachschlag zu fordern? The Last of Us von den Uncharted Machern füllt nun endlich diese Lücke und lässt mich mit einem mehr als zufriedenen Gefühl zurück.

Wer unsere Preview zu The Last of Us gelesen hatte, wird sich gleich heimisch fühlen und darf den Storyabschnitt nun gerne überspringen. Für alle anderen geben wir die Handlung von The Last of Us kurz wieder, natürlich ohne Spoiler. Im Jahr 2013 betritt ein neuer Spieler in Sachen „Menschheitsgeißel“ den Planeten. Der Pilz mit dem wenig klangvollen Namen Codyceps hat durch unbekannte Umstände den sogenannten Artensprung geschafft und infiziert nun auch Menschen, die erst ihren Verstand verlieren, dann agressiv werden und am Ende nur noch als Pilznährmedium dienen. Dieser Pilz befällt ursprünglich nur Insekten und nistet sich in deren Körper ein. Nach gewisser Zeit übernimmt der Pilz das Gehirn des Insekts und bricht aus dessen Schädel. Dies alles passiert bei vollem Bewusstsein des Wirts. Da die Menschen auf derlei Apokalypse nicht vorbereitet sind und die Inkubationszeit des Erregers recht kurz ist, wird schon bald fast der gesamte Planet ausgelöscht, zumindest die Menschheit wird in wenigen Monaten fast vollständig ausgerottet. In diesen Wirren begleiten wir das ungleiche Paar Joel und Ellie, die jeweils zwei unterschiedliche Generationen verkörpern. Joel, vor der Apokalypse geboren und Ellie, die eine Welt ohne Mord und Infizierte nicht kennt. Willkommen auf einer gnadenlosen Odyssee.

TLOU Screenshot 01

Mit The Last of Us haben sich Naughty Dog ein Denkmal gesetzt. Wer hätte schon damit gerechnet, dass so kurz vor Ausklang der aktuellen Konsolengeneration, ein erwachsener und wahnsinnig perfekt inszeniertes Spiel in den Sommermonaten erscheint? The Last of Us ist ein wahres Sammelsurium an Referenzen, Verbeugungen und Adaptionen bekannter Genregrößen. Trotz der Tatsache, dass es sich um kein Zombiespiel handelt, finden sich dennoch zahlreiche Bezüge zu Beiträgen des Z-Genres in The Last of Us wieder. Während des Erlebnisses The Last of Us gibt es häufig A-ha Effekte, bei denen man als Kenner der Endzeitthematik dennoch ins staunen kommt, da nicht bloß kopiert wurde. Vielmehr wurden einzelne Elemente genommen, auseinander genommen und dann aufpoliert. Um dies in Worte zu fassen oder plastisch darzustellen; die Welt nach dem Ausbruch der Seuche ist weder eine karge Ödlandschaft, die man Wastelands taufen muss, vielmehr hat die Natur fast sämtliche urbanen Räume, die einstmals von Menschen erobert wurden, wieder an sich gerissen. So gibt es Pflanzen und Gras, welches zwischen den Straßen oder auf Gebäuden wächst. Hier hat man sich an der Reportage “ Die Welt nach Uns“ bedient und so ein perfektes Was-wäre-wenn Szenario erschaffen.

Das Ambiente und die bedrückende Atmosphäre bringen selbst den Spieler in seiner doch eher passiven Rollen dazu, inne zu halten und nachzudenken. Die Hoffnungslosigkeit färbt ab und umarmt den Spieler. Dieses Gefühl können Spieler sonst nur sehr selten oder bisweilen auch gar nicht vermitteln. Zu keiner ZEit ist einem das Schicksal von Ellie oder Joel egal. Man ertappt sich dabei, Konflikten aus dem Weg zu gehen, weil man eben nicht sehen will, dass besagte Helden einen grausamen Bildschirmtod sterben, denn tödlich ist fast alles. Während Sonnenschein normalerweise ein Grund zur Freude ist, bedrückt dieser in The Last of Us durch das melancholische Wechselspiel zwischen Kämpfen und das flanieren durch eine zerstörte, aber doch so familiäre Welt. Als Spieler sollte man sich daher die Zeit nehmen, die Umwelt in The Last of Us zu geniessen.

TLOU Screenshot 02

Wenn Menschen in Problemsituationen geraten, kickt automatisch der rudimentärste Instinkt ein; der Überlebenswille. Dieser macht sich in The Last of Us sehr explizit bemerkbar. Wenn die Nahrung knapp wird, man den eigenen Tod vor Augen hat, zählt ein Menschenleben nichts mehr. Diese reale Beobachtung wurde ebenfalls in The Last of Us integriert und zwar radikaler und drastischer, als man es normalerweise kennt. Man kann festhalten dass The Last of Us die Schraube für digitale Gewaltdarstellung sehr weit nach oben geschraubt hat. Vergessen wir für einen Augenblick comichafte Mortal Kombat Fatalities oder weggelancerte Locust Horden. The Last of Us schlägt tatsächlich in die Kerbe des Spiels Manhunt, nicht mit töten als Belustigung, sondern töten als Überlebensnotwendigkeit. Ohne spoilern zu wollen stelle ich dem geneigten Leser folgende Aussage zur Diskussion „Stell dir eine Situation vor, die in anderen Spielen nur angedeutet wurde; in The Last of Us wirst du es sehen“. Wie Naughty Dogs Titel ungekürzt mit einer USK 18 Freigabe durch die USK Prüfung gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Ich will hier nicht den Moralapostel spielen, ganz im Gegenteil. Nur ist es verwunderlich, wenn man sich die Historie der deutschen Zensurpolitik ansieht. Es wurden schon Endzeit Filme oder Spiel für weitaus weniger der Release verwehrt oder es wurden Zensurauflagen gefordert.

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Feinde und Gegner setzen sich aus drei Lagern zusammen, Infizierte, Soldaten der Regierung und Scavenger Gruppen. Trotz der Katastrophe ist keine der drei Parteien weniger schlimm als die andere. Sind Infizierte nur durch den parasitären Pilzbefall als Marionetten ohne Willen zu sehen, spielt sich bei den Scavenger Gruppen das tiefste menschliche Abschaumniveau ab, das man sich vorstellen kann. Wenn als Antwort auf die Frage eines Charakters „Hey why are there no children at all“ mit einem „…..it´s survival of the fittest…“ geantwortet wird, wirft die eigene Vorstellungskraft automatisch abscheuliche Vorstellungen heraus. Soldaten dagegen versuchen, ohne jegliche Empathie, die Lage zu bereinigen, dass dabei auch Zivilisten ohne Infektion Federn lassen müssen ist ebenfalls vorprogrammiert.

Gegen die Gegner hilft dann ebenfalls nur noch brutale Gewalt und das effiziente einsetzen von Waffen, je nach Gegnertyp. Das Waffenarsenal unterscheidet sich in zwei Hauptkategorien, zum einen Melee Weapons und auf der anderen Seite Schußwaffen. Schußwaffen können an einer Workbench mit einem Upgrade versehen werden. Zum Beispiel kann man eine Waffe mit panzerbrechender Munition versehen, um so Soldaten schneller töten zu können. Die benötigten Teile findet man beim durchforsten der zahlreichen leeren Häuser und Gebäude. Melee Waffen haben eine ganz besondere Eigenschaft in The Last of Us. Zum einen können Baseballschläger oder das Vierkantholz dazu genutzt werden, einen Gegner zu verdreschen, auf der anderen Seite kann man aber auch Instant Kills mit ihnen machen. Instant Kills töten einen Gegner mit nur einem Treffer und bedürfen etwas Vorbereitung. Man kann gebastelte Shivs dazu benutzen, sich an einen Clicker anzupirschen und diesem die Klinge dann von hinten ins Genick rammen. Ebenfalls wird die Umgebung bei Kämpfen zu Hilfe genommen. Prügelt man sich mit einem Feind und ist zufällig in der Nähe einer Wand, eines Regals oder eines sonstoigen Gegenstandes, schnappt sich Joel das Opfer und setzt zu einem tödlichen Schlag oder Tritt an. Mal platzt dabei der Kopf an der Wand oder aber das Nesenbein wird dem Gegner durch einen beherzten Knietritt ins Gesicht, in das Hirn gerammt. Wie man sieht es geht ganz schön brachial zur Sache.

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Kämpfen alleine steht allerdings nicht im Vordergrund. Vielmehr ist effizientes Überleben das oberste Gebot. Daher gibt es in sämtlichen Spielsituationen mehrere Möglichkeiten das Feld siegreich und in einem Stück zu verlassen. Manchmal ist es eher ratsam eine Gruppe von Gegnern einfach zu ignorieren und sich leise zu verhalten. Ein anderes Mal sollte man durch den Wurf einer Flasche, die Gruppe auseinander treiben und jeden einzeln eliminieren. Wenn ich von Stealth rede, dann meine ich auch Stealth in seiner urigsten Form. Wer einmal erwischt oder gesehen wird, hat ein ordentliches Problem, denn einmal im Rampenlicht, ist man so gut wie tot. Gegner schicken ihre Truppen nach einem cleveren Muster los. An vorderster Front kämpfen die Schläger, während sich mit Pistolen und Gewehren bewaffnete Vasallen gerne mal aus sicherer Distanz im Zielschießen üben. Dabei wird auf alles geschossen, selbst Freunde aus dem eigenen Lager. Schliesslich hat man nach dessen Ableben eine Ration mehr.

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Aufgelockert wird die adrenalintreibende Spannung durch kleine geschickte Minirätsel und ruhige Momente, in denen die Handlung vorangetrieben wird. Diese Momente bieten dann, um die Agonie etwas zu mildern, durchaus eine interessante und subtile Humorkomponente. Für die einen wohl sehr makaber und tabulos, für den Fan von Endzeitatmosphäre allerdings genau richtig. Die Rätsel passen plausibel in den Gesamtkontext der Story und teilweise gibt es sogar Überraschungen, die man anhand von Erfahrung mit Spielen und Rätseln so nicht erwartet.

Ich könnte stundenland darüber philosophieren warum The Last of Us ein verdammt gutes Spiel geworden ist, aber damit würde ich euch wohl um die Chance bringen, eines der besten Spiele aller Zeiten spielen zu können. Daher würde ich empfehlen, dass ihr sofort bei einschlägigen Shops The Last of Us odert. Gibt es etwas negatives zu berichten? Wenn dann sind mir negative Aspekte nicht aufgefallen oder sie sind so marginal, dass sie das Gesamtkunstwerk The Last of Us in seiner Wucht nicht schmälern.

The Last of Us ist eine verdammt hohe Meßlatte für zukünftige Spiele geworden. Die Story ist fesselnd auf dem besten Hollywoodniveau, welches wir uns vorstellen können. Mit Joel und Ellie haben wir endlich wieder zwei Hauptcharaktere, mit denen man ständig mitfiebert und bei denen man die Entiwcklung im Verlauf des Spiels glaubhaft nachvollziehen kann. Wenn dieses Jahr nicht noch ein Wunder kommen sollte, wird The Last of Us wohl den ersten Platz der Jahrescharts 2013 anführen.

Chefredakteur mit einem Faible für Achievements. Mittlerweile Bartträger und begeisterter Science Fiction Leser