Wo viel Licht, da ist bekanntlich auch viel Schatten. Mafia 3 ist einer der am meisten herbeigesehntesten Spieletitel in diesem Jahr. Wir haben uns die Zeit genommen und den vielversprechenden Open World-Titel genauer unter die Lupe genommen. Neben vielen sehr guten Einfällen und Ideen gab es aber auch einige Schattenseiten.
Nach ausgiebiger Spielzeit lässt sich eines ganz gewiss sagen: Aufgrund von Story, Atmosphäre und der gesamten Narrative zählt Mafia 3 bereits jetzt zu meiner persönlichen Top 5 der Kategorie storyorientierte Spiele. Obwohl die Rahmenhandlung nach Exploitation-Movies aus den 80ern klingt, liefert das Endprodukt etwas weit Tiefgründigeres ab. So werden gesellschaftliche Themen der Post-Vietnam-Ära, wie zum Beispiel Rassismus, Glaube und gesellschaftliche Entwicklungen hervorragend abgebildet, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben oder sich in moralischer Hinsicht zu positionieren. Dadurch entwickeln die Charaktere im Spiel eine gewisse Tiefe, die sie glaubwürdig erscheinen lässt. Die Erzählweise springt in Abständen zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit hin und her und liefert so erweiterte Einblicke in das Leben der Charaktere. So fühlt man sich emotional involviert, wenn man einen Protagonisten umbedingt retten und gleichzeitig einen Antagonisten so schnell wie möglich unter die Erde bringen will. Dabei wird zum Glück auf nervige Klischees verzichtet.
New Bordeaux ist eine fiktive Variante von New Orleans. Dementsprechend kulturell ist das Ambiente dort. So werden unter anderem Paraden und die Schere zwischen Arm und Reich dargestellt, welcher sich auch spielerisch bemerkbar macht. Begeht man in einer wohlhabenden Gegend eine Straftat, reagieren die Bewohner mit kreischen, hysterischen Aktionen, die Polizei ist sehr schnell vor Ort und geht aggressiv gegen den Spieler vor. In ärmeren Gegenden nehmen sich Gangs oder andere Kriminelle der Sache an. Was mir persönlich allerdings nicht so sehr zugesagt hat, ist der Soundtrack, der sich primär auf 60er-Jahre-Musik beschränkt. Da dies meine rein subjektive Empfindung ist und der Sound zum Setting passt, fließt dies nicht negativ in die Gesamtwertung ein.
Spielerisch bietet Mafia 3 gewohnte Action im typischen Open-World-Stil. Man kämpft sich von Mission zu Mission und erledigt dabei Aufgaben, die von Bankraub über Auftragsmord bis hin zur Verfolgungsjagd reichen. Die Missionen sind handwerklich gut gemacht, gleichen sich aber schnell und man vermisst etwas Abwechslung im weiteren Verlauf. Zwar machen die Auftragsmorde Spaß, das Setting des Spiels hätte jedoch noch mehr Potential geboten, zum Beispiel jemanden in den Sumpf locken und die Krokodile auf denjenigen hetzen um Spuren zu verwischen. Hier wäre etwas mehr Kreativität wünschenswert gewesen. Besonders wenn man einzelne Gebiete unter Kontrolle bringen muss, ist leider sehr schnell eine gewisse Routine da, die den Spielspaß trübt.
Auf der anderen Seite hat man aber die Möglichkeit, das Spiel nach eigenen Vorlieben zu verändern. Hat man einen Bezirk übernommen, muss man diesen einem der Leutnants anvertrauen, die sich dann um alles Weitere kümmern. In unbestimmten Abständen fordern diese aber eure Hilfe an, um einem Problem Herr zu werden. Vernachlässigt man diese Anfragen fortwährend, wenden sich die Leutnants gegen einen. Dies hat zur Folge, dass man Entscheidungen treffen muss, die den weiteren Spielverlauf und das Ende maßgeblich beeinflussen.
Auch wenn es sich um ein Open World-Setting handelt, sind Nebenmissionen und Collectibles sammeln im Spiel selbst eher schmückendes Beiwerk, Atmosphäre und Setting entschädigen aber. Grafisch betrachtet ist Mafia 3 noch nicht ganz auf Referenzniveau. Hier und da gibt es kleinere Grafikfehler oder steril erscheinende Texturen. Diese fallen glücklicherweise nicht so sehr ins Gewicht, da die Story und das Ambiente auch hier wieder einiges retten.
Mafia 3 ist insgesamt ein gutes Spiel aus dem Open World-Bereich, das durch hervorragende Story und Ambiente punkten kann. Hier und da gibt es einige Schwächen, die aber gepatcht werden können.