Willkommen in den 90ern. Halt, Moment, wir befinden uns im Jahr 2016 und Kickstarter lässt uns dank Crowd Funding nochmals in die Spuren großer Retro-Idole der Kindheit treten. Statt Mega Man kommt nun Mighty No. 9. Ob sich das lohnt, lest ihr bei uns.
Die Mega Man-Reihe gehört zu den maßgeblichen Videospiel-Erfahrungen eines jeden Mitte Dreißigers, der die goldene Zeit der Heimkonsolen miterlebt hat. Schwierige Passagen, verzwickte Hüpfeinlagen und ein gnadenlos harter Schwierigkeitsgrad, der damals irgendwie nicht so schwierig erschien, rundeten das Gesamtpaket ab. Nach etlichen Jahren der Abstinenz und Keiji Inafunes Abgang von Capcom, nahmen viele an dass Mega Man wohl nie wieder auf der Bildfläche erscheinen wird. Wäre da nicht Kickstarter gewesen und ein Herr Inafune, der die Idee zu einem spirituellen Nachfolger im Gepäck hatte. Vier Millionen Dollar später und etliche Verschiebungen hinter sich, dürfen wir nun mit Beck als Nummer 9 der Roboterbrigade in Mighty No. 9 von Plattform zu Plattform hüpfen.
Mighty No. 9 spielt in einer nicht näher beschriebenen Zukunft, in der Roboter in Arenen zur Belustigung der Masse gegeneinander kämpfen. Unter diesen Kampfrobotern existieren Elite-Modelle, die sogenannten Mighty Numbers. Diese wurden von Dr. White erschaffen, einem exzentrischen Wissenschaftler mit Spezialisierung auf Roboter. Eines Tages verseucht ein Virus das Netzwerk dieser Roboter und die Menschheit sieht sich dem Untergang geweiht, da die Roboter der menschlichen Technik haushoch überlegen sind. Allerdings hat keiner mit Beck gerechnet, der Nummer 9 der Mighty Numbers. Dieser hat die Fähigkeit, die speziellen Eigenschaften anderer Roboter zu absorbieren und für sich zu nutzen. Mit seiner Schwester Call geht es von nun an in den Kampf, um die anderen Mighty Numbers zu retten und ein Heilmittel für den Virus zu finden.
Dem ein oder anderen wird aufgefallen sein, dass die Übereinstimmungen mit dem Mega Man-Franchise mehr kein Zufall sind. Was allerdings nicht negativ angekreidet werden sollte. Vielmehr ist es sehr angenehm, dass Mighty No. 9 versucht, den Charme der alten Tage ohne Leichenfledderei umzusetzen. Der Aufbau der Level, die Action und das Platforming überzeugen, wirken angenehm retro und dennoch frisch. Dennoch muss ich ein wenig Kritik üben: Mir wirkt alles etwas zu steril und mir fehlen die vielen kleinen Details, die sich bei den Mega Man-Ablegern für das SNES im Hintergrund abspielen.
Das rudimentäre Mega Man-Konzept wird in Mighty No. 9 um ein paar interessante Features erweitert. Durch den schnellen Sieg über feindliche Roboter wächst die Bonuspunkt-Rate und man erhält einen Multiplikator. Besiegt man spezifische Gegner, erhält man einen Bonus, der zum Beispiel einen stärkeren Angriff oder eine verbesserte Defensive hat. Die Möglichkeit der Boni für Abschuss-Serien vereinfachen Mighty No. 9 erheblich. Selbst auf dem Schwierigkeitsmodus „Hard“ kommt man auch als Anfänger mit ein klein wenig Übung durch das Spiel, ohne dabei auf unlösbare Probleme zu treffen. Das Spiel gibt euch ständig Tipps, wie man die Gegner am besten angeht. Für erfahrene Spieler jedoch schade, da das Überraschungsmoment eines Mega Man-Spiels unwiederbringlich verloren geht.
Weitere Spielmodi sind ein Versus-Modus, der Koop-Modus und ein Challenge-Modus. Diese wirken leider etwas unausgegoren. Wobei Mighty No. 9 den Koop-Modus auch nicht wirklich benötigt, der Reiz liegt ja gerade im Solo-Kampf gegen die Übermacht an Blechmaschinen.
Auch wenn uns kein typisches Mega Man erwartet: Mighty No. 9 ist ein sehr solides Spiel, welches Spaß macht, einen gewissen Retro Chic aufweist und vor allen Dingen noch (positive) Luft nach oben hat. Statt diverser enthaltener Modi wären mir allerdings ein paar Level mehr lieber gewesen.