Für zwei Rennspiel Extreme kann ich mich begeistern, zum einen die Hochglanz Simulation mit edler japanischer Bescheidenheit im Stile eines Gran Turismo oder aber wilde Anarcho Auf-die-Fresse Action wie Carmageddon oder Destruction Derby. MotorStorm Apocylypse nimmt sich nun dem zweiteren an und versucht mit unverbrauchtem Ambiente zu punkten.
Mit relativ unspektakulären Comicsequenzen wird man direkt ins Geschehen befördert. Die Story ist so kurz und nichtssagend wie nur irgendmöglich. In einer nicht näher bezeichneten Stadt ist die sprichwörtliche Apocalypse ausgebrochen, Erdbeben und sonstige Naturkatastrophen haben die Stadt unbewohnbar gemacht. Allerdings nicht wirklich komplett, denn ein paar Verrückte die folgerichtig Crazies genannt werden, haben sich ähnlich wie in Flucht aus New York eines neuen Kollektivs angenommen und zögern nicht, auch mit Maschinenpistole und Brandbomben auf die Fahrer zu feuern. Denn wie es der rauhbeinige Fahrer so will, wird diese No-Go Zone als offizieller Austragungsort des Motorstorm Events gewählt.
Einen scheinbar sehr guten Tag muss wohl auch die USK gehabt haben, die MotorStorm Apocalypse ein 16er Siegel spendiert, obwohl man hier, zwar unbutig, diese Psychopathen überfahren – sowie ein paar hundert Meter unter dem Auto mitschleifen kann. Besonders amüsant wenn diese von einem Monstertruck erwischt werden, Ragdoll lässt grüßen. So ist der Bolidenfuhrpark bei Motorstorm Apocalypse ebenso karg wie die Überlebenschancen nach einem Super Gau. Es gibt Motorräder, die vom herkömmlichen Dirt Crossbike über das Ducati Superbike gehen, sowie Quads und Hot Rod Muscle Cars. Abgesehen vom Handling der Boliden unterscheiden sich diese nicht sonderlich. Erstaunlicherweise kann man auf einem Motorrad sogar einen Monster Truck wegdrängen.
Wenn ich für jedes Mal, wo ich den Satz „Der Story Modus ist viel zu kurz“ einen Euro bekommen hätte, wäre ich nun ein reicher Mensch. Hier ist er dann auch: „Die Hauptstory bei MotorStorm Apocalypse ist ein Witz“. Es gibt hier drei verschiedene Schwierigkeitsgrade, die jeweils Storyabschnitte markieren. Beginner, Fortgeschritten und halt MotorStorm Veteran. Schlecht ist nur, dass man für den ersten Beginner Modus gerade mal ne knappe Stunde benötigt, sofern man nur halbwegs normal fährt, denn es reicht unter den ersten fünf ins Ziel zu preschen.
Die anderen beiden Modi sind zwar anspruchsvoller aber ebenfalls sehr einfach und schnell zu bewerkstelligen. Sterben oder dadurch herbe Rückschläge zu erleiden ist fast unmöglich, da glücklicherweise bei Fehlern, der Bolide direkt an die Stelle gesetzt wird, die als nächste für eine günstige Weiterfahrt geeignet ist. Unter normalen Umständen würde bei mir der elitäre Trophy Jäger sprechen und sagen „Viel zu einfach bla bla“. Bei MotorStorm Apocalypse mache ich diesbezüglich eine Ausnahme, die einzig und allein den Levellayouts geschuldet ist.
Hier ist es nämlich so, dass die Umgebung zwar überzeugend zerstört dargestellt wird, nebst Erdbeben, aber man teilweise einfach nicht genau erahnen kann, ob man nun recht, links oder geradeaus fahren muss. Das führt häufig zu einem frontalen Aufprall auf Beton. Dies tut dem Spielfluss allerdings keinen Abbruch, da man ohne Zeitverlust direkt wieder im Geschehen ist und weiter Jagd auf Psychos und Mitfahrer machen kann.
Der stille Held des Spiels, leider viel zu wenig visualisiert und eingesetzt, sind die Slow Motion Momente, in welchen man Zeuge wird, wie zum Beispiel Brücken einstürzen oder aber alternative Wege dank einer Explosion geöffnet werden. Allerdings sind die teilweise zu häufig benutzen Grau – sowie Brauntöne mit der Zeit etwas nervig, da von den einzelnen Leveln eben diese überzeugen, die nicht nur Müll und Schotter zeigen, sondern die, die Restzivilisation in Form von Vorstädten zeigen, bei denen der weiße Zaun noch steht, aber das Haus in sich eingestürzt ist.
Was bei MotorStorm Apocalypse regelrecht rockt, ist der Multiplayer. Dieser ist überwältigend in Form des Suchtfaktors, sowie der vielen Möglichkeiten, die sich dem Spieler bieten. So gibt es ähnlich wie im Shooter Genre diverse Belohnungen, angefangen von irgendwelchen Stickern zur Personalisierung des Fahrzeug, bis zu zusätzlichen, sehr interessanten Fahrern. Sämtliche Aktionen werden hier bewertet und fliessen somit in die Stufen ein. Egal ob man andere in die Brückenpfeiler rammt oder ob man unter die ersten drei kommt. Für die Langzeitmotivation wirkt dies geradezu doppelt belohnend, da viele der Playstation 3 Trophys eben mit diesem Multiplayermodus verbunden sind.
Insgesamt können 16 Spieler an einer Partie teilnehmen und sich gegenseitig das Fahrerdasein zur sprichwörtlichen Hölle machen. So kann man zum Beispiel auf einen bestimmten Fahrer als Sieger setzen und im Spiel dann den Kontrahenden auf die Pelle rücken, ohne selber gewinnen zu müssen. Die Spielmodi hier sind angelehnt an die verschiedenen Modi aus der Storyline. So gibt es normale Rennen und das Elimination Spiel, bei dem man es schaffen muss gegen die Zeit an die Spitze zu gelangen, um nicht gekickt zu werden.
Ein unverbrauchtes Setting. MotorStorm ist eine Mischung aus Carmageddon, Mad Max und Flucht aus New York. Von Storyseite her kann dieser Titel zwar nicht überzeugen, aber der Multiplayer Modus ist über alle Zweifel erhaben und sorgt, für ein Rennspiel, für ausreichend Motivation lange am Ball zu bleiben