Nur wenige Titel können damit werben, dass der Protagonist der ist, der sonst immer abgewehrt werden muss. Das schreit nach Abwechslung zu dem Alltagsbrei. Und tatsächlich, Of Orcs and Men ist für ein Rollenspiel eher untypisch und die verkehrte Welt ist interessant und abenteuerlich. Revolutionär und alles andere als gewöhnlich, ist auch das Kampfsystem. Zwar fand ich es zu Beginn etwas verwirrend und umständlich, aber schon nach kurzer Zeit, wurde der Umgang mit den anfangs überfordernden Kampfmenüs zum Kinderspiel.
Es herrscht schon lange Krieg auf dem Iserischen Kontinent. Ein neues Imperium vereint nun die gesamte Bevölkerung unter einer Herrschaft. Der Imperator Damokles, entschloss seinen Einflussbereich zu erweitern. Die ansässigen Bewohner, die Orks, wehrten sich und Damokles sah seinen Sieg schwinden. So lies er eine gigantische Mauer errichten, um das Imperium vor den Grünhäuten zu schützen.
Der Missionsauftrag, den Imperator zu töten, kommt Arkail nur gelegen. So macht er sich auf den Weg, die Welt von der Tyrannei zu befreien. Unterwegs trifft auf den Goblin Styx, der als eine Art Aufpasser fungiert. Anfangs dominiert das Misstrauen über diese Zusammenarbeit, aber es dauert nicht lange und aus dem muskelbepacktem Ork und dem wendigen Goblin, wird ein perfektes dynamisches Duo. Denn jeder der beiden hat bestimmte Fähigkeiten, die den anderen fehlen. So setzt Arkail, der riesige Ork, eher auf Muskelkraft und Stärke, wobei Styx zum kaltblütiger Meuchelmörder wird. Die beiden sind schon ein merkwürdiges Paar, auf der einen Seite erinnern sie an den Unglaublichen Hulk und Gollum und auf der anderen Seite, ergänzen sie sich durch und durch und verschmelzen zu einer starken Einheit. Dabei kann der Spieler jederzeit zwischen beiden hin und herschalten und Vorteile der Figuren ideal ausnutzen.
Im Kampf besitzt jeder der beiden, spezielle Eigenschaften die sich von Grund auf unterscheiden. Das ausgeklügelte Kampfsystem könnt ihr mit beiden Bumper-Tasten bedienen und somit alle möglichen Aktionen ausführen. In den jeweiligen Menüs befinden sich verschiedene Angriffe, deren Repertoire vom leichten Schlag, über betäubende oder schwere Attacken reichen. Dabei können wir in Echtzeit kämpfen oder vier verschiedene Angriffe eingeben, während sich Gegner in Zeitlupe bewegen. Die Aktionen können nach jedem Level-Aufstieg aufgewertet werden, dabei kann hinzukommend auch noch gewählt werden, wie die Eigenschaft verbessert wird. Arkail kann in der Offensiv- oder Defensivstellung kämpfen. Zwar ist er ein gefürchteter Nahkämpfer, doch kümmert er sich im Gefecht nicht um seine Deckung und steckt somit den einen oder anderen heftigen Schlag ein. Das macht ihn wütend und seine Rage wächst, bis er sie nicht mehr kontrollieren kann und auf alles einschlägt, was seinen Weg kreuzt. Also wenn Arkail wütend ist, solltet ihr ihm lieber aus dem Weg gehen und hoffen, dass der Riesenork bald wieder seinen Puls herunter fährt. In der Verteidigungsstellung hat er seine Wut zwar besser unter Kontrolle, aber es erweist sich doch manchmal als hilfreich, wenn er inmitten einer Traube von Menschen wutentbrannt die Leute hin und her wirft.
Styx hingegen kann während eines Gefechts zwischen Nah- und Fernkampfstellung wählen. Ob geschützt und fernab der Gegner, oder mittendrin im Geschehen, der kleine Goblin scheint eine Menge Wurfmesser und Dolche dabei zu haben, die teilweise sogar in Gift gedrängt wurden. Außerhalb eines Kampfes ist Styx, wie schon erwähnt der perfekte Meuchelmörder. Er nutzt seine Tarnfähigkeit, um ein von Gegnern besiedeltes Gebiet zu infiltrieren und diese gnadenlos hinzurichten. Diese Spezialfähigkeit erweist sich als bedeutsam, denn die Gegner kommen teilweise in größeren Scharen. Da merkt man den Unterschied, wenn ein paar Feinde bereits gemeuchelt wurden. Zwar ist Styx nicht der stärkste oder widerstandsfähigste Verbündete, doch er kennt alle schmutzigen Tricks, um ans Ziel zu gelangen. Außerdem kommt er, dank seiner Größe an Orte, die für Orks unerreichbar wären. Zudem kann ihn Arkail so mühelos auf Vorsprünge werfen und den Bogenschützen eine spontane Überraschung überreichen. Alles in allem sind die beiden ein amüsantes Paar, mit einigen lockeren Sprüchen auf den Lippen und passenden Synchronstimmen, allerdings gibt es in puncto Humor, noch etwas Spielraum nach oben.
Grafisch macht Of Orcs and Men zwar etwas her, aber abheben tut es sich von den bekannten RPG-Titeln nicht wirklich. Die Level sind für ein Rollenspiel ungewöhnlich linear aufgebaut. Zudem finden sich selten Truhen oder Sammelitems in der Umgebung wieder, es fehlt teilweise der Anreiz, diverse Nebenquests zu erledigen, aber man kommt ja sowieso dran vorbei.