Mit dem ersten Teil, Payday – The Heist, hat Overkill wahrlich ein interessantes Nieschenprodukt geschaffen. Denn in welchem Spiel kann man sonst in der Ego-Perspektive, und vor allem im 4-er Ko-Op Modus, Banken und Juweliere ausrauben ? Mit Payday 2 hat der Entwickler das Spiel noch eine Stufe weiterentwickelt und viele zusätzliche Features eingbaut, die sinnvoll sind und sogar süchtig machen.
Zunächst einmal wurden mit den Skill-Trees RPG-ähnliche Elemente in Payday 2 eingeführt. Man hat die Wahl zwischen vier verschiedenen Klassen, in denen man sich zum Mastermind, Vollstrecker, Techniker oder Geist hochleveln kann und dringend sollte. Durch die nach Abschluss eines Levels verteilten Erfahrungspunkte steigen die Level der Räuber, woraufhin man Skill Punkte erhält.
So kann man z.B. im Mastermind Skill Tree einen Punkt freischalten, für den man mehr Kabelbinder erhält um Geiseln zu fesseln oder den Punkt Dominator freischalten, der bewirkt das selbst Polizisten vor euch auf die Knie gehen und sich selber Handschellen anlegen, das ist doch nett oder? Ist man mit der gewählten Klasse unzufrieden oder möchte seine Punkte neuverteilen, ist das auch kein Problem.
Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, Waffen zu modifizieren oder sich eigene Masken zu kreieren. Am Ende eines erfolgreichen Überfalls ziehen alle Spieler Karten, für die sie Waffenmodifikationen, Materialien für die Masken oder Geld erhalten. Außerdem wurde das Repertoire an Überfall-Szenarien erweitert. Jetzt werden nicht mehr nur Banken, Shops und Juweliere ausgeraubt, man muss Einkaufszentren in Schutt und Asche zerlegen, Discotheken überfallen, Drogen oder Gemälde klauen und so weiter. Insgesamt 11 verschiedene Szenarien haben sich die Entwickler einfallen lassen, manche davon gehen sogar über mehrere Tage und Einsatzorte, was gerade in Bezug auf Realismus des Spiels ein immenser Pluspunkt ist. Die Beute am sogenannten Payday kann sich dann durchaus sehen lassen.
Wie bei den meisten Ko-Op bzw. Multiplayer Spielen ist Teamwork der Schlüssel zum Erfolg. In Payday 2 ist dieses Teamwork nicht nur essentiell, sondern tatsächlich unabdingbar um am Ende wenigstens ein paar Dollar einzufahren. Teamwork beginnt bereits bevor man den Zielort überhaupt gestürmt hat. Denn möchte man seinen Coup ohne großes Aufsehen durchziehen, müssen alle Beteiligten wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten und eben nicht gegeneinander agieren. Hier gucke ich jetzt mal zu unserem Chefredakteur über, der während der Aussondierungsphase, sich mal eben selten dämlich vor einem Polizisten die Maske anzieht, während der Rest damit beschäftigt war auf Stealth zu gehen. Wärter müssen ohne Zeugen überwältigt, die Geiseln in Schach gehalten, der Bohrer und das Diebesgut im Auge behalten und anrückende Truppen ausgeschaltet werden. Die Truppen stürmen dabei in Wellen heran und werden mit der Zeit immer anspruchsvoller und aggressiver. Teilweise benutzen sie Gas um uns auszuräuchern, oder es wird ein sehr agressives SWAT Team ins Gebäude geschickt. Darüber hinaus sind die Level dynamisch, sodass die Wärter und das Diebesgut bspw. woanders platziert sind.
Viele Tricks und Kniffe in Payday 2 lernt man erst nach einer gewissen Zeit. So ist es z.B. nicht nur wichtig beim Auskundschaften die Wärter im Auge zu behalten, man muss ebenso auch auf Sicherheitskameras achten, da durch sie auch der Alarm ausgelöst werden kann. Ein weiteres Feature, dass es vielleicht auch schon im ersten Teil gab, ist der Austausch von Geiseln gegen gefangen genommene Kumpanen. Wird ein Spieler schwer getroffen so bleibt er bewegungslos liegen und kann sich nur noch mit seiner Sekundär-Waffe verteidigen. Schaffen es die Mitspieler nicht, ihm innerhalb einer vorgegeben Zeit hochzuhelfen, fällt er der Polizei in die Hände und wird festgenommen. Für den Fall ist es ratsam wenn ihr ein paar Geiseln genommen habt, denn nach einer Weile könnt ihr eine Geisel für euren Kumpanen eintauschen. Eigentlich eine coole Idee, sollte euer restliches Team jedoch nur noch aus KI-Spielern bestehen, seit ihr, auf gut Deutsch gesagt, am Arsch. Die Jungs helfen euch zwar auf, wenn ihr am Boden liegt, jedoch wars das auch schon.
Und somit kommen wir wohl zum größten Manko des Spiels. Eure KI-gesteuerten Mitspieler sind nämlich sonst zu nichts nütze. Sie ballern zwar fleißig auf anrollende Truppen, dafür stehlen sie kein Diebesgut, geschweige denn tragen irgend etwas. Sie nehmen keine Geiseln fest oder starten den Bohrer nicht neu falls er sich festgefahren hat. Somit bleibt das alles am menschlichen Spieler hängen. Was ebenso nervt, ist die extreme Einschränkung im Erkundungsmodus. Das man keine Waffen ziehen oder Hilfsmittel in die Hand nehmen darf, verstehe ich vielleicht noch. Aber warum springen und rennen nicht erlaubt ist, kann ich nicht verstehen. Zum Teil konnte ich es gar nicht mehr abwarten meine Maske endlich aufsetzen und loslegen zu dürfen.
Payday 2 ist ein mehr als gelungener Nachfolger. Die Kritik am ersten Teil wurde sich sehr zu Herzen genommen und viele Neurungen wurden eingebracht. Wenn man jedoch auf höheren Schwierigkeitsgraden erfolgreich von dannen ziehen will, kommt man um menschliche Mitspieler nicht umher. Mit einem gut eingespielten Team jedoch, steht euch wochenlanger Spielspass bevor. Hut ab und klare Empfehlung.