30 Tage Langzeittest und 10 Dinge, die Niantic ändern muss
Pokémon Go ist nicht nur die momentan beliebteste App, sondern auch eine große Innovation im Segment der Unterhaltungssoftware – und genau so möchten wir das Spiel an dieser Stelle auch behandeln. Normalerweise schildern wir euch in jedem Review Storydetails, Gameplay-Mechanik, grafische Raffinessen oder die Beschaffenheit der Multiplayer-Maps. All dies ist für die zahlreichen Pokémon Go-Spieler da draußen belanglos oder längst bekannt. Anstelle ein Standardreview zu formulieren, habe ich Pokémon Go deshalb einem Langzeittest unterzogen. 30 Tage lang bin ich für jeweils mehrere Stunden meiner Berufung als Pokémon-Trainer nachgegangen. Dabei bin ich 66 km gelaufen, habe 38 Eier ausgebrütet, 200 Pokémon entwickelt, 470 Pokéstops besucht und an 30 verschiedenen, unterschiedlich großen Orten fast 1100 Pokémon gefangen. Am Ende meiner Testphase habe ich Level 22 erreicht und 78 Pokémon auf dem Pokédex.
Ja, Pokémon Go ist einzigartig, macht süchtig und hat das Zeug, Spielmechaniken langfristig zu verändern. Selten hat mich ein Spiel so schnell in seinen süchtig machenden Bann gezogen – und noch seltener habe ich mich so oft über ein Spiel geärgert, war so kurz und mehrfach davor, abzubrechen – und habe doch immer weitergespielt, die App nach jedem Absturz neu gestartet.
Wir sind uns sicher, dass die meisten von euch Pokémon Go längst getestet haben, sich an ihrem ersten Arena-Kampf probiert, den plötzlichen Spawn eines Relaxo bejubelt, das erste Ei ausgebrütet und sich über Bugs und eingefrorene Bildschirme aufgeregt haben. Deshalb spare ich mir die obligatorischen Lobhudeleien über das innovative Spielprinzip und das unvergleichliche, einzigartige Gemeinschaftsgefühl, das die App für in Gruppen auftretende Spieler bereithält. Stattdessen lassen wir unserem Frust freien Lauf, wenden uns ehrlich wie kritisch an Entwickler Niantic und sagen: Diese zehn Punkte müsst ihr ändern, um mit einer App, die noch in den Kinderschuhen steckt und deren zukünftige Möglichkeiten wir vielleicht noch nicht einmal erahnen können, ein frustfreies Spielerlebnis zu liefern. Dazu zeige ich euch eigene Screenshots aus meiner 30-tägigen Testphase.
Liebes Niantic-Team,
- Reduziert Taubsis und Hornlius!
Beinahe unsere Hand ins Feuer legen würden wir bei dem Schwur, dass euer erstes gefangenes Pokémon (abgesehen vom Starter-Pokémon) ein Taubsi, ein Rattfratz, ein Hornliu, ein Zubat oder ein Raupy war. Relativ sicher sind wir, dass euer zweites, drittes und viertes Pokémon, das euch begegnet ist, ebenfalls aus dieser Auswahl stammte. In meinen 30 Testtagen habe ich 249 Taubsis und 165 Hornlius gesehen – und die meisten davon gefangen. Um mich schnell hochzuleveln war es notwendig, immer wieder die gleichen Monster zu schnappen und zu entwickeln. Zum Vergleich: Nur einem Rettan, nur einem Pikachu, nur einem Fukano bin ich in 30 Tagen an 30 Orten über den Weg gelaufen. Ein Relaxo oder ein Chaneira sowie zahlreiche andere Pokémon habe ich bis heute nicht gesehen. Immerhin 12 Knofensas, 38 Karpadors und 57 Evolis durfte ich fangen – das sind zusammen aber gerade mal die Hälfte all meiner Taubsis. Tatsächlich spawnen ein paar wenige Pokémon-Arten so unverschämt oft, dass es den Spielspaß stark mindert. Hier muss Niantic dringend für eine bessere Balance sorgen.
2. Reduziert den Bälle-Verbrauch!
Ja, wir geben es zu. Wir lieben diesen Moment, dieses aufgeregte Herzklopfen kurz bevor uns klar wird, dass Pokéball geschlossen bleibt und das Pokémon uns gehört. Deshalb stößt uns sauer auf, dass sich die Bälle gerade bei Spielern mit höheren Levels immer und immer wieder öffnen. Zugegeben, eine exakte Statistik habe ich bei meinem Langzeittest nicht erstellt – jedoch öffnete sich bei gefühlten 90 Prozent der Pokémon der Ball wieder, und das in 80 Prozent der Fälle mehrfach. Der Gipfel der Unverschämtheit ist erreicht, wenn sich ein Rattfratz mit grünem Kreis und 10 WP aus einem Hyperball befreit und dann das Weite sucht. Anders als im Internet behauptet wird, befreiten sich während meines Tests selbst die schwächsten Pokémon immer wieder aus ihrem runden Gefängnis. Die unterschiedlichen Ballarten spielten dabei nur geringfügig eine Rolle. So konnte sich in einem Fall ein Hornliu mit orangefarbenem Kreis gleich viermal hintereinander befreien – trotz Himmihbeere und als Curveball geworfenen Hyperbällen, die genau im Kreis landeten. Insgesamt habe ich zwischen den verschiedenen Bällen kaum einen Unterschied festgestellt. Überraschend: Eher unbeliebte Pokémon wie Taubogas oder Raupys entkamen besonders gerne aus allen Arten von Bällen, während bei meinem ersten Piepi (660 WP) und meinem ersten Ponita (703 WP) jeweils ein einziger, einfacher Ball genügte. Den negativen Höhepunkte bildete mein erstes Bibor, das sich hintereinander aus zehn Standard- und sechs Superbällen befreite. Übrigens: Auch mit Einsatz von Himmihbeeren besserte sich die Fangquote kaum. Wir fordern deshalb von Niantic: Das Verlassen der Pokébälle sollte höchstens bei jedem siebten oder achten Pokémon passieren – je seltener, desto frustfreier für uns. Pokémon mit grünem Kreis sowie exakt getroffene Pokémon (Wurfbewertung „großartig“ oder „einfach fabelhaft“) sollten sich, unabhängig vom Ball, gar nicht mehr befreien können. Hinzu kommt, dass Pokébälle im Shop verhältnismäßig teuer sind. Insgesamt ein Aspekt, der den Spielspaß stark mindert und uns auch zum nächsten Kritikpunkt verleitet:
- Verteilt die Items an Pokéstops besser!
Wer einen sehr hohen Bälleverbrauch hat, benötigt natürlich ständig Nachschub. Dazu müsst ihr zahlreiche Pokéstops besuchen, um neue Items zu sammeln. Ärgerlich nur, dass diese schlecht verteilt sind. Während meines Tests erhielt ich alle Arten von Tränken in einem solchen Übermaß, dass ich diese ständig wegwerfen musste, um Platz in meinem Inventar für andere Items zu schaffen. Gerade am Anfang dürfte sich kein Spieler, der mit Level 5 als stärkstes Pokémon ein 200 WP-Tauboss sein Eigen nennt, an eine Kampfarena herantrauen, die von einem 2200 WP starken Dragonir besetzt wird. Trotzdem habe ich bereits zu Spielbeginn an beinahe jedem Pokéstop ohne Ende Tränke erhalten. So beinhaltete mein Vorrat während der 30 Testtage durchschnittlich 150 Tränke und zehn Bälle – absoluter Schwachsinn wenn man bedenkt, dass für ein einziges Pokémon unter Umständen zehn Bälle draufgehen (siehe Kritikpunkt 2). Will Niantic hiermit etwa die Mikrotransaktionen (Bällekauf im Shop gegen echtes Geld) ankurbeln? Wir sind uns einig: An den Pokéstops wollen wir wesentlich mehr Bälle als Tränke erhalten – und ganz nebenbei, Rauch wäre auch nicht schlecht.
- Lasst Pokémon überall und öfter spawnen!
Statistisch gesehen leben die meisten Menschen in Deutschland eher in Kleinstädten oder ländlichen Gegenden. Nicht jeder hat die Möglichkeit, täglich eine große Stadt zu besuchen. Trotz der im Internet angepriesenen Vielfalt an Orten, die man aufsuchen soll, um alle Pokémon-Typen zu fangen (zum Beispiel Elektro-Pokémon in Gewerbegebieten oder Feen an Sehenswürdigkeiten) hat sich bei meinem Test deutlich herausgestellt, dass die Jagd nach den kleinen Monstern in der Innenstadt am besten funktioniert. So gab es ländliche Gegenden in kleinen Dörfern, Schienen, Berge, Wiesen und Tümpel, an denen ich mich über eine Stunde aufhielt und wo trotz eingesetztem Rauch nur in den seltensten Fällen ein anderes Pokémon als Taubsi oder Rattfratz erschien – wenn überhaupt. Hervorragend funktionierte der Einsatz am Wasser – so hielt ich mich mehrfach direkt am Ufer des Bodensees auf, woraufhin Goldini, Sterndu und Enton zahlreich spawnten – allerdings auch nur in der Stadt, in kleineren Orten direkt am Seeufer oder in Dörfern an Flüssen tauchte über eine Stunde kein einziges Pokémon auf. Verallgemeinern darf man diese Stadt/Land-Regel allerdings nicht: Während ich mich in einem 480-Einwohner-Dorf kaum bewegte und trotzdem Vulpix, Fukano und Jurob begegnete, tat sich in einem 25.000-Einwohner-Ort trotz Rauch gar nichts. Meinen größten Erfolg konnte ich auf der Insel der Stadt Lindau (3000 Einwohner) verbuchen. Hier fand ich innerhalb von nur zwei Stunden unter anderem ein Sandan, zwei Vulpix, ein Ponita, vier Shiggy, fünf Goldini, zwei Tentacha, vierzehn Magnetilo, zehn Voltobal und zwei Owei – und das alles mitten in der Altstadt, fernab von Schienen, Wasser oder Wiesen, ohne den Einsatz von Lockmodulen und Rauch. Des Weiteren wurden mir Pikachu, Snobilikat, Chaneira, Digda und Dodu als „in der Nähe gesichtet“ angezeigt. Ich brauchte nur drei Schritte zu gehen, schon spawnten sechs Pokémon gleichzeitig – ich wurde förmlich mit den kleinen Monstern überschwemmt und traf mehr, als ich einfangen konnte. Auffällig: Auch Pokéstops funktionierten hier reibungsloser als an allen anderen Orten, die Pokémon befreiten sich kaum oder nur sehr selten aus ihren Bällen, Standardbälle reichten selbst für seltene Pokémon aus. Bis heute kann ich mir nicht erklären, worin dieser plötzliche Erfolg begründet war. Mir fiel jedoch auf, dass auf der Insel an diesem Tag viele Spieler unterwegs waren – an der Theorie, dass bei vielen Spielern mehr Pokémon spawnen, scheint also etwas dran zu sein. Im Vergleich dazu ist mir im wesentlich größeren Mainz (fast 210.000 Einwohner) nur etwa alle zehn Minuten ein Knofensa oder Nebulak begegnet. Wonach soll man sich denn nun richten? Die Vegetation, die Ortsgröße, das Wetter – das alles hatte während meines Tests keinerlei Einfluss auf mein Ergebnis. Stattdessen spielte die Tageszeit eine Rolle – die seltensten Pokémon habe ich nach 22 Uhr gefangen, und das fast jeden Abend. Merkwürdig empfand ich auch die Verteilung der Pokéstops: In einem Dorf mit 13.000 Einwohnern fand ich 20 Pokéstops, in einem anderen Ort mit 12.000 Einwohnern nur vier. Fazit: Niantic muss Pokémon öfter und zahlreicher spawnen lassen – an allen möglichen Orten. Selbstverständlich sollte auch die Anzahl der Pokéstops in ländlichen Gegenden erhöht werden.
- Verbessert den Zusammenhang zwischen Fundort und Typ!
In Kritikpunkt 4 habe ich es bereits angedeutet: Die Pokémon tauchen – unabhängig von ihrem Typ – an allen möglichen Orten auf. So wartete ich geduldig in vier verschiedenen Gewerbegebieten auf Elektropokémon – nur ein einziges Mal spawnte ein Pikachu und entwischte mir sofort. In den 30 Testtagen habe ich fünf Orte aufgesucht, an denen andere Spieler ein Pikachu gefangen haben – kein einziges Mal tauchte eines auf. Stattdessen begegneten mir Voltobal und Magnetilo völlig unerwartet in der Einkaufsstraße einer Altstadt und in einer dörflichen Wohnsiedlung nahe eines Kornfelds. An zahlreichen Schienen wartete ich vergeblich auf Gestein-, Stahl- und Bodenpokémon – und habe stattdessen mein einziges Rihorn während einer Schifffahrt mitten auf dem Wasser gefangen. Ein Digda erschien mir ebenfalls mitten in der Altstadt. Während meiner Reise habe ich unzählige Sehenswürdigkeiten, Wahrzeichen und berühmte Urlaubsplätze besucht – von den besagten Drachen-Pokémon und Feen ist kein einziges aufgetaucht. Stattdessen begegnete mir Piepi auf einem heruntergekommenen Rastplatz und Pummeluff sowie Elektek auf einem Bauernhof. Maschock tauchte in einer Drogerie auf, Sandan an einem Bahnhof. Die einzigen beiden Ausnahmen: Wasserpokémon erschienen sehr zahlreich an Docks, Brunnen, Häfen und Flüssen nahe von großen Städten – Feuerpokémon nur in Wohngebieten. Wir erhoffen uns mit den kommenden Updates Verbesserungen, denn die Idee mit den verschiedenen Fundorten in Zusammenhang mit Materialien und Pokémon-Typen gefällt uns sehr gut.
- Bringt ein funktionierendes Tracking-System!
Anfangs sollte ein Tatzen-Symbol Pokémon in der Nähe anzeigen, was aufgrund eines Bugs gründlich misslang. Viele Spieler griffen daraufhin zu zusätzlichen Apps.
Bei meinem Test zeigte mir die App am späten Abend um 22 Uhr ein Elektek als „in der Nähe gesichtet“ an. Ich begab mich trotz später Stunde nach draußen und suchte eine halbe Stunde lang – vergeblich. Was ich auch tat, Elektek spawnte nicht. Als ich ganz in der Nähe zu sein schien, wurde mir klar, dass ich private Gärten betreten müsste, um das begehrte Pokémon zu finden, was ich natürlich bleiben ließ. Liebes Niantic-Team: Bereits in der 64-Bit-Ära – als wir erstmals 3D-Umgebungen erkunden und erforschn durften – haben wir gelernt, dass Spieler für ausgiebiges Suchen belohnt werden sollten, um deren Motivation aufrecht zu erhalten. Frusterlebnisse wie die vergebliche Suche nach Pokémon, die sich angeblich in der Nähe befinden und die sogar trotz eingesetztem Rauch nicht spawnen, demotivieren ungemein. In Zukunft wollen wir anhand eines Tracking-Systems oder einer Map sehen, wo sich welches Pokémon im Umkreis von ein paar hundert Metern befindet – und mit entsprechenden Erfolgserlebnissen belohnt werden.
- Zieht den Spielern nicht das Geld aus der Tasche!
Lockmodule und Rauch sollen die Rate spawnender Pokémon deutlich erhöhen. Angeblich soll ein Spieler, der Rauch gezündet hat, alle 60 Sekunden auf ein Pokémon treffen, sofern er sich dabei bewegt. Die begehrten Items gibt es jedoch viel zu selten. Lockmodule erhaltet ihr beim Levelaufstieg, zum ersten Mal ab Level 8. Rauch erhaltet ihr zu Spielbeginn zweimal, später nur noch ab und an durch Levelaufstiege. Da Pokémon durch bloßes Spazierengehen an den meisten Orten selten oder gar nicht spawnen, sollte Niantic Rauch und Lockmodule großzügiger verteilen. Ideal wäre es natürlich, beides auch an Pokéstops zu erhalten. Sicherlich wird der ein oder andere besonders ehrgeizige Spieler die Items im Shop erworben haben, wobei ihr pro Lockmodul oder Rauch knapp einen Euro investieren müsst. Während meines Tests ist es mehrfach vorgekommen, dass trotz Rauch innerhalb einer halben Stunde nur ein einziges Taubsi auftauchte. Dasselbe passierte mir bei einem von mir eingesetzten Lockmodul. An einem anderen Tag befand ich mich zusammen mit zwei anderen Spielern an zwei Pokéstops, beide mit Lockmodul versehen. Ich stellte mich für dreißig Minuten zwischen die beiden Lockmodule und hatte zuvor noch Rauch gezündet. Trotz dieser drei zeitgleich eingesetzten Lock-Items spawnten ausschließlich die üblichen Pokémon wie Taubsi, Rattfratz und Hornliu. An einem anderen Tag habe ich mich mit aktiviertem Glücksei an zwei Pokéstops mit Lockmodulen gestellt – und es erschien 30 Minuten lang kein einziges Pokémon. Wir fordern: Wer eines der ohnehin schon seltenen Items einsetzt, für das er womöglich auch noch Geld bezahlt hat, sollte belohnt werden! Mithilfe von Lockmodulen und Rauch sollten überwiegend seltenere Pokémon auftauchen, und das im Minutentakt. Ansonsten macht sich Niantic verdächtig, den Spielern im großen Stil das Geld aus der Tasche zu ziehen. Generell sollten Shop-Items günstiger werden. Die für den Kauf erforderlichen Pokémünzen erhaltet ihr erst bei erfolgreichen Arenakämpfen – und um die zu bestehen, müsst ihr erst einmal eine Weile leveln.
- Behebt Bugs, wo ihr nur könnt!
Wir wissen es alle: Pokémon Go steckt noch in den Kinderschuhen und ist verbuggt wie kaum ein anderes Spiel. Während meines Tests hatte ich mit so vielen Ärgernissen zu kämpfen, dass ich mehrfach kurz davor war, abzubrechen. Ein paar wenige Beispiele: Auf einem belebten Marktplatz inmitten der Innenstadt setzte ich ein Lockmodul ein. Bereits nach zwei Minuten fror der Bildschirm ein, so dass ich die App neu starten musste, was aufgrund von Serverproblemen jedoch nicht möglich war – und zwar dreißig Minuten lang. Das Lockmodul hatte ich somit verschenkt. Seltsamerweise passierte mir dies innerhalb meiner Testzeit immer wieder. Kaum ein Lockmodul eingesetzt oder Rauch gezündet, schon lässt sich die App nicht mehr laden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt und Niantic Geldmacherei vorwirft (siehe Kritikpunkt 7). Ebenso ärgerlich: Gleich zehn Mal (!) versuchte ich, Pokémon an den Professor zu schicken – und erhielt eine Fehlermeldung, das Pokémon könne nicht verschickt werden. Dann versuche ich es später noch einmal, dachte ich – stellte dann aber fest, dass das Pokémon aus meinem Besitz verschwunden war und ich kein Bonbon erhalten hatte. So geht es nicht, Niantic! Besonders zu kämpfen hatte ich mit den Pokéstops. Egal, wie nahe ich diesen kam oder ob ich meine Position veränderte – etwa vierzig Mal bekam ich die Meldung „Versuche es später noch einmal.“ Auch den eingefrorenen Bildschirm mit geschlossenem Pokéball bekam ich öfter zu sehen, als mir lieb war. Fazit: Besonders bei Items, die durch Miktrotransaktionen (sprich: echtes Geld) erworben wurden, sind Bugs nicht nur ärgerlich, sondern schlichtweg unverschämt. Abhilfe könnte Niantic verschaffen, indem die Uhr von Rauch und Glückseiern pausiert, sobald man aus der App fliegt oder das GPS-Signal verliert – und erst weiterläuft, wenn man wieder „drin“ ist. Friert der Bildschirm ein, sobald man ein Pokémon gefangen hat, sollte zumindest der Pokéball unverbraucht zurück ins Inventar wandern.
- Lasst nur seltene Pokémon aus den Eiern schlüpfen!
Beim Spaziergang treffen wir Taubsi und Rattfratz, bei Lockmodulen und Rauch spawnen Taubsi und Rattfratz – und da wir von diesen Pokémon nicht genug bekommen können, schlüpfen aus 2 km-Eiern natürlich Taubsi und Rattfratz. Zugegeben: Wie wir mit schwachen, wenig nützlichen Pokémon förmlich zugemüllt werden, ist eine der größten Unverschämtheiten, die ich in meiner gesamten Zockerkarriere erlebt habe. Zwar sieht es bei 5 km- und 10 km-Eiern schon rosiger aus, aber diese findet ihr eher selten und das Ausbrüten dauert eine Weile. Der Sinn von 2 km-Eiern erschließt sich uns nicht wirklich. Zwar schlüpfen hier laut Hersteller auch Pikachu, Bisasam, Glumanda, Piepi, Pummeluff und Shiggy – in meinen dreißig Testtagen habe ich aus zwölf 2 km-Eiern jedoch ausschließlich Raupys, Hornlius und Taubsis erhalten. Zufall? Umso mehr gefreut habe ich mich über Pinsir und Dratini aus meinen ersten beiden 10 km-Eiern. Unsere Forderung an Niantic: Löst euch endlich von eurer unerklärlichen Raupy-Zubat-Hornliu-Affinität und lasst aus 2 km-Eiern ausschließlich andere Pokémon schlüpfen.
- Bringt neue Features!
Nur zehn Prozent der Ideen sollen laut Niantic in der aktuellen App-Version bereits realisiert worden sein. Tatsächlich bietet die App so viel Potential wie kaum ein anderes Softwarekonzept der letzten Jahre. Neue Features sollten schleunigst umgesetzt werden, solange der Hype noch anhält und Niantic noch nicht alle Spieler mit Bugs, Serverproblemen und unfairen Gameplay-Elementen in die Flucht geschlagen hat. Wir denken an ein ausführliches, einsteigerfreundliches Tutorial – gerade zu Spielbeginn hat niemand Lust, stundenland Anleitungen und sämtliche Tipps zu googeln. Wir sehnen uns danach, Pokémon mit Freunden zu tauschen – wie in guten, alten Zeiten. Wir hoffen auf mehr Grafikdetails und anspruchsvollere Arena-Kämpfe. Wir wünschen uns, gegen Pokémon von Freunden anzutreten. Mehr Inhalt, mehr Komplexität, mehr Vielfalt würde auch bei Day-One-Spielern für Langzeitmotivation sorgen. Innovative Technologien wie AR und GPS-Einsatz gepaart mit traditionellen Spielelementen wie Pokémon-Tausch oder Pokémon-vs-Pokémon würden auch Serienveteranen bei der Stange halten.
Wie kürzlich bekannt gegeben wurde sinken die Download-Zahlen bereits rapide. Einige der Ideen wurden bereits von Niantic angekündigt – jedoch mit unklarem Release.
Stimmt ihr mit unseren Kritikpunkten überein? Was stört euch an Pokémon Go? Habt ihr aufgrund von Problemen die App sogar wieder gelöscht? Lasst es uns in euren Kommentaren wissen. Als kleines Extra habe ich noch fünf Tipps für euch:
5 Profi-Tipps für eure Trainerkarriere
- App nebenher laufen lassen
Ihr habt es euch abends mit Popcorn und Spielkonsole gemütlich gemacht? Dann versucht Folgendes: App öffnen, Smartphone ans Stromkabel, neben euch aufs Sofa legen, App mehrere Stunden laufen lassen. Gerade zwischen 20 Uhr und Mitternacht spawnen, wenn ihr Glück habt, zahlreiche Pokémon – ohne dass ihr euch bewegen müsst. Dies ist allerdings stark von eurer Wohngegend abhängig. Im Hotelzimmer auf dem Land erschien mir auf diese Weise jeden Abend auch ein eher seltenes Pokémon wie Gengar, Fukano, Vulpix oder Menki. Bei mir daheim taucht dagegen kein einziges Monster auf. Einfach mal ausprobieren! Mithilfe von Rauch lockt ihr aber in jedem ein paar Fall Pokémon zu euch – auch daheim auf dem Sofa. Noch besser: Die App schließen und nach zehn Minuten wieder öffnen – teilweise spawnen beim Öffnen der App gleich vier Pokémon auf einmal.
- Eier ausbrüten leicht gemacht
Sicher habt ihr schon von der Möglichkeit gehört, euer Smartphone an Deckenventilatoren, Staubsaugerrobotern oder Modelleisenbahnen zu befestigen. Hervorragend empfehlen kann ich, die App einfach bei jeder Auto- und Busfahrt laufen zu lassen. Dazu legt ihr das Handy einfach mit geöffneter App auf den Beifahrersitz, falls ihr selbst fahrt. Zwar dürft ihr euch nicht schneller als 8 km/h bewegen, um Eier auszubrüten, bei Stop-and-Go in der Stadt, Stau oder dem Anfahren an Ampeln wird die kurze Strecke, bei der ihr im Auto oder Bus langsam genug fahrt, jedoch mitgezählt. Nach und nach konnte ich auf diese Weise mehrere 10 km-Eier ausbrüten. Wer bei einem 2 km-Ei schon 1,8 km erreicht hat, das Haus jedoch am selben Tag nicht mehr verlässt, kann auch versuchen, die App im Lauf des Tages immer wieder zu öffnen. Bei ungenauer GPS-Ortung könnt ihr sehen, wie eure Spielfigur ein paar Schritte hin und herläuft – ein Fehler, der es möglich macht, mehrere hundert Meter zu brüten ohne dass ihr euch tatsächlich bewegt.
- Himmihbeeren großzügig einsetzen
Himmihbeeren gibt es relativ häufig an Pokéstops. Setzt dieses Lockmittel ruhig großzügig ein, vor allem bei Pokémon mit gelbem, orangefarbenem oder rotem Kreis. Meiner Erfahrung nach habt ihr meist mehr Beeren, als ihr verwenden könnt. Sollte euer Inventar voll sein, werft am besten Tränke weg – die gibt es bei Pokéstops zuhauf und werden erst ab Level 10 oder höher benötigt. Wenn ihr euch entscheiden müsst, werft ihr natürlich eher den einfachen „Trank“ als den „Hypertrank“ weg – selbst stärkere Tinkturen wie den Hypertrank und den Beleber erhaltet ihr bei Pokéstops sehr oft. Ein Hypertrank reicht aus um die WP-Leiste eines Pokémon mit 1500 WP nahezu komplett aufzufüllen. Auf keinen Fall wegwerfen solltet ihr natürlich Lockmodule, Rauch und Glückseier. Pokébälle werden ab Level 10 knapp. Falls ihr überlegt, echtes Geld im Shop auszugeben, empfehlen wir am ehesten Brutmaschinen. Da ihr nur neun Eier gleichzeitig bei euch tragen könnt, solltet ihr so viele Eier wie möglich gleichzeitig brüten.
- Eingefrorenen Bildschirm umgehen
Gerade hattet ihr noch gehofft, dass der Pokéball geschlossen bleibt und das Pokémon in euren Besitz wandert – da friert der Bildschirm ein und ihr seht den geschlossenen Pokéball länger als euch lieb ist. Anstatt die App neu zu starten, versucht mal, den geschlossenen Ball immer wieder mit dem Finger anzutippen – in vielen Fällen öffnete sich der Ball während meines Tests wieder. Der Ball ist dann verloren, aber ihr habt wenigstens noch eine zweite Chance, das Pokémon zu fangen und müsst nicht die App neu öffnen.
- Immer neue Orte aufsuchen
Während meines Langzeittests habe ich immer neue Orte besucht, bin aber auch an mehreren Tagen hintereinander immer wieder an die gleichen Orte zurückgekehrt. Dabei fiel auf, dass immer weniger Pokémon erschienen, je öfter ich denselben Ort aufsuchte. Nachdem ich einen Seehafen zum siebten Mal besucht hatte, spawnte selbst mit Lockmodul kein einziges Pokémon mehr. Ich empfehle deshalb: Sucht so viele verschiedene Orte auf, wie ihr könnt und geht vor allem in den Innenstadtbereich größerer Städte. Bewegt euch durch die Altstadt und Einkaufspassagen Geht an Orte, wo sich viele Spieler gleichzeitig aufhalten (z.B. Marktplätze) und wo es innerhalb kurzer Laufwege viele Pokéstops gibt. So habt ihr die besten Möglichkeiten, auf viele Pokémon zu treffen.