Neue Spielkonzepte sind bei Nintendo-Fans immer willkommen. Zumindest sollte man das meinen, denn oft genug wird seit der Gamecube-Ära der angebliche Mangel an innovativen Franchises beklagt. Dabei gab es gerade auf der Wii und dem DS mit Little King’s Story, Hotel Dusk: Room 215, Zack & Wiki, Ghost Trick und Deadly Creatures eine ganze Menge Perlen, die jedoch teilweise weder auf Begeisterung noch auf zahlreiche Käufer stießen. Wir können spekulieren, woran das lag – oder uns Nintendos neueste Spielidee anschauen, die sich in Japan mit vier Ablegern, einer Serie und einem Kinofim schon als popkulturelles Phänomen bezeichnen darf. In Deutschland erscheint jetzt aber erst einmal der erste Teil von Yo-kai Watch. Die Demo des 3DS-Hits habe ich auf dem Post e3 Event von Nintendo für euch ausgiebig angespielt.
Als „Yōkai“ bezeichnet der japanische Volksglauben Fabelwesen, zu denen Dämonen sowie menschliche und tierähnliche Kreaturen mit übernatürlichen Fähigkeiten zählen. Sie können am ehesten mit Monstern verglichen werden und bedeuten Gefahr, wann immer man auf sie trifft, da sie meist mit gängigen Waffen nicht bekämpft werden können. Im Fantasy-Rollenspiel von Level 5 ist es daher eure Aufgabe, in Form des jungen Nate auf Jagd nach den üblen Gestalten zu gehen. Dabei stehen euch zwei Hilfsmittel zur Verfügung: Zum einen der freundliche Yo-kai Whisper, der euch – ähnlich wie Navi in Ocarina Of Time – Ratschläge erteilt sowie die titelgebende „Yo-kai Watch“, eine Armbanduhr, deren Radar wie ein Kompass ausschlägt um euch per Navigationssystem zu den Yo-kai zu leiten.
Die Demo beginnt in Nates Apartment. Sofort fällt auf: Anders als die Volkssage vermuten lässt handelt es sich bei diesem Spiel nicht um eine atmosphärische Gruselstory à la Another Code: Doppelte Erinnerung, sondern – ganz im Stil der Professor-Layton-Macher Level 5 – um ein kunterbuntes, kindgerechtes Abenteuer im Anime-Stil. So sind auch die Yo-kai eher niedlich und lustig als unheimlich und abschreckend gezeichnet – einige erinnern in ihrer liebevollen Optik deutlich an die abgedrehten Charaktere aus den Handheld-Geschichten des schlauen Professors. Auch die beschauliche Kleinstadt-Umgebung des fiktiven Orts Springdale mit ihren ruhigen Straßen, Grünanlagen und Spielplätzen wirkt eher einladend als abstoßend.
Ihr bewegt euch aus der Vogel-Perspektive frei und sehr bequem per Slide-Pad (nicht per Touchstick wie in Professor Layton) durch die Stadt und sprecht Personen an, die euch unbewusst Hinweise auf die Yo-kai geben. Beispiel: Ein Bewohner fühlt sich schwach und müde? Ein Schelm wer denkt, da sei kein Yo-kai in der Nähe! Wir lesen die Infos in Textkästen ohne Sprachausgabe, lauschen dafür aber einer sehr angenehmen Hintergrundmusik, die ein wenig an Melodien aus The Legend of Zelda erinnern. Mithilfe der „Yo-kai Watch“ und einer Map auf dem Touchscreen lassen sich die gefährlichen Kreaturen relativ schnell aufspüren, zumindest für Nate – nur er kann die Yo-kai sehen und so die Bewohner vor ihnen beschützen. Schlägt euer Radar voll aus, aktiviert ihr die „Yo-kai Linse“, um die Wesen sichtbar zu machen.
Habt ihr die kleinen Biester entdeckt, wechselt das Geschehen in einen separaten Kampfbildschirm – ähnlich wie in Paper Mario. Die Kämpfe gegen einen oder mehrere Yo-kai gleichzeitig laufen aber in Echtzeit ab. Auf dem Touchscreen seht ihr ein „Yo-kai Wheel“ mit bis zu sechs Yo-kai, die für euch kämpfen. Die Gefechte spielen sich actionreich, motivierend und haben definitiv Potentional. Leider haben wir noch keine weiteren Infos erhalten, was genau uns die Ehre dieser hilfreichen Begleiter verschafft, die wir mit simplen Touchstick-Spielereien in Sekunden heraufbeschwören – können sie nach Belieben ausgetauscht werden, und warum dürfen wir nur manche Yo-kai in unser Team aufnehmen, die sich uns nach dem Kampf freiwillig nähern? Was unterscheidet diese „guten“ von den „bösen“ Yo-kai, wie sie im Spiel genannt werden? Haben wir die Chance, falls wir die Freundschaftsanfrage des Yo-kai ablehnen, ihm später erneut zu begegnen und dann in unser Team aufzunehmen? Fest steht nur, dass nach jedem Kampf der Level eurer bis zu sechs Yo-kai im Wheel steigt.
Im gesamten Spiel wird es über 200 Yo-kai zu entdecken geben, wie viele davon wir davon in unser „Team“ aufnehmen können, ist noch unklar. Wir hoffen aber, dass es ein Pokédex-ähnliches Verzeichnis geben wird, damit wir nicht die Übersicht verlieren. Das sogenannte „Yo-kai Medallium“, das nicht näher erläutert wurde, könnte ein Hinweis darauf sein.
Fazit: Dieses Spielprinzip hält jede Menge Potential für coole Ideen bereit. Die Folklore erzählt zum Beispiel von Yo-kai, die sich mit Menschen fortgepflanzt haben und Leute beeinflussen können. Ob es dieser Teil der Sage ins fertige Spiel schaffen wird? Die Parallelen zu Pokémon treffen uns geradezu mit dem Vorschlaghammer – Whisper folgt euch wie damals Pikachu, Nate und Ash teilen sich scheinbar einen Friseur, die als „Monster“ gedachten Figuren bestechen mehr durch Knuddel-Optik als durch Schauer-Fratzen und die Sammelwut dürfte bei über 200 Yo-kai historische Ausmaße annehmen.
Wir sind gespannt, ob sich die Yo-kai auch optisch weiterentwickeln oder fortpflanzen können und ob es vielleicht sogar Yo-kai-amiibos geben wird. Wir hoffen aber auch, dass es eine spannende Story und Abwechslung im Spielverlauf geben wird – in der Demo waren die Informationen der Stadtbewohner nämlich recht banal. Aber mal ehrlich – Professor Layton trifft auf Pokémon, da kann doch so viel gar nicht schief gehen. Yo-Kai Watch erscheint 2016 für den 3DS.