Der Nintendo 3DS hat es und die PSP hatte es auch, in gewisser Weise. Die Rede ist von Augmented Reality Spielchen. Augmented Reality Spiele benutzen den realen Hintergrund, euer Zimmer, euer Bett oder den Hörsaal und projizieren virtuelle Figuren auf eben diesen um so einen Hauch von Zukunftsvision wahr werden zu lassen. Das Entwicklerteam Novarama, welche schon mit der Invinzimalz Reihe Erfolge verbuchen konnten, wollen nun mit Reality Fighters den Sprung von knuffiger Tiershow zu Prügelspaß schlagen.
Bevor ihr in Reality Fighters einen auf Jackie Chan machen könnt, heißt es zuerst Bitte Recht freundlich, denn ihr müsst euer Konterfei natürlich per PS Vita Kamera erst einmal ins Spiel transferieren. Für eine Handheld Kamera funktiert dieser Transfer auch recht gut und man kann die eigene Visage tatsächlich erkennen. Dies ist allerdings auch der einzige wirkliche Pflichtteil, denn nach dem unfreiwilligen Fotoshooting dürft ihr anhand einer Vielzahl von Optionsmöglichkeiten, euren Charakter nach eigenem Gusto erstellen. Diverse Kleidungsstücke haben im Kampfgeschehen eine tragende Rolle. So kann man anhand der Wahl der Gimmicks, die Stärke des eigenen Kämpfers sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Dies ist im Spiel selber aber eher marginaler Natur, da ein Brustpanzer zwar einen besseren Schutz vor dem Knie in den Magen liefert, aber letztendlich dann doch nur ein nettes Gimmick bleibt.
Vergleichbar ist der Editor in mancher Hinsicht mit dem Soul Calibur 5 Editor, der es auch zulässt, neben Äußerlichkeiten, dem eigenen Charakter eine noch persönlichere Note in Form von „Nonsense Accessoires“ zu geben. Ob ein Bandana nun einen Kampfvorteil liefert oder einfach nur stylish aussieht, sei dahingestellt, schliesslich handelt es sich hier nicht um Solid Snake der durch ein Bandana unendlich Munition erhält.
Nachdem man den Editor hinter sich gelassen hat, geht der eigentlich Storymodus los, der selbst für ein Fun Spiel, etwas lieblos umgesetzt wurde und leicht fade wirkt. So müsst ihr euren Sensei in Form von kleinen Tutorial Kampfkunsteinlagen beeindrucken, damit dieser Euch Zugang zu Fights mit seinen anderen Kampfschülern erlaubt. Schade dass man hier nicht eine etwas witzigere Story integriert hat, da die Ausgangslage des Augmented Reality dies sogar zugelassen hätte. Zum Beispiel eine Story im Sinne von „ Deine Welt, dein Arbeitsplatz und selbst deine Küche konnten sich Meister Wu´s Kung Fu Schülern nicht erwehren, nun ist es Zeit für dich, deine Welt zu retten (und wenn es nur die eigenen vier Wände sind)“. Zugegeben meine Storyline ist ebenfalls nicht sehr originell, aber das liegt daran, dass ich mit 80er und 90er Filmen aufgewachsen bin.
Die Kämpfe spielen sich sehr einfach, da man keine Button Juggler oder exorbitant komplizierte Moves benötigt um zu gewinnen. Es reichen die Standard Kicks und Punches, die mit kleinen Gimmicks aufgewertet werden können und das war es dann. Für jemanden der eher Wert auf Humor und schrulligem Ambiente legt, ist Reality Fighters eine kleine Perle diesbezüglich, allerdings für jemanden, der sich von dem Augmented Reality Beat Em Up etwas mehr Tiefgang erhofft, eine ziemliche Enttäuschung.
Das größte Problem an Reality Fighters sind die losen Enden, die man leider nicht konsequent genug umgesetzt hat. So kann man zwar die Hintergründe aktiv in das Spielgeschehen einbeziehen, allerdings wirkt dies leicht unausgegoren, da man häufig erkennt, dass besagte Kämpfer eben nur grob auf die realistischen Hintergründe gepappt wurden. Auch wirken die Kämpfer selber eher wie Demo Modelle, die man zwecks Motion Capturing als Promo Material benutzen würde. Stichwort : keine wirklichen Details.
Reality Fighters bietet ein interessantes Konzept, welches allerdings an den typischen Kinderkrankheiten und mangelnder Spieltiefe zu leiden hat. Wer sich an der minimalistischen Präsentation nicht stört, wird hier eine recht spaßige Zeit verbringen können, alle anderen werden wohl in BlazBlue oder Mortal Kombat ihr Glück finden