Das Genre der Ego Shooter ist tot, zumindest was die Entwicklung der Level und der Feinde angeht. An fünf Fingern lassen sich die typischen Feindbilder abzählen; Terroristen, Aliens, Nazis und Zombies, sind die vier prominentesten Beispiele.
Zusätzlich dazu, darf man sich auch über den fast schon routinierten Waffenkatalog erfreuen, der immer nach Schema F aufgebaut ist, erst die Pistole für das Fußvolk, dann kurz vor dem Zwischenboss gibt es eine Schrotflinte und zum Schluß das durchschlagskräftige Sturmgewehr, welches aber grundsätzlich unter Munitionsarmut leidet. Als Krönchen wird dann noch eine Schlauchwelt draufgesetzt, die theoretisch auf 3 Quadratkilometern abgefrühstückt wäre.
Wie erfindet Resistance 3 denn also das Rad der Shooter in gewisser Weise neu? Ganz einfach, durch kluges und taktisches agieren der Waffen. Denn trotz der linearen Wege, gibt es in Resistance 3 die Möglichkeit, dank kreativen Waffen immer genau abzuwägen, welcher Typ und welche Art der Feuerkraft hier die Gunst der Stunde ist in bestimmten Situationen. Hier wird dann auch mit dem Dogma der Pistole, Pumpgun und MG-Standardsituation aufgeräumt. So kann man fast schon zu Beginn mit einem breiten Spektrum an Feuerkraft durch die Welten ziehen und den Chimera die Hölle auf Erden bereiten. Einzig de Raketenwerfer stellt hier eine Ausnahme dar, da es diesen erst ab einer Schlüsselszene gibt. Allerdings darf man diesen danach permanent mit sich herumschleppen zur allgemeinen Feinddezimierung.
Das große Plus ist hier aber der Einsatz in situationsbedingten Kampfhandlungen. Es gibt in Resistance 3 de fakto keinen festen vorgegebenen Lsungsweg, dem man folgen muss. So kann man sich jederzeit dazu entscheiden mitten im Feuergefecht die Taktik von Frontlangriff auf Duckmäuschen zu verändern. Die Waffenauswahl ist hier der entscheidende Faktor. So gibt es Waffen, die durch Gestein und Wände per Wärmesensor Feinde aufspüren, aber auf der anderen Seite gibt es dann auch ein Maschinengewehr, dessen Projektile einen Feind per Lasermarkierung taggen und dann selbst um eine Ecke fliegen können und ihr Ziel treffen. Ist vergleichbar mit den Waffen aus dem Film das fünfte Element, nur dass hier die Kugeln auf Einschlag programmiert sind.
Waffenupgrades sorgen für die nötige Schärfe und das kreative töten während der Missionen. Upgrades reichen dabei von Multiprojektilen bis zu Brandschrot mit massivem Flächenschaden. Gerade dadurch wird Resistance 3 eine gewisse Spieltiefe verliehen, die man eigentlich so in dieser Art nicht unbedingt bei einem Schlauchshooter erwarten würde. Man entwickelt sich als Spieler dank der Upgrades mit der Storyline mit.
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Die Story ist wie man es schon erwarten kann, eher schmückend Beiwerk und stellt den obligatorischen Konflikt „Ausserirdischer Invasor vs Menschheit“ dar, der hier in einem 1940er Zweiter Weltkrieg Szenario seine Blüte feiern darf. Die Probleme der Menschen sind daher storytechnisch gesehen, für Future Warfare Fans eher banal. So spielt man zum Beispiel Eskorte für einen Generator, der für ein Luftschiff gebraucht wird, oder muss für lebenswichtige Medizin einen kleinen Botengang machen. Bei dem Feindgewimmel ein schweres Unterfangen.
Überhaupt sind die Feinde in Resistance 3 absolut abstossend und unsympathisch. Vergleicht man die Chimera und die Menschen zum Beispiel mit den Gears of War Locust, so habe ich für letztere irgendwo doch noch eine gewisse Empathie übrig, während mir bei Resistance 3 sämtliche Feinde egal sind. Die Chimera sind übrigens nicht die einzigen Antagonisten, auf die man trifft. Im Laufe des Spiel kommt man in den Genuss eines viel gefährlicheren Gegners; nämlich Strafgefangene, die ein Gefängnis unter ihre Kontrolle gebracht haben. Dieser Part ist im Spiel atmosphärisch dicht und erinnert streckenweise von der Konsequenz an die Gefängnis Schleichmission in Manhunt. Die Pointe dieses Abschnitts will ich nicht vorweg nehmen, nur soviel; nutzt eure Alienwaffen primär und reguläre Waffen sekundär.
Ein weiterer dicker Pluspunkt ist das Gesundheitssystem. Bei Resistance 3 ist nichts mit „Oh ich bin von drei Raketen ins Gesicht getroffen worden, egal ich gehe mal hinter den Busch in Deckung und bin geheilt“. Nein in Insomniacs dritter Alienabhandlung funktioniert die Energieregeneration nur durch das auffinden von grünen Medikit, die Aliens nach Abschuss fallen lassen oder aber durch Auffinden von Energie Docking Stations.
Resistance 3 ist tatsächlich ein sehr stark unterschätzter Titel und Sony täte sehr gut daran, diejenigen zu feuern, die die langweiligen Resistance 3 Trailer verbrochen haben, denn Resistance 3 ist alles andere als langweilig.