Ende des vergangenen Jahres wagte der in München ansässige Entwickler Mimimi Productions mit Shadow Tactics: Blades of the Shogun einen neuen Anlauf im angestaubten Genre der Echtzeit-Taktikspiele, der es wirklich in sich hatte. Nach langem Warten erscheint das von Fans und Kritikern gefeierte Strategiespiel nun endlich auch für PlayStation 4 und Xbox One. Ob die Umsetzung gelungen ist und ob sich das lange Warten gelohnt hat erfahrt ihr in unserem Shadow Tactics: Blades of the Shogun Review.
Japan im Jahr 1615. Inmitten der Edo-Zeit ergreift ein neuer Shogun die Macht über das Land der aufgehenden Sonne. Um den Frieden wiederherzustellen und die Rebellion niederzuschlagen rekrutiert der neue Herrscher eine Reihe von Experten, die seine Befehle in die Tat umsetzen sollen.
Obwohl Entwickler Mimimi Productions die Rahmenhandlung in durchaus netten Zwischensequenzen verpackt wird ziemlich schnell klar, dass die Geschichte nur als Verpackung dient. Zwar erfahrt ihr in der abwechslungsreich gestalteten Kampagne einige Hintergrundinformationen über die Geschichte Japans, sowie die Vergangenheit der Protagonisten, wirklich zu fesseln vermag diese jedoch leider nicht. Glücklicherweise sieht es auf spielerischer Ebene schon deutlich besser aus.
Im Strategiespiel Shadow Tactics: Blades of the Shogun übernehmt ihr die Rolle eines fünfköpfigen Teams, um Japan im Rahmen der knapp 30-stündigen Kampagne zu einen. Der Clou: Alle Charaktere kommen spielerisch sehr abwechslungsreich daher und warten allesamt mit besonderen Fähigkeiten auf.
Zu Beginn des Spiels schlüpft ihr beispielsweise in die Haut des Ninjas Hayato, der die Gegner lautlos mithilfe seines Katanas ins Jenseits schickt. Zusätzlich greift der Shinobi auf Wurfsterne zurück, um seine Kontrahenten aus der Distanz auszuschalten. Samurai Mugen ist eher der Mann fürs Grobe und kann gleich mehrere Gegner mit seinen Schwertern ausknipsen. Straßenkind Yuki lockt ihre Widersacher in tödliche Fallen, während Geisha Aiko sie ablenkt und Takuma sich einzig und alleine auf sein Scharfschützengewehr verlässt.
Relativ schnell werdet ihr merken, dass das Zusammenspiel der unterschiedlichen Fähigkeiten unabdingbar ist, um siegreich aus den insgesamt 13 abwechslungsreichen Missionen hervorzugehen. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist Shadow Tactics: Blades of the Shogun ziemlich knackig ausgefallen. Die Gegner-KI agiert durchgehend auf sehr hohem Niveau. Aufmerksam gehen die Wachen jeder Unstimmigkeit nach. Selbst auf die Zivilisten müsst ihr achten, da diese in Windeseile die Soldaten informieren, sobald sie euch bemerken.
Ein kurzes Missionsbriefing gibt euch zu Beginn Aufschluss über euer Ziel in den komplett in sich abgeschlossenen Gebieten. Wie ihr dieses Ziel letztlich erreicht, bleibt einzig und alleine euch überlassen. Das Leveldesign der mitunter riesigen Areale bietet zumindest genug Platz für eine Vielzahl an abwechslungsreichen Herangehensweisen und lädt zum Experimentieren ein.
In einer der ersten Missionen seid ihr beispielsweise mit Hayato und Yuki unterwegs, um einen Konvoi aufzuhalten und Samurai Mugen das Vordringen zu ermöglichen. Nun könntet ihr euch vorsichtig von Busch zu Busch vorarbeiten und eine Wache nach der anderen ausschalten. Oder ihr greift auf die Umgebung zurück: Am Wasser erholen sich die Ochsen von der strapaziösen Reise. Die Idee, sich direkt hinter dem Tier zu platzieren war von der Wache nicht sonderlich wohlüberlegt, denn wenn ihr mit dem Ninja einen Stein auf das Rind werft, schickt es seinen Bewacher kurz darauf ins Land der Träume. Aus erhöhter Position lasst ihr dann einen schweren Felsbrocken auf einen der Generäle fallen, um weiter voranzukommen.
Spielerisch bietet Shadow Tactics: Blades of the Shogun Echtzeit-Taktik par excellence und steht seinen geistigen Vätern wie Commandos oder Desperados in Nichts nach. Vor allem die abwechslungsreichen Missionen und Möglichkeiten des Vorgehens wissen zu gefallen. Genre-Kenner wissen also, was sie erwartet. Allen anderen sollte allerdings klar sein, dass diese Art von Spiel gemächlich angegangen werden sollte. Nur wenn Ihr die Routen der Gegner einstudiert und euch die Blickrichtung anhand des Sichtkegels einprägt, habt ihr die Chance zu bestehen. Trial & Error gehört zu diesem Spielkonzept eben einfach dazu. Schnellspeichern und –laden sind eure besten Freunde, was erfreulicherweise problemlos und sehr komfortabel funktioniert.
Für Wiederspielwert sorgen zudem in den Missionen sammelbare Abzeichen, die für bestimmte Ziele verliehen werden. Schließt ihr beispielsweise ein Level in einer bestimmten Zeit ab und tötet eine gewisse Anzahl an Gegnern auf eine vorgegebene Art, belohnt euch das Spiel mit einem solchen Abzeichen. Andere Spielmodi und –optionen sucht man hingegen vergebens. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn der Umfang von Shadow Tactics: Blades of the Shogun stimmt.
Bereits die PC-Version konnte mit dem Gamepad gespielt werden. Entsprechend gut ist die Umsetzung bei der Konsolen-Portierung ausgefallen. Gerade bei Anfängern sorgt die überladene Steuerung jedoch für ein paar Probleme. Besonders, wenn ihr die Kamera drehen oder zoomen wollt kommt es nicht selten vor, dass ihr im Eifer des Gefechts die falsche Taste erwischt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit geht die präzise Steuerung aber in Fleisch und Blut über.
Aus technischer Sicht rangiert der Titel auf gutem Niveau, ohne jedoch vollends überzeugen zu können. Vor allem der in Pastellfarben gehaltene Comic-Look sorgt in Kombination mit der hervorragenden Musik und den guten englischen Sprechern für eine dichte Atmosphäre. Leider kommt es in der Konsolenfassung zu unschöner Treppchenbildung und auch mehr optische Details hätten dem Spiel gut zu Gesicht gestanden. Zudem sind einige Texturen etwas matschig ausgefallen. Besonders ärgerlich, dass die Entwickler konsequent auf eine deutsche Synchronisation verzichtet haben. Immerhin sind deutsche Untertitel vorhanden. Doch dem enormen Spielspaß tut das aber keinen Abbruch.
Mission geglückt: Shadow Tactics: Blades of the Shogun macht auch auf den Konsolen eine hervorragende Figur. Dank vielfältiger Möglichkeiten und abwechslungsreicher Missionen entfesseln die Entwickler hier ein wahres Feuerwerk, welches sich Strategie-Fans keinesfalls entgehen lassen sollten. Doch selbst Neulinge sollten dem Taktik-Spiel eine Chance geben.