Reload, Action und Danger sind drei Worte, die jedem Spieler der ersten Playstation-Generation noch warm in den Ohren klingen. So war Time Crisis das mitunter erste seriöse Spiel neben House of the Dead und Virtua Cop, für welches man einen Pistolen-Controller, die G-Con 45, käuflich erwerben konnte. Der Jugendschutz lief damals natürlich wieder zu Hochtouren auf und indizierte Time Crisis unverzüglich. 13 Jahre später ist die Time Crisis Serie immer noch nicht tot zu kriegen und beherrscht die Arcades weltweit. Während Time Crisis 4 fast schon einer der Launchtitel der Playstation 3 war und mit einer orangenen Pistole im Bundle ausgeliefert wurde, sehr zum Missfallen einiger Zocker. Geht Razing Storm den offensichtlichen Weg des Move-Expressionismus. Statt Lightgun in schwarz oder orange sind hier die Move-Leuchten die Waffen.
Razing Storm als eigenständiger Shooter hat mit der allgemeinen Time Crisis Timeline relativ wenig zu tun. Vielmehr handelt es sich hier um eine Side-Story oder Spin-Off, welches sich zwar der Dynamik und den Elementen der Time Crisis-Serie bedient, die schlechten Gags und der bescheuerte Humor, aber mit keinen charismatischen Gegner wie Wild Dog aufwarten kann. Am ehesten lässt sich Razing Storm mit einem Metal Gear Solid Lightgun-Shooter vergleichen, da man hier hauptsächlich gegen futuristische Maschinerie der Marke „Future Warfare“ kämpft oder gegen humanoide Feinde in obligatorischem Söldner-Zwirn der nächsten Generation.
Recht konservativ und spröde kommen die Ausflüge mit der S.C.A.R-Truppe daher. Denn futuristische Feinde lassen in keiner Weise eine Lightgun-Shooter Stimmung aufkommen, da man gerade in Bezug auf diesem Feindtyp der Kategorie „Mech“ wohl lieber epische Schlachten mit dem Controller anstatt mit Lightgun erleben will. Man schleppt sich durch Büro – und Laborkomplexe die ziemlich reizarm auf den Shooter-Fan wirken. Glücklicherweise kann man diesem Treiben ein Ende setzen, denn fast das gesamte Interieur ist zerstörbar. Bei dem schlichten Verhalten der Feinde, kann man diese Form der Abwechslung auch dringend gebrauchen. Wirklich spannend wird es nämlich nur, sobald Zwischenbosse oder Endgegner auf dem Bildschirm erscheinen. Hier wird dann wirkliche High-Class Arcade Action geboten, die Adrenalin freisetzt und für kurze Zeit den Geruch von Spielhalle in die Nase treibt. Hier ist eine Mischung aus Teamwork und Deckung-gehen dann das Credo der Stunde.
Allerdings ist die Move-Umsetzung bei Razing Storm nicht zufriedenstellend umgesetzt. Das Nachladen ist teilweise eine Farce, denn das zeigen ausserhalb des Monitors zum Nachladen der Waffe wird nicht immer erkannt. Zu Beginn hat man auch seine helle Freude mit der Feinjustierung, die in der ersten halben Stunde für reichlich Probleme sorgen wird. Ungenauigkeit sorgt dann für Frust erster Güte. Ein Glück nur, dass die Feinde relativ viel Bildschirm für sich in Anspruch nehmen. Hier trifft dann das blinde Huhn auch mal ins Schwarze. Abhilfe schafft hier die G-Con 3, die einige ja bereits aus dem Time Crisis 4 Bundle als ihr Eigen nennen können. Diese ist akkurat und präzise.
Der Storymodus, der sich wie ein reduzierter First Person Shooter präsentiert ist dank des nicht vorhandenen Schwierigkeitsgrads und der unendlichen Continues innerhalb einer sehr kurzen Zeit abgeschlossen und belanglos. Abgesehen von High Score Jägern, gibt es diesbezüglich auch keinen Wiederspielwert. Für kurzweilige Späße sollte aber der Online Deathmatch Modus sorgen, bei dem man sich mit 8 anderen Spielern in bester Time Crisis Manier messen kann.
Mit Razing Storm ist allerdings noch längst nicht Ende im Gelände, denn Namco-Bandai hat doch tatsächlich noch zwei weitere Spiele mit auf die Disc gepackt. Zum einen Time Crisis 4 Arcade Version und zum anderen Deadstorm Pirates, einem Fluch der Karibik Lightgun-Shooter. Time Crisis 4 versorgt den Spieler dann auch mit Fanservice at its finest. Die direkte Arcade-Umsetzung ist wohl einer der seltenen Fälle, in denen man die Gelegenheit hat, einen Arcade-Shooter in seiner reinsten Ursprungsform spielen zu können. Die Story ist wie bei allen Lightgun-Spielen recht schnell erzählt. Spezialeinheit wird entsandt, um an exotischen Locations Feinde zu eliminieren um am Ende die Welt zu retten.
Für Besitzer von Time Crisis 4 wird hier allerdings kein sonderlicher Mehrwert geboten, abgesehen von der Tatsache, Time Crisis 4 nun mit Move-Controllern spielen zu können. Merkwürdigerweise ist Time Crisis 4 in Bezug auf die Move-Erkennung weitaus präziser als Razing Storm. So macht es fast schon keinen Unterschied ob man mit Move-Controller oder aber Lightgun auf die Jagd nach Wild Dog geht. Die Vermutung liegt nahe, dass Razing Storm etwas überhastet auf den Markt geworfen wurde, um beim Move-Launch dabei zu sein, als Aushängeschild für kommende Lightgun-Shooter.
Das besondere Sahnehäubchen dieser Time Crisis Compilation ist mitnichten Deadstorm Pirates. Hier darf man als Piraten-Äquivalent zu Time Crisis auf Monsterjagd gehen. Ähnlich wie bei Fluch der Karibik sind die Gegner hier riesige Seemonster wie Kraken oder aber verfluchte Skelette, die gerne mal im Rudel über das Deck rushen. Deadstorm Pirates ist der typische Buddy-Shooter, denn hier geht es hauptsächlich darum, durch Teamwork Schadenspunkte und Treffer bei Gegnern zu akkumulieren. Ein kurzweiliges und harmloses Vergnügen. Hier funktioniert die Move-Steuerung ebenfalls so, wie sie sollte.
Eine Frage bleibt allerdings noch zu klären, warum man sich nicht dazu durchringen konnte, Point Blank mit auf die Blu-ray zu pressen. Dieser Lightgun-Shooter sorgte Ende der 90er-Jahre tatsächlich für einige Überraschungen. Hier dominierten clevere und lustige Minispiele das Bild in einem gänzlich gewaltlosen Umfeld.
Schade, denn Dr. Dan und Dr. Don hätten die gesamte Compilation hier um einige Facetten erweitern können.
Solide trifft es am ehesten. Die Time Crisis Compilation bietet drei verschiedenen Titel, von denen ausgerechnet der Namensgeber Razing Storm nicht sonderlich gut für Move umgesetzt wurde, während die beiden anderen Titel in dieser Hinsicht glänzen können. Dank der Gun-Con 3 kann man sich allerdings ein Stückchen Arcade-Feeling ins heimische Wohnzimmer holen.