Es ist keine Kritik, sondern ein Fakt, der durch Zahlen belegt ist: Keine stationäre Nintendo-Konsole hat sich so schlecht verkauft wie die Wii U. Nach der mehr als erfolgreichen Wii, die dank revolutionärer Steuerung, einem herausragenden The Legend of Zelda: Twilight Princess zum Launch, spaßigen Partyspielen für gesellige Runden sowie vielen kleinen Spieleperlen sowohl Nintendo-Veteranen als auch neue Zielgruppen vor den Bildschirm lockte, lief bei der Wii U so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Vor allem 2016 beschritt Big N mit den amiibo, dem Nintendo Classic Mini, Pokémon GO und Super Mario Run erfolgreich neue Wege, um sich auf dem Spielemarkt zu halten, und richtete so den Fokus erstmals in seiner Unternehmensgeschichte nicht auf das eigentliche Zugpferd. Doch wie konnte es nur soweit kommen?
Werfen wir einen Blick auf die Wii U, fällt uns als erstes die Steuerung negativ auf. Wo die Wii noch mit einem originellen und besonders handlichen, zweigeteilten Controller glänzen konnte, orientierte sich Nintendo bei der Wii U am Tablet-Trend und entschied sich für ein GamePad mit Touchscreen, das jedoch auffallend klobig und unhandlich daherkam. Der wohl bisher dickste und größte Controller aller stationären Mainstream-Konsolen seit dem NES wurde nach einiger Zeit so schwer, dass wir ihn gerne mal auf dem Schoß ablegten. Zudem nutzte Nintendo das Potential des zweiten Bildschirms und des Bewegungssensors in den wenigsten Spielen sinnvoll und hilfreich. Zum Glück konnten wir bei vielen Spielen auf eine Wiimote oder einen Classic Controller ausweichen.
Das Wii U Interface orientierte sich an der Kanäle-Aufmachung der Wii. Doch auch das systemeigene Netzwerk Miiverse mit der im Vorfeld versprochenen, lebendigen Community konnte nicht wirklich punkten. So entpuppten sich zum Beispiel die Zeichnungen, über die man mit anderen Spielern kommunizieren kann, als eher irrelevantes Gimmick. Features wie der Wii U Chat stießen bei den wenigsten Spieler auf Anklang und wurden kaum genutzt. Irreführend war auch die Bezeichnung der Konsole selbst: Auf die Wii folgt die Wii U, und das obwohl gerade Nintendo im Gegensatz zu Sony und Microsoft immer auf neue und individuelle Konsolennamen setzte. Implizierte der Name der Konsole in den Augen potentieller Käufer etwa, dass es sich hier lediglich um eine Wii-Fortsetzung und nicht um eine eigenständige Nachfolgerkonsole handelte…?
Steuerung und Systemsoftware hin oder her, ausschlaggebend für den Verkaufserfolg einer Konsole ist und bleibt die Spieleauswahl. Hier blieb die Wii U sowohl qualitiativ als auch quantitativ deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch die Wii musste ihrerzeit viel Kritik einstecken – dabei gab es ein hervorragendes Zelda gleich zum Launch, die beiden Super Mario Galaxy-Teile zählen zu den besten Abenteuern des Klempners und viele kleine, aber feine Perlen wie Red Steel 2, The Conduit, Little King’s Story, Deadly Creatures, Zack & Wiki, No more heroes oder Cursed Mountain erzielten Achtungserfolge. Zudem gab es mit Dead Space Extraction, Resident Evil: The Darkside Chronicles oder Animal Crossing: Let’s go to the city erfolgreiche Exklusivableger bekannter Franchises sowie mit Xenoblade Chronicles und The Last Story überragende und exklusive Toptitel. Für innovativen Partyspaß sorgten We Sing, Big Brain Academy, Boom Blox oder Wii Sports.
In all diesen Kategorien konnte die Wii U ihrer Vorgänger-Konsole leider nicht das Wasser reichen. Direkt zum Launch gab es mit New Super Mario Bros. U nur einen wirklichen Kaufanreiz – zu wenig. Über Monate hinweg folgten nach dem Launch keine Killer Apps – zu lang. Vorerst exklusive Titel wie Zombie U und Lego City Undercover erschienen später auch für die Konkurrenz, es gab so wenig Dritthersteller-Unterstützung wie nie zuvor und sogar zum Abschied der Konsole vor dem Launch der Switch am 3. März erschien kein wirklicher exklusiver Knaller mehr. Selbst die firmeneigenen Helden konnten auf der Wii U nicht glänzen – Super Mario 3D World blieb hinter Super Mario 64 oder Super Mario Galaxy zurück und Kirby sorgte mit seinem Regenbogenpinsel für eine Enttäuschung. Andere bekannte Nintendo-Charaktere ließen sich erst gar nicht blicken. Tatsächlich ist die Wii U die einzige Nintendo-Konsole ohne ein neues und exklusives Zelda oder Metroid.
In unserem großen Rückblick möchten wir Highlights, Flops und Kuriositäten noch einmal Revue passieren lassen. Aus Platzgründen beschränken wir uns auf Spiele, die exklusiv für die Wii U erschienen sind oder maximal auf hauseigenen Plattformen wie Wii und 3DS, jedoch nicht auf den Konsolen der Konkurrenz eine Umsetzung erhalten haben.