Es gibt zwei Arcadegerätschaften, bei denen ich so schlecht bin, dass man die Skala nach unten öffnen muss. Zum einen ist das Air Hockey und zum anderen Flipper oder im Verlauf der Review Pinball genannt. Da ich aber keiner Herausforderung aus dem Weg gehe, habe ich mich an die Versoftung einer wilden Ära gewagt und stellte erstaunliches fest: dieses Spiel ist realistisch.
Williams Pinball Classics startet damit, dass der Spieler in einer Spielhalle erwacht, in der sämtliche Williams Pinball Maschinen der letzten Dekaden vorhanden sind. Die Spielhalle ist dabei so naturgetreu nachgebildet, das man den Schweiß und die verschüttete Cola förmlich riechen kann. Selbst mich, als jemand der mit dem ganzen alten Kram nicht so sonderlich viel anfangen kann, überwältigte ein gewisses Gefühl von Geborgenheit, einer Zeit in der das größte Problem war, wie man den Eltern noch ein paar Groschen für den Automaten abschwatzen kann. Zumindest im Urlaub, denn in Deutschland gab es früher ja keine Mortal Kombat 2 Arcademaschinen, wir hatten stattdessen Aurora den ekelhafte Penner Glücksspielautomat der einen Hauch von Vegas in die heimischen Frittentempel wehen sollte.
Insgesamt gibt es dreizehn der bekanntesten Williams Flipper im Spiel zu finden. Zwei der Automaten sind allerdings zu Beginn noch nicht frei wählbar. Hier muss man diverse Ziele erfüllen, zum Beispiel eine bestimmte Folge von Punkten zum leuchten zu bringen oder aber einen bestimmten High Score erwischen, um diese frei zu spielen. Um nur ein paar prominente Maschinen zu nennen; Gorgar, der Conan Rip Off, Medieval Madness ein Ritter Flipper nebst Burg sowie Funhouse, der Flipper der mir Alpträume beschert wie kein anderer. Das liegt nicht am Tisch sondern an diesem lachenden Puppengesicht, welches sich vom Gruselfaktor her neben Marionetten und Zimpelaffen in meinen Platz der Creepy Nightmares einfügt.
Jeder Tisch hat spezifische Eigenschaften und Ziele die man erreichen kann. Zum Beispiel ist ein verstecktes Ziel das zerstören der Burg oder aber bei einem anderen Tisch das aktivieren des Warp Antriebs. Durch das erreichen aller Primär sowie Sekundärziele schaltet man für diese Tische den Freeplay Modus frei, bei dem man dann ohne auf den Geldbeutel zu schauen die Kugeln durch die Tunnel jagen kann. Diese recht fairen aber zugleich anspruchsvollen Ziele sorgen dann letztendlich auch für den gewissen Wiederspielwert, selbst bei Flippernulpen wie mir.
Als Bonus gibt es einen Challenge Modus, bei dem man alle Flippermaschinen der Reihe nach bespielen muss und pro Tisch ein jeweils anderes Punktelimit erreichen muss. Hierbei hat man nur eine begrenzte Anzahl an Continues zur Verfügung. Sollte man also Faxen machen und zum letzten Tisch kommen, gibt es keinerlei Gnadenfrist bei der nächsten verlorenen Kugel. Man startet wieder von vorne, dem ersten Flippertisch. So stelle ich es mir vor, als unsere Eltern früher ihre „Arcade Battles“ gefochten haben, wer kommt mit den wenigsten Pfennigen am weitesten.
Williams Pinball Classics ist für ein Nischenprodukt sehr realistisch in der Ball – und Maschinenphysik. Man hat nicht selten dank der 1:1 Umsetzung der Originale, das Gefühl, tatsächlich an einem echten Flippergerät zu stehen. Fotorealistisch mit Abstrichen wäre hier das perfekte Fazit. Die Kugel selber ist über jegliche physikalischen Zweifel erhaben. Wenn man das Verhalten der Kugel mit anderen Flipperausflügen wie zum Beispiel in Duke Nukem Forever vergleicht, muss man hier klar sagen, dass sämtliche Flippersimulationen oder aber Minigames, nicht annähernd an die Qualitäten von Williams Pinball Classics herankommen.
Williams Pinball Classics wird auf sehr lange Zeit die Referenz in Sachen Pinball sein, da das Spiel selbst uninteressierte Menschen wie mich positiv beeindrucken kann.